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Ly-Ling Vilaysane in ihrem Atelier
Legende: Von Appenzell bis an die Tokyo Fashion Week Anfangs wurde Ly-Ling Vilaysane dafür belächelt, dass sie Modedesignerin werden wollte. Heute hat sie ein eigenes Label und lebt von ihrer Mode. zvg

Modedesignerin aus Steinegg AI Von Appenzell an die Fashion Week in Tokio

Käse, Berge und Brauchtum - damit verbindet man Appenzell Innerrhoden. Der Kanton hat aber auch eine andere Seite, mit High-Tech-Firmen und kreativen Geschäftsleuten. Dazu gehört Modedesignerin Ly-Ling Vilaysane. Sie hat es mit ihrem Modelabel bis an die Tokyo Fashion Week geschafft.

Ly-Ling Vilaysane war immer anders. So fühlte sie sich zumindest. Nicht nur mit ihrem Wunsch, Modedesignerin zu werden, sondern auch als Innerrhoderin mit chinesischen Wurzeln. Aber von Anfang an.

Ly-Ling Vilaysanes Eltern kamen als Flüchtlinge aus Laos in die Schweiz. Im appenzellischen Steinegg landeten sie schliesslich, wo kurze Zeit später Ly-Ling Vilaysane zur Welt kam. «In Innerrhoden aufzuwachsen hat mich sehr geprägt», sagt die heute 40-Jährige.

Man gibt aufeinander acht

Sie verbrachte ihre Kindheit in einem Dorf, wo Tradition grossgeschrieben wird. In Steinegg hat sie nicht nur das appenzellische Brauchtum gelernt, sondern auch «wie eine richtige Innerrhoderin zu sprechen», wie Vilaysane selbst sagt. Hier kenne man sich und man gebe aufeinander acht. Das sei aber nicht immer einfach gewesen.

Im Nachhinein bin ich froh, dass ich früh lernen musste, mich durchzusetzen.
Autor: Ly-Ling Vilaysane Modedesignerin

Als Ly-Ling Vilaysane ein Kind war, gab es kaum Leute aus anderen Ländern im Dorf. In ihrer Klasse war sie lange die einzige Ausländerin. «Einerseits war es schwierig, weil ich nie so war, wie die anderen», sagt sie. Und andererseits wisse sie, dass sie das enorm weitergebracht habe. Im Nachhinein ist sie froh, dass sie früh lernen musste, sich durchzusetzen: «Egal was ich tue, ich bin anders. Darum ziehe ich mein Ding durch.»

Für den Berufswunsch belächelt

Ihr Ding war schon immer die Mode. Bereits als Kind wusste Ly-Ling Vilaysane, dass sie Modedesignerin werden will. Anfangs sei sie für ihren Traum nicht ernst genommen worden. «Meine Mitschüler haben mich dafür ausgelacht», erinnert sie sich. Doch ihr Lehrer unterstützte sie. Das gab ihr Selbstvertrauen und den Mut, es zu wagen.

So entschied sich die damals 15-Jährige, nach der Oberstufe an eine Textilschule in Österreich zu gehen. Nach ihrem Abschluss zog sie nach Paris, wo sie ein Modestudium begann. Sie entwickelte sich zu einer der besten Studentinnen und bekam sogleich eine Stelle als Assistentin eines Designers. 2006 gründete sie ihr eigenes Modelabel «aéthérée».

Bis an die Tokyo Fashion Week

Ly-Ling Vilaysane blickt mittlerweile auf eine 15-jährige Karriere in der Modebranche zurück. Mit ihrem Label hat sie mehrere internationale Designpreise gewonnen. 2009 erhielt sie die Ehre, die Tokyo Fashion Week mit ihrer Kollektion zu eröffnen. Es war ein Meilenstein in ihrer Karriere. «Danach habe ich an 27 Boutiquen auf drei Kontinenten verkauft», sagt sie.

Ständig neue Kollektionen auf den Markt zu bringen, ist nicht nachhaltig und entspricht nicht dem Zeitgeist.
Autor: Ly-Ling Vilaysane Modedesignerin

Doch je mehr ihre Mode um die Welt kam, desto mehr Zeit verbrachte Vilaysane im Büro statt im Atelier. Es reizte sie immer mehr, wieder Einzelteile zu entwerfen. «Ständig neue Kollektionen auf den Markt zu bringen, ist nicht nachhaltig und entspricht nicht dem Zeitgeist», findet sie. Sie kritisiert, dass nicht mehr die Modemarken die Trends festlegen, sondern die Kunden selbst: «Nur was viel Geld einbringt, kommt in die Läden.»

Ich tue, was ich liebe, und lebe davon. Besser geht es nicht.
Autor: Ly-Ling Vilaysane Modedesignerin

Statt mehrmals im Jahr eine neue Kollektionen zu designen, entwirft sie in ihrem Atelier in St. Gallen alle ein bis zwei Monate ein neues Kleidungsstück. Das Design produziert sie in mehreren Grössen und Farben und stellt es in ihrem Newsletter vor, den sie an ihre Kundschaft verschickt.

Ly-Ling Vilaysane möchte keine Massenprodukte herstellen, sondern Teile, die persönlich sind. Für sie geht die Rechnung auf: «Ich tue, was ich liebe, und lebe davon. Besser geht es nicht.»

Treffpunkt, 28.04., 10 Uhr

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