Ab der Lebensmitte sollten in beruflicher, privater und finanzieller Hinsicht wichtige Weichen für die Zukunft gestellt werden. Sonst droht das Pensionsloch. Fällt der gewohnte Alltag und der Gang zur Arbeit weg, kommt die grosse Leere. Das muss nicht sein.
Lilo Steinmann (56) bietet bei Avantage, einer Dienstleistung von Pro Senectute, Kurse für Menschen an, die sich mit der Pensionierung auseinandersetzen möchten. Sie hat den Eindruck, dass das gefürchtete Pensionsloch kein so grosses Thema mehr ist wie auch schon. Ihre Vermutung ist – die Leute sind besser auf den neuen Lebensabschnitt vorbereitet.
Meist werden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von ihren Chefs für die Kurse oder Seminare angemeldet. Sie zu motivieren, gehört zur Aufgabe von Lilo Steinmann. Der finanzielle Teil sei immer sehr spannend. Darauf würden sich die Teilnehmenden immer freuen. Vor allem jene, denen die Materie bislang zu kompliziert schien. Für sie sei es auch wichtig, auf Menschen und ihre geplanten Projekte einzugehen. Aufzeigen, was abgesehen vom Finanziellen sonst noch alles wichtig ist. Zum Beispiel der soziale Aspekt und dass man nach der Pensionierung eine sinnstiftende Aufgabe findet.
Vorbereitung auf die Pension und der Wow-Effekt
Es gibt sie, die Aha-Erlebnisse in den Kursen. Zum Beispiel, wenn jemand durch die Finanzplanung merkt, dass er oder sie sich frühpensionieren lassen kann. Ab dann mache das Arbeiten wirklich Spass. Wer nicht mehr muss, sondern darf, geht mit frischem Elan an die Arbeit, meint «Morgengast» Lilo Steinmann auf Radio SRF 1. Ausrechnen lassen, was man von der AHV erhält und den Pensionskassenausweis studieren, das seien zwei Sachen, die wichtig sind.
Neuer Stoff für das Gespräch am Frühstückstisch
Die Pensionierung bringt auch grosse Veränderungen in einer Partnerschaft mit sich. Darauf weist Lilo Steinmann in ihren Kursen gerne hin. Stellen Sie sich vor, Sie können 7 Tage und 24 Stunden mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner verbringen. Ob das lustig ist oder nicht, müssten die Leute selber entscheiden. Wichtig sei, zu besprechen, wie man mit der neuen Situation umgehen möchte.
Wie viel Freiraum lässt man sich, braucht es eine räumliche Trennung, wo jeder sein eigenes Reich hat oder was gibt es für Sachen, die man gemeinsam angehen möchte. Das gebe wieder neuen Gesprächsstoff am Frühstückstisch. Oft sei es so, dass den Paaren dieser mit den Jahren ausgegangen ist.
Nichts machen, ist keine gute Lösung
Das Pensionsloch rückt näher, wenn man sich nicht um den neuen Lebensabschnitt kümmert. Nichts tun, sei keine gute Lösung, sagt Lilo Steinmann. Fragen, die man sich stellen sollte sind: Was ist mir wichtig, was bedeutet mir etwas, was begeistert mich? Die Antworten können ganz unterschiedlich sein. Sie höre immer wieder von ganz spannenden Projekten.
Sich für andere zu engagieren, macht nicht nur glücklich, es macht auch Sinn.
Während jemand einen Stammbaum der Familie erstellen will, hüten andere ihre Enkelkinder, werden Imker oder engagieren sich gemeinnützig. Lilo Steinmann meint: «Sich für andere zu engagieren, macht nicht nur glücklich, es macht auch Sinn». Im Kanton Aargau gebe es in einer Gemeinde eine Frau, die zweimal wöchentlich in der Gemeinde «fötzeln» geht. Sie mache das freiwillig und unentgeltlich. Andere gehen auf Reisen. Auch das sollte möglich sein. Was jemand mit der neu gewonnen Zeit macht, sei so unterschiedlich, wie wir Menschen sind. Selber hat sie auch schon eine Idee, was sie als Rentnerin begeistern wird. Ihr Garten, mit den Blumen und den Kräutern – da möchte sie ihre Zeit investieren.