4136 Schülerinnen und Schüler wurden im Schuljahr 2022/23 in der Schweiz zu Hause von den eigenen Eltern oder erziehungsberechtigten Person unterrichtet. Dies zeigen die Statistiken der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK).
Der Kanton Bern verzeichnete mit 1263 Kindern und Jugendlichen die höchste Anzahl «Homeschooler», gefolgt vom Kanton Waadt mit 873 und dem Kanton Zürich mit 613 privat unterrichteten Schülerinnen und Schülern.
Im Vergleich zu den 987'000 Lernenden, die gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) eine reguläre Schule besuchen, ist die Anzahl «Homeschooler» gering. Doch deren Anzahl wächst kontinuierlich. Auch wenn es zu beachten gilt, dass in der Statistik auch Kinder mitgezählt werden, die nur übergangsweise ferienhalber oder aus psychischen oder physischen Gründen privat unterrichtet würden.
Homeschooling-Spitzenreiter Kanton Bern
Im Kanton Bern werden mit Abstand am meisten Kinder zu Hause unterrichtet. Die Gesetzeslage im Kanton ist vergleichsweise liberal. Eltern oder erziehungsberechtigte Personen dürfen bis zu fünf Kinder privat unterrichten. Eine Bewilligung zum Führen einer Privatschule muss nicht ersucht werden.
Zusätzlich zur anleitenden Lehrperson verlangen wir neu eine detailreiche Planung des Unterrichts.
Der Kanton hat auf die Zunahme von Kindern und Jugendlichen, die zu Hause unterrichtet werden, reagiert. Der Vorsteher des Amts für Kindergarten, Volksschule und Beratung Bern (AKVB) sagt gegenüber SRF: «Neu verlangen wir, zusätzlich zur anleitenden Lehrperson, eine detailreiche Planung des Unterrichts.»
So wolle man sicherstellen, dass der Lehrplan 21 korrekt umgesetzt wird. Das Schulinspektorat besucht die Familien und überprüft, ob alle Vorgaben eingehalten werden. Für Kinder mit Bedarf an sonderpädagogischen Massnahmen müssen zusätzlich Fortbildungen besucht werden.
Warum entscheiden sich Eltern für Homeschooling?
«Wir erheben die Gründe nicht», sagt Erwin Sommer, «da diese keine Voraussetzung sind bei der Bewilligung». Von den kantonalen Inspektoren höre man unterschiedlichste Gründe. Manchen Eltern genügt die Qualität der öffentlichen Schule nicht, andere sind mit den Stundenplänen nicht einverstanden.
Vielen Eltern ist die Volksschule zu eng und zu statisch.
Auffallend ist, dass es im ersten Jahr der Corona-Pandemie einen grösseren Sprung von 2290 zu 3015 zu Hause unterrichteten Kindern gab. Hat also Corona Homeschooling befeuert?
«Nein», sagt Patrick Ziegler, Präsident des Vereins «Bildung zu Hause». Im Verein sind 1300 Familien Mitglied, die Homeschooling machen. «Wir mussten viel informieren, was Homeschooling bedeutet und wie gross die Verantwortung ist. Die Allerwenigsten haben dann wirklich den Schritt gemacht, nur weil sie mit gewissen Massnahmen nicht zufrieden gewesen sind», so Ziegler.
Corona sei nicht der Grund. Man stehe auch zu den Zielen des Lehrplans, aber vielen Eltern sei die Volksschule zu eng und zu statisch. «Wir wollen mehr Dynamik in der Bildung und wir wollen aktiv dabei sein», sagt Ziegler.