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Ungleichheit bei Vorsorge Frauen haben zu wenig in der Pensionskasse

Frauen erhalten deutlich weniger PK-Rente als Männer. «Kassensturz» zeigt, woran es liegt und was sich ändern müsste.

Sonja Fleischmann ist seit 20 Jahren berufstätig – und hat kaum etwas in ihrer Pensionskasse. Sie ist gelernte Coiffeuse, liess sich später zur Fachfrau Betreuung ausbilden und leitet heute einen Hort. Rund 17'000 Franken Alterskapital hat die 36-Jährige angespart. Die Prognose: Eine PK-Rente von wenigen 100 Franken pro Jahr. «Altersarmut ist bei mir vorprogrammiert», sagt die alleinerziehende Mutter.

Drei Viertel aller Mütter arbeiten höchstens 50 Prozent

Wie viel in der Pensionskasse gespart wird, hängt direkt mit dem Einkommen zusammen. Wer wenig verdient und Teilzeit arbeitet, kann beruflich kaum vorsorgen. Statistisch betrifft dies vor allem Mütter: Drei Viertel aller Mütter mit kleinen Kindern sind entweder nicht oder zu höchstens 50 Prozent erwerbstätig. Und das in Jobs, die häufig finanziell kaum einschenken; in der Pflege, im Verkauf, in der Kinderbetreuung.

«Die Pensionskassen sind ausgerichtet auf Männer», sagt Historikerin Brigitte Studer. Weibliche Biografien seien benachteiligt, vor allem, weil Frauen wegen der Kinder Erwerbsunterbrüche haben. Für eine gute berufliche Vorsorge braucht es ein lückenloses Erwerbsleben.

Kinder sind eine Leistung für den Staat, die sich für Frauen nicht lohnt.
Autor: Veronica Weisser Vorsorge-Expertin

«Wirklich ausgleichen kann das nur die AHV», sagt eine der renommiertesten Vorsorge-Expertinnen der Schweiz, Veronica Weisser. Die UBS-Spitzenfrau plädiert für eine starke staatliche Vorsorge. Denn «Kinder sind eine Leistung für den Staat, die sich für Frauen nicht lohnt.» Im Gegenteil: Mütter trügen die Hauptlast der Kinderbetreuung und seien finanziell oft von Männern abhängig.

Dabei ist die Ehe keine Absicherung mehr: Zwei von fünf Ehen werden geschieden, und das Bundesgericht verlangt von geschiedenen Frauen, sich selbst versorgen zu können. Deshalb sei aufhören zu arbeiten der grösste Fehler, den Frauen machen könnten, sagt Veronica Weisser. «Viele Frauen stehen vor einem Scherbenhaufen, wenn sie begreifen, dass sie nicht abgesichert sind.»

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Ehe sicherer als Konkubinat

Zwar wird bei einer Scheidung aufgeteilt: Die Frau erhält die Hälfte der PK des Mannes, die während der Ehe geäufnet wurde, und umgekehrt. Doch danach ist frau auf sich allein gestellt, eine nicht vorhandene Berufskarriere lässt sich schwer aufholen. Vielen Frauen fehlt es an Qualifikationen oder neben Haushalt und Kindern an Zeit, um genug zu verdienen und damit für sich selbst vorzusorgen.

Noch unangenehmer kann eine Trennung für Frauen enden, die im Konkubinat eine traditionelle Rollenverteilung gelebt haben. Sie haben keinerlei Anspruch auf Ausgleich. Ihnen raten Expertinnen zu einem finanziellen Ausgleich bereits während der Partnerschaft. Deutlich sicherer ist für Frauen die Ehe. «Eine bittere Realität in der Schweiz des 21. Jahrhunderts», so Ökonomin Weisser.

Mütter und Väter müssten beide weniger arbeiten.
Autor: Brigitte Studer Historikerin

«Staatlich finanzierte Kinderbetreuung wäre die beste Altersvorsorge für Frauen», ist Veronica Weisser überzeugt. Nur, wenn es absolut normal sei, dass Kinder fremdbetreut würden, hätten Frauen eine echte Wahl. Wer sich dann trotzdem in eine Abhängigkeit begebe, tue dies aus freien Stücken, so Weisser.

Auch für Brigitte Studer liegt die Lösung bei der Kinderbetreuung. Mütter und Väter müssten beide weniger arbeiten. «Gesellschaftliche Veränderungen funktionieren nur, wenn wir in Utopien denken», so die Historikerin. Solange Familienarbeit nicht fair geteilt werde, sei keine Gleichberechtigung möglich – auch nicht bei der PK.

Kassensturz, 11.04.23, 21:05 Uhr

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