Zum Inhalt springen

Kilo runter, Kosten rauf Teuer, begehrt, umstritten: Wer soll die Abnehmspritzen bezahlen?

Seitdem die Grundversicherung Wegovy bezahlt, schnellen die Verschreibungen nach oben. Für viele ist die Abnehmspritze eine Hoffnung – für andere ein teures Risiko. Wer profitiert? Wer zahlt? Und was bleibt, wenn die Spritze abgesetzt wird?

Die Wirkung ist beeindruckend: eine Spritze pro Woche, weniger Appetit, messbarer Gewichtsverlust. Medikamente wie Wegovy versprechen Hilfe für Menschen, die mit starkem Übergewicht kämpfen – und sie kosten rund 190 Franken pro Monat. Seit Frühling 2024 übernimmt unter bestimmten Voraussetzungen die Grundversicherung diesen Betrag. Doch die Nachfrage wächst rasant – und mit ihr die Kosten für alle Versicherten.

Wegovy-Kosten in der Schweiz

Box aufklappen Box zuklappen

Wegovy kostet gemäss Spezialitätenliste 178.95 Franken pro Pen. Ein Pen reicht für vier Wochen. Die Krankenkasse übernimmt neunzig Prozent der Kosten nach der Franchise. Nach weiteren 700 Franken Selbstbehalt übernimmt die Krankenkasse alle Kosten.

Wichtig: Es kommen auch noch Kosten für Arztbesuche und Ernährungsberatung hinzu.

 Beispielrechnung mit Kostenübernahme von Wegovy durch die Grundversicherung:

  • Jährliche Kosten: 2’326.35 Franken pro Jahr. Das entspricht 178.95 Franken pro vier Wochen.
  • Franchise: 300 Franken
  • Restbetrag nach Franchise: 2’326.35 Franken – 300 Franken = 2’026.35 Franken
  • Kostenübernahme durch Krankenkasse (90 Prozent): 90 Prozent von 2’026.35 Franken = 1’823.72 Franken Selbstbehalt (10 Prozent): 10 Prozent von 2’145.95 Franken = 202.64 Franken
  • Gesamtkosten für die Patientin oder den Patienten: 300 Franken (Franchise) + 202.64 Franken (Selbstbehalt) = 502.64 Franken pro Jahr

Stand: März 2025

Krankenkassenprämien berechnen

Mounjaro-Preis in der Schweiz

Mounjaro kostet in der Schweiz monatlich etwa 500 Franken. Der Preis kann aber je nach Apotheke schwanken.

Bereits im ersten Jahr wurden laut Schätzungen über 40'000 Menschen mit der Spritze behandelt – auf Kassenkosten. Tendenz steigend: Im ersten Quartal 2025 wurden bereits mehr als 120'000 Monatsdosen vergütet. Fachleute rechnen mittelfristig mit jährlichen Gesamtkosten von bis zu 300 Millionen Franken – für ein einziges Medikament.

Wegovy ist kein Wellnessprodukt

Verordnet wird die Spritze nur Menschen mit starkem oder sehr starkem Übergewicht, bei denen Diät, Bewegung und Verhaltenstherapie keinen ausreichenden Erfolg gezeigt haben. Sie müssen sich verpflichten, ihren Lebensstil umzustellen – Wegovy ist kein Ersatz für Disziplin, sondern eine medizinische Unterstützung bei einer Krankheit, die oft unterschätzt wird. Adipositas ist nicht einfach eine Frage von Selbstkontrolle.

Wann bezahlt die Krankenkasse die Spritze zum Abnehmen?

Box aufklappen Box zuklappen

Die Behandlung wird nur übernommen, wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind. Dazu gehört ein BMI über 35, wenn keine Begleiterkrankung vorliegt, und ein BMI über 28, wenn eine Begleiterkrankung vorliegt – zum Beispiel Bluthochdruck oder Schlafapnoe.

Weitere Bedingungen sind etwa eine Ernährungsumstellung und regelmässige ärztliche Erfolgskontrollen. Neben Wegovy gibt es weitere Injektionen zur Gewichtsreduktion, wie beispielsweise Mounjaro. Dieses Präparat wird aber derzeit nicht von der Krankenkasse erstattet.

Sie gilt als chronische Erkrankung. Rund elf bis 13 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz erfüllen die medizinischen Kriterien dafür – mit steigender Tendenz. Adipositas erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Schlafstörungen und Depressionen. Wer betroffen ist, leidet nicht nur körperlich, sondern oft auch unter sozialer Ausgrenzung und Vorurteilen.

Die Therapie wirkt – aber nur solange sie dauert

Erste Studien zeigen: Wird die Behandlung gestoppt, kehrt das Gewicht häufig zurück – zum Teil sogar über das Ausgangsgewicht hinaus. Das zeigt: Es geht nicht um ein paar Kilos zu viel, sondern um eine langfristige medizinische Begleitung. Genau deshalb ist der Zugang über die Krankenkasse klar geregelt: Wer keine medizinische Indikation hat, bezahlt selbst.

Was bleibt: eine gespaltene Debatte

Während Betroffene echte Erleichterung erfahren, kritisieren andere, dass Prämiengelder in ein System fliessen, dessen langfristige Wirkung noch nicht abschliessend untersucht ist. Die Politik verlangt Antworten: Ist die Kostenübernahme nachhaltig oder ein Fass ohne Boden? 2027 wird neu entschieden.

Bis dahin gilt: Die Spritze kann Leben verändern – aber sie ist kein Freipass zum schnellen Idealgewicht. Wer krank ist, soll Hilfe erhalten. Wer einfach schlanker sein will, muss selbst zahlen.

Ihre Meinung ist gefragt

Abnehmspritzen – wer soll das bezahlen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung im Kommentarfeld.

Gäste in der Sendung

Box aufklappen Box zuklappen
Logo SRF Forum
Legende: Forum

Am Donnerstag, 3. Juli 2025, von 10 bis 11 Uhr diskutiert Sandra Schiess mit Ihnen und folgenden Gästen:

  • Gabriela Fontana, Geschäftsleiterin der Schweizerischen Diabetes Stiftung
  • Saskia Schenker, Direktorin Prio.Suisse, Verband Schweizer Krankenversicherer
  • Online: Eric Dauer

Radio SRF 1, 1.7.2025, 16:15 Uhr

Meistgelesene Artikel