Verhaltensauffällige Schüler integriert
Kinder mit Behinderung, psychischen Problemen, Lernschwierigkeiten oder Verhaltensstörungen, die früher in Kleinklassen oder Sonderschulen unterrichtet wurden, gehen seit rund 10 Jahren gemeinsam mit allen anderen zur Schule. Das Zauberwort heisst «Integration» oder «Inklusion».
Doch für viele, vor allem für Lehrerinnen und Lehrer, ist die integrative Schule am Ende. Die Belastung sei riesig – vor allem die Integration von Radau-Schülern bringe die Lehrpersonen an die Grenzen ihrer Kräfte. 90 Prozent der Lehrerschaft sehen Verhaltensauffälligkeiten von Schülern als ein Hauptproblem ihres Berufsalltages.
«Kaum mehr zu bewältigen»
Richten sollen es die Heilpädagogen. Doch davon gibt es viel zu wenige. Und im Vergleich zu den Kleinklassen sind die Möglichkeiten der Heilpädagogen und Heilpädagoginnen beschränkt. Kleinklassen, sagen Kritiker, hätten durchaus ihre Berechtigung.
Die Zeit der Ausgrenzung ist vorüber
Für die Befürworter der integrativen Schule hingegen ist klar: Nein, es gibt kein zurück. Kein Kind solle ausgegrenzt werden und das Stigma einer Kleinklasse ertragen müssen. Für Kinder mit Beeinträchtigung sei die Integration häufig ein Segen.
«Kein Kind soll stigmatisiert werden»
Wissenschaftliche Befunde decken diese Einschätzung. Kinder mit besonderen Bedürfnissen profitieren meist von integrativer Förderung, und dies ohne Auswirkungen auf die leistungsstärkeren Mitschüler. Zudem können integrativ geschulte Erwachsene besser lesen und schreiben als solche, die in Sonderklassen waren. Und sie sind erfolgreicher in der Berufsbildung und finden eher eine Arbeitsstelle.
Fakt ist aber auch: Die Integration von Kindern mit Lern- oder Verhaltensschwierigkeiten ist eine der grössten Sorgen an unseren Schulen.
Diskussion
Ist das integrative Modell nach zehn Jahren am Ende? Profitieren Ihre Kinder vom integrativen Modell? Kommen Sie als Lehrperson damit klar? Oder ist die Integration für Sie ein Fehlkonstrukt?
In der Sendung «Forum» diskutierten Andrea Lanfranchi, Professor an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik HfH, und Marion Heidelberger, Primarlehrerin und ehemalige Vizepräsidentin des Dachverbands der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH, diese Fragen.