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Neuroathletik Ist diese Technik Marco Odermatts Erfolgsgeheimnis?

Immer mehr Sportlerinnen und Sportler trainieren neben ihren Muskeln auch ihr Gehirn. Das Neurotraining soll aber nicht nur im Leistungssport, sondern auch bei ADHS helfen.

«Ich hatte Mühe mit den Augen», sagte Marco Odermatt im Interview mit SRF nach dem ersten Riesenslalomlauf von Schladming. Wegen eines Patzers war er auf dem elften Rang gelandet. Dann die Überraschung: Im zweiten Lauf raste er doch noch zum Sieg.

Ob Neurotraining ihm zum Erfolg verholfen hat? Zwischen den beiden Läufen sah man den Nidwaldner Skiprofi nämlich am Pistenrand stehen und seine Handschuhe auf und ab bewegen. Konzentriert verfolgte er mit den Augen die Bewegung seiner Hände – und versuchte so wohl, seine Augen-Hirn-Koordination zu verbessern.

Nutzen wissenschaftlich nicht erwiesen

Egal ob im Skifahren, Fussball oder Eiskunstlauf: Immer mehr Sportlerinnen und Sportler setzen auf Neuroathletik, um ihre Leistung zu verbessern. Und das, obwohl es keine wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit des Gehirntrainings gibt.

Mit der Trainingsmethode soll die Kommunikation zwischen Gehirn und Körper verbessert werden. Kognitions- oder Koordinationsübungen sollen dabei helfen, Bewegungen besser zu steuern und auszuführen. Das Neuroathletik-Training kommt ursprünglich aus den USA. Dort begann der Chiropraktiker Eric Cobb Anfang der 2000er-Jahre, Neurologie mit Sportwissenschaft zu verbinden. Auch in der Schweiz gibt es immer mehr Anbieter, die auf Neuroathletik setzen.

Auch bei ADHS hilfreich

Ursina Ammann hat sich auf Neuroathletik spezialisiert und bietet seit drei Jahren neurokognitive Trainings an. Sie sagt: «Der Lerneffekt ist bei Neurotraining viel schneller da als beim konventionellen Training.» Trainieren könne man zum Beispiel die Augen. «Augenliegestütze», nennt Ammann das. Dabei bewegt man Stäbchen vor den Augen hin und her, um Schielen hervorzurufen. «Das stärkt das Hirn, schärft die Augen und verbessert die Reaktionsgeschwindigkeit», sagt Ammann.

Das Gehirntraining sei aber nicht nur im Leistungssport hilfreich, sagt Ursina Ammann. «Jeder kann trainieren, vom Kleinkind bis zum 90-Jährigen.» Und es muss nicht immer um sportliche Leistung gehen: Sie bietet ihre Kurse auch für Menschen mit Parkinson oder Kinder mit ADHS an. Bei Letzteren kombiniert sie zum Beispiel spielerische Sportübungen mit Mathematikaufgaben. «Plötzlich gelingt das Fokussieren dann besser», sagt Ammann.

Momentan schwören zwar noch vor allem Spitzensportlerinnen und -sportler auf Neuroathletik. Ammann glaubt aber, dass die Trainingsmethode auch im Breitensport immer mehr aufkommen wird. Auch wenn diese Form der Athletik dort bis anhin noch relativ unbekannt ist.

Radio SRF 1, «Morgengast», 26.01.2024, 7:17 Uhr

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