Wir alle kennen diese Witzbolde:
- Begrüssung? «Saletti Spaghetti!»
- Befinden? «Alles fit im Schritt?»
- Zmittag? «Cordon Pneu» und «Sturzwälderschwarte»
- Verabschiedung? «Tschö mit ö, bis Denver!»
Kasperli, der Nervsprech-König
Ein grosser «Nervsprecher» ist der von Jörg Schneider gesprochene Kasperli aus den Hörspielen der 1960er- und 70er-Jahre. Seine Sprache ist voll von Wortspielen wie «sälbschtvernatüürli», «natütterli», «spazifizottle» oder «studifiziere». Viele Kasperli-Ausdrücke haben es sogar in die schweizerdeutsche Alltagssprache geschafft.
Kasperli zeigt uns, wie wir spielerisch und kreativ mit der Sprache umgehen können. Das finden besonders Kinder lustig, aber auch viele Erwachsene.
Aber der Grat zwischen lustig und nervig ist schmal, sehr schmal. Den Eltern, die die Kasperli-Hörspiele dutzende Male mit anhören müssen, können die Wortspiele mit der Zeit tierisch auf die Nerven gehen.
Alltagssituationen auflockern
«Nervsprech» ist aber nicht nur Sprachspiel zum Selbstzweck. Wenn man die Ausdrücke genauer anschaut, zeigt sich, dass die meisten davon in sehr standardisierten alltäglichen Kommunikationssituationen verwendet werden: Begrüssung, Erkunden nach dem Befinden, Dank oder Verabschiedung.
In solchen Situationen verwenden wir normalerweise immer dieselben Ausdrücke, sogenannte Routineformeln: «Hallo!», «Wie geit's?», «Merci!», «Tschüss!». Mit Wortspielen, Buchstabenverdrehern oder Reimen lassen sich diese «langweiligen» Kommunikationssituationen auflockern, entlocken dem Gegenüber im Idealfall sogar ein Schmunzeln.
Warum es nervt
Die Routineformeln sind so eingeübt, dass wir kaum überlegen müssen, um sie auszusprechen. So können wir uns auf das konzentrieren, was wir eigentlich in der jeweiligen Kommunikationssituation erreichen wollen.
Wenn nun aber jemand die ungeschriebene Regel, dass immer dieselben Routineformeln verwendet werden, bricht, dann geht die kognitive Entlastung verloren. Anstatt nach der Begrüssung einfach weiterzusprechen, muss man sich zum Wortspiel oder zum Spruch des Gegenübers irgendwie verhalten – lachen, die Augen rollen, betreten schweigen ... Das nervt. Besonders, wenn es (wie so oft) ganz simple Wortwitze oder Reime sind. Ha. Ha. Ha.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Und am meisten nervt es, wenn immer wieder dieselben Ausdrücke kommen. Dann fällt nämlich auch der Reiz des Neuen weg und es bleibt einfach nur der blöde Spruch – Nervsprech eben.
Aber ob man will oder nicht – über gewisse Ausdrücke muss man auch nach dem hundertsten Mal noch lachen.
«Schankedön, bis baldrian!»