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Kultfigur verändert sich «Kasperli» wird moderner und hat jetzt eine Freundin

Das Kasperlitheater im «Park im Grüene» in Rüschlikon gibt es seit 1947. Nun werden die Stücke modernisiert.

«Tri Tra Trallala, der Kasperli ist wieder da.» Bei dieser Melodie fühlen sich wohl viele wieder in ihre Kindheit zurückversetzt. Weniger geläufig als die Titelmelodie ist, dass der freche Kasper mit Zipfelkappe seinen Ursprung in Rüschlikon am Zürichsee hat.

Seit 77 Jahren gibt es dort im «Park im Grüene» von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler ein fest installiertes Kasperlitheater.

Kasperlitheater im «Park im Grüene»
Legende: Der Puppenkünstler Adalbert Klingler trat mit seinem Kasperli-Theater 1947 zum ersten Mal im Migros-Klubhaus in Zürich auf. Kurz darauf bezog er mit seinen Puppen ein eigenes Theater im «Park im Grüene». SRF/Christoph Brunner

Die Geschichten von Kasperli, der Prinzessinnen vor bösen Hexen oder Lausbuben vor dem Teufel rettet, kommen bei Kindern auch heute noch gut an. Doch die Rollenbilder, die im Kasperlitheater vermittelt werden, haben Petra Kübler, seit über 30 Jahren Leiterin des «Park im Grüene», zunehmend gestört.

Carla, die neue Partnerin an Kasperlis Seite

Die weiblichen Figuren seien entweder böse Hexen, verzogene Prinzessinnen oder liebe Grossmütter. «Ein cleveres Mädchen, welches Kasperli auch mal Paroli bieten kann, findet man vergebens», sagt Petra Kübler.

Aus diesem Grund wurde eine neue Figur geschaffen: Carla. Sie begleitet Kasperli neu als gleichberechtigte Partnerin auf seinen Abenteuern.

Die Puppen Carla und Kasperli
Legende: Ein freches Mädchen namens Carla soll Kasperli bei seinen Abenteuern das Wasser reichen können. SRF/Christoph Brunner

Carla ist ein freches Mädchen, das Kasperli auf Augenhöhe begegnen soll. «Sie hat einen wachen Blick und passt mit ihren dunklen Haaren auch farblich perfekt zu Kasperli», sagt Simon Keller, seit einem Jahr künstlerischer Leiter des Kasperlitheaters in Rüschlikon.

Bei den Zuschauerinnen und Zuschauern kommt die neue weibliche Figur gut an. Eine Mutter sagt: «Sie hat Kasperli mal gezeigt, wo es durchgeht.» Doch nicht alle Eltern freuen sich über diese Veränderung. Es gebe auch Leute, die finden, dass Kasperli nicht auch noch auf dieser «Gender-Welle» surfen solle, sagt Simon Keller.

Auch Globi hat sich gewandelt

Die Kasperli-Geschichten sind aber längst nicht die einzigen Schweizer Kindergeschichten, die sich im Wandel der Zeit verändert haben.

Prominentestes Beispiel ist Globi, der vom anarchistischen Lausbuben zum Botschafter mit pädagogischem Auftrag wurde. Hat Globi früher Streiche gespielt oder gar Tiere geplagt, hilft er heute der Polizei, der Feuerwehr oder dem Roten Kreuz. Oder er macht auf den Klimawandel aufmerksam.

«Eine Tradition zu verändern, ist immer ein heisses Eisen», sagt der künstlerische Leiter des Kasperlitheaters im «Park im Grüene». Aber allen könne man es sowieso nie recht machen, sagt Simon Keller.

Einen queeren Kasperli wird es so schnell nicht geben

Er und sein Team planen bereits weitere Stücke mit Carla. Man müsse die Modernisierung der Kasperli-Geschichten aber vorsichtig angehen, sagt Petra Kübler, Leiterin des «Park im Grüene». Kommt schon bald ein queerer Kasperli? «Ich schliesse nicht aus, dass es den einmal gibt», sagt Kübler, «aber das wird sicher noch eine Weile dauern. Und ob ich dann noch hier bin, ist eine andere Frage.»

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Regionaljournal Zürich Schaffhausen 13.6.2024, 17:30 Uhr ; 

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