Über ein Drittel der Umweltbelastungen gehen auf unsere Ernährung und auf die Art und Weise unserer Konsumation zurück. Hier geht es aber nicht um Verbote und Lustfeindlichkeit. Es geht ums Bewusstsein, ums Bewusstwerden. Um eine Motivation, die in vielen kleinen Schritten Grosses verändern kann.
Essen ist keine persönliche Entscheidung, es ist eine politische. Und wir treffen sie Tag für Tag, mehrmals. Beim Kochen. Einkaufen. Lagern. Wegwerfen. 20 Prozent der Treibhausgasemissionen von unseren konsumierten Gütern, verantworten wir durch unsere Ernährung. So weit, so schlecht.
Klimaküche, was ist das?
Die Zeit der Prasserei ist vorbei, während guter Geschmack, der nicht von Luxus lebt, eben nie aus der Mode fällt. In diesem Sinne sollten wir erstens wieder kochen und zweitens das so tun, wie unsere Grossmütter und Grossväter es taten. Sie hatten noch keinen Sinn fürs Verschwenden. Wer fürs Klima kochen möchte, startet also am besten einfach damit. Es ist keine Hexerei und jede Woche ein Klimaküchentag fördert die Kreativität und macht Spass.
Verschwendung abstellen
Die Verschwendung von Lebensmitteln können wir abstellen. Es geht einfacher, als man denkt. Man kauft, was man braucht (Einkaufszettel), schaut, was man hat (Vorrats- und Kühlschrank) und kurbelt seine Sinne an. Vor allem in Sachen «mindestens haltbar». Dieser Aufdruck ist ein freiwilliges Qualitätsversprechen der Herstellerfirmen und nicht gleichzusetzen mit dem Verbrauchsdatum.
Das Problem? Viele Konsumentinnen und Konsumenten kennen den Unterschied zwischen den beiden Datierungsarten nicht. So landen viele Lebensmittel über dem Datum unnötig im Müll.
Mit Bedacht einkaufen
Ein Supermarkt heisst so, weil er super ist für den Markt. Selbstverständlich ist es praktisch und natürlich sind die Grossverteiler in der Schweiz vorbildlich in vielen Bereichen, aber letztendlich bilden sie eine einflussreiche Marktmacht. Sie machen die Spielregeln und die Produzenten dürfen liefern oder nicht. In einem geschützten Rahmen einzukaufen, bedeutet, dass Foodwaste vorprogrammiert ist. Und nicht nur das.
Ein Supermarkt ist super, weil er durchdacht ist. Er führt uns an der Nase nach an Dingen vorbei, die wir nicht unbedingt brauchen. Lockvogelangebote landen dann bei uns zu Hause im Müll, auf dass Foodwaste zum Problem der Konsumentinnen und Konsumenten werde. Seien wir ehrlich mit uns selbst, viele Aktionsangebote könnte man sich sparen.
Die agrarpolitische Vision hat der Bundesrat Guy Parmelin im Juni 2022 herausgegeben. Klingt gut, aber wie verbindlich ist sie umsetzbar? Selbstredend stehen alle Akteure entlang der Lebensmittelproduktionskette in der Pflicht und ja: dazu zählen selbstverständlich auch wir Verbraucherinnen und Verbraucher. Lustvoll und klimaschonend kochen, das geht! Probieren Sie es einfach einmal aus.
Essen für die Zukunft
Es entstehen immer mehr Bücher zu diesem Thema. Essen für die Zukunft – so nennt sich etwa das Buch des britischen Koches und Aktivisten Tom Hunt. Er beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema einer lustbetonten, klimaschonenden Ernährung. Sein Buch ist ein guter Start, ihre persönliche «planetary health diet», also eine gesunde Ernährung für Mensch und Umwelt, in Gang zu bringen. Und auch die Rezepte vom iesraelisch-britischen Koch und Kochbuchtautor Yotam Ottolenghi ist immer wieder eine bereichernde Quelle der Geschmacksinspiration. Auch lernen kann man von ihm: dass man nicht päpstlicher als der Papst werden muss. Schritt für Schritt und ohne den Verzicht auf Geschmack und Genuss, kommt man dem Klimaschutz in der Küche schnell weit entgegen.