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Meteostory vom 04.07.2023
Aus Meteostory vom 04.07.2023. Bild: Gaudenz Flury
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Herausforderung Sommerhitze Diese sechs Massnahmen helfen gegen zu heisse Schweizer Städte

Bis 2060 werden die Temperaturen etwa 4.5 Grad Celsius höher sein als heute. Deshalb müssen Städte reagieren. Diese Massnahmen sind auf dem Prüfstand.

1. Bäume pflanzen und Grünflächen schaffen

In Städten pflanzt man viele möglichst hitzeresistente Bäume. Versiegelte Flächen bricht man auf und schafft zusätzliche Grünflächen.

So verändern sich die Temperaturen bis 2060

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° Laut Meteo Schweiz werden künftige Sommer in der Schweiz immer heisser. Die bodennahe Lufttemperatur wird bis 2060 in den Sommermonaten etwa 4,5 Grad Celsius höher sein als heute.

° An den heissesten Tagen im Sommer klettert das Thermometer 5,5 Grad Celsius höher als wir es heute gewohnt sind.

° Im Mittelland und in den Alpentälern steigt das Thermometer vermehrt über die 30-Grad-Marke, die einen «Hitzetag» kennzeichnet. Hitzesommer wie die von 2022 und von 2003 werden zur Norm.

° Am meisten zusätzliche Hitzetage werden für die Region Genf, das Wallis sowie die Südschweiz erwartet. Lugano zum Beispiel wird bis Mitte Jahrhundert jeden Sommer durchschnittlich 30 Hitzetage haben. Die Stadt Zürich erwartet sogar deren 44. Sitten hat jetzt schon 25 Hitzetage und Luzern 15.

° Gleichzeitig fällt bis 2060 bis zu einem Viertel weniger Regen als heute und die längste niederschlagsfreie Trockenperiode dauert rund 20 statt 11 Tage wie bisher.

Quelle: MeteoSchweiz

Wenn Bäume, Sträucher und Rasenflächen Wasser verdunsten, hat dies einen relevanten Kühlungseffekt auf die Umgebung. «Grünflächen sind bis zu 25 Grad Celsius kühler als ein versiegelter Boden. Auch die Lufttemperatur ist bis zu 3 Grad kühler. Bäume mit grossen Kronen senken die Lufttemperatur mit ihrem Schatten ebenfalls bis zu 3 Grad», sagt ETH Stadtklimaforscher Aytaç Kubilay.

2. Regenwasser zurückhalten

Das Regenwasser wird zu Bäumen und Sträuchern geleitet statt in die Kanalisation. Mulden mit speziellem Substrat bei den Baumwurzeln speichern möglichst viel dieses Wassers.

Blick auf eine kleine Baumreihe mit Spezialsubstrat.
Legende: Bäume sind beim «Schwammstadtkonzept» in ein spezielles Substrat gepflanzt, das Regenwasser wie ein Schwamm aufsaugt. (Ort: Wohlen, AG) SRF

Bäume verdunsten mehr Wasser und die Verdunstung kühlt die Umgebung zwischen 2 und 10 Grad Celsius ab. Diesen Effekt soll in Zürich auch der «Alto Zürrus» bewirken, ein Aluminiumring, der mit feinen Düsen Wasser versprüht. Der so erzeugte Nebel soll die Umgebung bis zu 10 Grad Celsius abkühlen, so die Hoffnung.

Der Aluminiumring, fünf Meter ab Boden, sprüht Wasser in die Umgebung.
Legende: «Der Versuch wird Ende 2024 ausgewertet. Dann sieht man, was es wirklich bringt.» (Christine Bächtiger, Fachbereichsleiterin Umwelt- und Gesundheitsschutz Zürich) Keystone / Michael Buholzer

3. Brunnen und offene Gewässer installieren

Brunnen, vor allem Springbrunnen sowie offene Gewässer liefern Verdunstungskälte.

Ein Mann und Kinder netzen sich in einem Springbrunnen.
Legende: Heisse Sommer verwandeln öffentliche Springbrunnen in eine Open Air Dusche. Keystone / Marzial Trezzini

Bewegtes Wasser, hat einen bedeutenden Einfluss auf das Stadtklima. «Bis zu 7,6 Grad kühler kann die Umgebung damit werden», sagt Christine Bächtiger Fachbereichsleiterin vom Umwelt- und Gesundheitsschutz Zürich.

4. Hausfassaden, Dächer und Strassen aufhellen

Gebäude und Dächer haben eine grosse Oberfläche, die sich stark aufheizen kann. Fassaden und Dächer werden deshalb mit hellen Farben versehen. Schwarzer Teer für Strassen wird mit hellem Split versetzt.

Strassenszene in Cordoba.
Legende: In spanischen Städten sind Segeltücher über die Gassen gehängt und beschatten Fassaden und Strassen. In der Schweiz ist dies noch kaum zu sehen. Im Bild: Strasse in Cordoba, Spanien. SRF

«Helle Fassaden und Dächer nehmen weniger Sonnenwärme auf. Den gleichen Effekt erzielt man mit der Beschattung durch Nachbarsgebäude», sagt Christine Bächtiger.

In verschiedenen Städten wurden Versuche mit aufgehellten Strassenbelägen durchgeführt. Wie hoch der Nutzen tatsächlich ist, weiss man noch nicht gesichert. Aufgehellte Strassen werden zwar weniger heiss. Umgekehrt strahlen sie aber viel Hitze ab, was die Strassen zum Backofen macht.

5. Hausfassaden und Dächer begrünen

Begrünung an Fassaden und auf Dächern bringen einerseits Schatten und andererseits Verdunstungskälte. Beides wirkt gleichzeitig gegen aussen und ins Hausinnere.

Blick auf das Gartenhochhaus in Rotkreuz.
Legende: Fassadenbegrünung am Gartenhochhaus Aglaya in Rotkreuz (ZG). Keystone / Christian Beutler

Der Temperaturunterschied kann 8 bis 19 Grad Celsius ausmachen.

6. Kaltluftströme nicht behindern

Wehen in der Nacht kühle Fallwinde durch die Strassen, muss eine Stadt aufpassen, dass sie diese nicht mit zu vielen oder falsch ausgerichteten Gebäuderiegeln behindert. «Kaltluftströme sind extrem wertvoll. Sie bringen in der Nacht die Temperaturen um ein paar Grade runter», sagt Christine Bächtiger. «Gleichzeitig ist aber noch nicht klar, wie viele Bauten zu viel sind, oder wie nahe sie zueinander stehen dürfen.»

Bis jetzt nur zögerliche Umsetzung in der Schweiz

Städte in der Schweiz haben noch nicht viele Massnahmen umgesetzt. Am weitesten ist Sion, denn Sion leidet von allen Schweizer Städten am meisten unter der Hitze. Nach einer längeren Konzeptphase startet Zürich jetzt mit der Umsetzung. Umsetzen kann eine Stadt, ein Kanton oder eine Gemeinde grundsätzlich nur bei ihren eigenen Gebäuden und Strassen. Machen Private mit ihren eigenen Gebäuden nicht mit, dann kann man sie von Gesetzes wegen noch kaum dazu zwingen.

Radio SRF 1, Meteo, 07.07.2023, 07:50 Uhr

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