Bis 2060 werden die Temperaturen etwa 4.5 Grad Celsius höher sein als heute. Deshalb müssen Städte reagieren. Diese Massnahmen sind auf dem Prüfstand.
1. Bäume pflanzen und Grünflächen schaffen
In Städten pflanzt man viele möglichst hitzeresistente Bäume. Versiegelte Flächen bricht man auf und schafft zusätzliche Grünflächen.
Wenn Bäume, Sträucher und Rasenflächen Wasser verdunsten, hat dies einen relevanten Kühlungseffekt auf die Umgebung. «Grünflächen sind bis zu 25 Grad Celsius kühler als ein versiegelter Boden. Auch die Lufttemperatur ist bis zu 3 Grad kühler. Bäume mit grossen Kronen senken die Lufttemperatur mit ihrem Schatten ebenfalls bis zu 3 Grad», sagt ETH Stadtklimaforscher Aytaç Kubilay.
Grünflächen und versiegelte Plätze in Städten
2. Regenwasser zurückhalten
Das Regenwasser wird zu Bäumen und Sträuchern geleitet statt in die Kanalisation. Mulden mit speziellem Substrat bei den Baumwurzeln speichern möglichst viel dieses Wassers.
Bäume verdunsten mehr Wasser und die Verdunstung kühlt die Umgebung zwischen 2 und 10 Grad Celsius ab. Diesen Effekt soll in Zürich auch der «Alto Zürrus» bewirken, ein Aluminiumring, der mit feinen Düsen Wasser versprüht. Der so erzeugte Nebel soll die Umgebung bis zu 10 Grad Celsius abkühlen, so die Hoffnung.
3. Brunnen und offene Gewässer installieren
Brunnen, vor allem Springbrunnen sowie offene Gewässer liefern Verdunstungskälte.
Bewegtes Wasser, hat einen bedeutenden Einfluss auf das Stadtklima. «Bis zu 7,6 Grad kühler kann die Umgebung damit werden», sagt Christine Bächtiger Fachbereichsleiterin vom Umwelt- und Gesundheitsschutz Zürich.
4. Hausfassaden, Dächer und Strassen aufhellen
Gebäude und Dächer haben eine grosse Oberfläche, die sich stark aufheizen kann. Fassaden und Dächer werden deshalb mit hellen Farben versehen. Schwarzer Teer für Strassen wird mit hellem Split versetzt.
«Helle Fassaden und Dächer nehmen weniger Sonnenwärme auf. Den gleichen Effekt erzielt man mit der Beschattung durch Nachbarsgebäude», sagt Christine Bächtiger.
In verschiedenen Städten wurden Versuche mit aufgehellten Strassenbelägen durchgeführt. Wie hoch der Nutzen tatsächlich ist, weiss man noch nicht gesichert. Aufgehellte Strassen werden zwar weniger heiss. Umgekehrt strahlen sie aber viel Hitze ab, was die Strassen zum Backofen macht.
5. Hausfassaden und Dächer begrünen
Begrünung an Fassaden und auf Dächern bringen einerseits Schatten und andererseits Verdunstungskälte. Beides wirkt gleichzeitig gegen aussen und ins Hausinnere.
Der Temperaturunterschied kann 8 bis 19 Grad Celsius ausmachen.
6. Kaltluftströme nicht behindern
Wehen in der Nacht kühle Fallwinde durch die Strassen, muss eine Stadt aufpassen, dass sie diese nicht mit zu vielen oder falsch ausgerichteten Gebäuderiegeln behindert. «Kaltluftströme sind extrem wertvoll. Sie bringen in der Nacht die Temperaturen um ein paar Grade runter», sagt Christine Bächtiger. «Gleichzeitig ist aber noch nicht klar, wie viele Bauten zu viel sind, oder wie nahe sie zueinander stehen dürfen.»
Bis jetzt nur zögerliche Umsetzung in der Schweiz
Städte in der Schweiz haben noch nicht viele Massnahmen umgesetzt. Am weitesten ist Sion, denn Sion leidet von allen Schweizer Städten am meisten unter der Hitze. Nach einer längeren Konzeptphase startet Zürich jetzt mit der Umsetzung. Umsetzen kann eine Stadt, ein Kanton oder eine Gemeinde grundsätzlich nur bei ihren eigenen Gebäuden und Strassen. Machen Private mit ihren eigenen Gebäuden nicht mit, dann kann man sie von Gesetzes wegen noch kaum dazu zwingen.