Die Wirkung ist beeindruckend: eine Spritze pro Woche, weniger Appetit, messbarer Gewichtsverlust. Medikamente wie Wegovy versprechen Hilfe für Menschen, die mit starkem Übergewicht kämpfen – und sie kosten rund 190 Franken pro Monat. Seit Frühling 2024 übernimmt unter bestimmten Voraussetzungen die Grundversicherung diesen Betrag. Doch die Nachfrage wächst rasant – und mit ihr die Kosten für alle Versicherten.
Bereits im ersten Jahr wurden laut Schätzungen über 40'000 Menschen mit der Spritze behandelt – auf Kassenkosten. Tendenz steigend: Im ersten Quartal 2025 wurden bereits mehr als 120'000 Monatsdosen vergütet. Fachleute rechnen mittelfristig mit jährlichen Gesamtkosten von bis zu 300 Millionen Franken – für ein einziges Medikament.
Wegovy ist kein Wellnessprodukt
Verordnet wird die Spritze nur Menschen mit starkem oder sehr starkem Übergewicht, bei denen Diät, Bewegung und Verhaltenstherapie keinen ausreichenden Erfolg gezeigt haben. Sie müssen sich verpflichten, ihren Lebensstil umzustellen – Wegovy ist kein Ersatz für Disziplin, sondern eine medizinische Unterstützung bei einer Krankheit, die oft unterschätzt wird. Adipositas ist nicht einfach eine Frage von Selbstkontrolle.
Sie gilt als chronische Erkrankung. Rund elf bis 13 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz erfüllen die medizinischen Kriterien dafür – mit steigender Tendenz. Adipositas erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Schlafstörungen und Depressionen. Wer betroffen ist, leidet nicht nur körperlich, sondern oft auch unter sozialer Ausgrenzung und Vorurteilen.
Die Therapie wirkt – aber nur solange sie dauert
Erste Studien zeigen: Wird die Behandlung gestoppt, kehrt das Gewicht häufig zurück – zum Teil sogar über das Ausgangsgewicht hinaus. Das zeigt: Es geht nicht um ein paar Kilos zu viel, sondern um eine langfristige medizinische Begleitung. Genau deshalb ist der Zugang über die Krankenkasse klar geregelt: Wer keine medizinische Indikation hat, bezahlt selbst.
Was bleibt: eine gespaltene Debatte
Während Betroffene echte Erleichterung erfahren, kritisieren andere, dass Prämiengelder in ein System fliessen, dessen langfristige Wirkung noch nicht abschliessend untersucht ist. Die Politik verlangt Antworten: Ist die Kostenübernahme nachhaltig oder ein Fass ohne Boden? 2027 wird neu entschieden.
Bis dahin gilt: Die Spritze kann Leben verändern – aber sie ist kein Freipass zum schnellen Idealgewicht. Wer krank ist, soll Hilfe erhalten. Wer einfach schlanker sein will, muss selbst zahlen.
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