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Dialekt-Schrift Wie schreibe ich Mundart?

Ob Grusskarten, Textnachrichten, oder gar E-Mails: Viele schreiben mehr oder weniger oft im Dialekt. Nur wie? Eine schweizerdeutsche Rechtschreibung gibt es nicht. Hier ein paar Tipps.

Lange war Schweizerdeutsch – im Gegensatz zu Hochdeutsch – praktisch nur eine gesprochene Sprache. Doch seit einiger Zeit schreiben immer mehr Menschen im Alltag ihre Mundart. Es sind längst nicht mehr nur die Jugendlichen, welche ihre Textnachrichten im Dialekt ins Smartphone tippen.

Bei der Verschriftlichung des Schweizerdeutschen herrscht ziemlicher Wildwuchs.
Autor: André Perler Mundart-Redaktor

Aber: Bei der Verschriftlichung des Schweizerdeutschen herrscht ziemlicher Wildwuchs. Während einige sich eher an der Aussprache orientieren (z.B. «zùùgfaare», «sümpaatisch», «Trotwaar»), halten sich andere stark an die hochdeutsche Schreibung («zugfahre», «sympathisch», «Trottoir»).

Wie schreiben Sie?

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Verfassen Sie ihre Nachrichten auf Hochdeutsch oder tun Sie es mittlerweile auf Schweizerdeutsch? Schreiben Sie es (egal in welcher Sprache) in die Kommentare.

Verständlichkeit als Ziel

Unter jungen Leuten ist der Wildwuchs bei der Verschriftlichung meist kein Problem – sie kommen mit verschiedensten Schreibweisen zurecht. Aber wenn der Adressat es nicht gewohnt ist, Mundart zu lesen, kann es zu Verständigungsproblemen kommen.

Um Missverständnisse zu verhindern, helfen ein paar Tipps:

  • Eher hochdeutschnah schreiben: Gerade für ungeübte Dialektleserinnen ist eine hochdeutschnahe Schreibweise einfacher zu lesen – auch wenn dies auf Kosten der genauen Wiedergabe der Lautung geht. Wenn es also um den Inhalt geht – etwa in einer Textnachricht – dann empfiehlt es sich, hochdeutschnah zu schreiben.
  • Wortgrenzen einhalten: Wenn Wörter zusammengeschrieben werden («i hasi imfall gseh»), ist der Text schwieriger zu lesen, als wenn die einzelnen Wörter voneinander getrennt sind («i ha si im Fall gseh»).
  • «ie» nur bei Zwielaut: Im Hochdeutschen steht «ie» oft für ein langes «i». Im Schweizerdeutschen lesen wir das «ie» aber intuitiv als «i-e», als Diphthong (Zwielaut). Darum kann man zwar «lieb» auch im Schweizerdeutschen mit «ie» schreiben, «viel» hingegen nicht – es wird im Dialekt ja nicht als langes «i» ausgesprochen. Und was man sich gleich ganz abgewöhnen sollte: «ie» für ein langes «i» zu schreiben (z.B. «fiere» statt «fiire»).
  • Kein «scht» und «schp» am Silbenanfang:
    Oft sieht man Dialekt-Schreibungen wie «Schtund» oder «verschpilt». Das ch» ist dabei überflüssig. Im Hochdeutschen wird «st» und «sp» am Anfang eine Silbe immer «scht» und «schp» ausgesprochen. Darum lesen wir es automatisch richtig, auch ohne «ch». Anders ist es am Ende einer Silbe oder auf einer Silbengrenze: «Chaschperli» oder «fescht» widerspiegeln die typisch schweizerdeutsche Lautung, die sich von «fest» und «Kaspar» im Hochdeutschen unterscheidet.
  • Apostroph nur bei Buchstaben-Auslassung:
    Im Dialekt setzen viele gerne Apostrophe: Man liest von «Z’vieri», s’isch» oder «d’Frau». All diese Apostrophe sind unnötig. «Zvieri», «s isch» und «d Frau» ist besser. Ein Apostroph wird (auch im Hochdeutschen) eigentlich nur dann gesetzt, wenn ein Buchstabe ausgelassen wurde, also etwa in «het’s» aus «het es». Und selbst dann kann man im Dialekt getrost auch «het s» schreiben.

Toleranz ist geboten

Diese Liste ist nicht abschliessend. Und es sind Tipps, keine verbindlichen Regeln! Auch der Schreiber dieses Artikels wendet nicht alle davon konsequent an.

Gerade für das alltägliche Verfassen von Textnachrichten wäre es viel zu anstrengend, sich exakt an eine bestimmte Schreibweise zu halten. Seien Sie also nicht zu streng zu sich selber und zu jenen, deren Nachrichten nicht immer auf Anhieb zu entziffern sind.

Mundartliteratur als Entwicklungsfeld

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Es gibt zwei ausgearbeitete Schreibweisen für das Schweizerdeutsche – beide wurden primär für die Mundartliteratur entwickelt.


Die «Schwyzertütschi Dialäktschrift» von Eugen Dieth (1938) orientiert sich an der Aussprache: Kurze Vokale werden mit einem Buchstaben, lange Vokale mit zwei Buchstaben geschrieben, also «zùùgfaare». Auch die genaue Lautung der Vokale wird unterschieden: «Züüg» (Zeug) vs. «Zǜǜg» (Züge).


Die «Bärndütschi Schrybwys» von Werner Marti (1972) ist näher am Hochdeutschen, schreibt also «zugfahre». Zwischen «ü» und «ǜ» wird nicht unterschieden. Allerdings unterscheiden sich Zeug («Züüg») und Züge («Züg») auch in dieser Schreibung.


Einige Mundartautoren verwenden aber eine noch viel aussprachenähere Schreibung und verschieben gar die Wortgrenzen. «Sie hat gesagt, ihm sei es nicht gut gegangen» wird bei Martin Frank zu: «Si hexeit är sigschläch zwäxi» .


Darüber hinaus haben viele Dialekte ihre eigene, sinnvolle Schreibtradition . Etwa der Raum Luzern, Aargau oder Solothurn, wo «ich» als «ech», «für» als «för» und «Luzern» als «Lozärn» geschrieben wird.

Radio SRF 1, 12. November 2021, 9.40 Uhr / ff

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