Nach 25 Jahren Alpin-Skifahren, wage ich mich erstmals wieder auf die Langlauf-Loipen. So viel vorneweg: Wer Langlauf noch immer mit gemütlichem Seniorensport verbindet, ist selber noch nie auf den schmalen Latten gestanden.
Erkenntnisse von SRF 1-Outdoor Reporter Marcel Hähni
1. Die Ausrüstung
Am Anfang meiner neuen Karriere steht ein Besuch in einem Langlauf-Geschäft und die Erkenntnis: Langlauf ist nicht gleich Langlauf! In der Zwischenzeit ist zum klassischen Langlauf das Skaten dazugekommen. Das sind verschiedene Sportarten!
Das wichtigste zu Beginn: Für Klassisch und Skating brauchst du unterschiedliche Ski, Stöcke und Schuhe.
Für mein Loipen-Comeback nach 25 Jahren angle ich mir Kollege Gaudenz Flury. Der SRF-Meteorologe lief in seinen jungen Jahren im Nationalkader und führt mich zurück auf die Loipe.
2. Die Bekleidung
Kleider machen Langläufer. Zwar kann man auch mit den Bikekleidern im Winter auf die Loipe aber natürlich hat die Sport- und Kleidungsindustrie auch den Langlaufsport entdeckt. Empehlenswert ist eine gute Langlaufhose, die an den Oberschenkeln genug warm gibt und unten bei den Beinen zwei Reissverschlüsse hat, damit man die Hosen über die Schuhenden beim Knöchel zuziehen kann. Spezielle Handschuhe, damit es zwischen Daumen und Zeigefinder keine Blasen gibt und eine Kappe und eine Sonnenbrille sollten auch zur Ausrüstung gehören. Hilfreich ist auch ein Hüftgurt für das Smartphone und einen Energieriegel. Spezielle Langlaufgurte haben zudem ein Getränkedepot eingebaut.
3. Gesundheit und Technik
Beim Langlauf werden mindestens 95 Prozent des Muskelapparates aktiviert. 600 Muskeln kommen in Bewegung. Arme, Beine, Rücken und Bauch. Zudem wird beim Langlauf die Durchblutung gesteigert, man schult das Gleichgewicht und die Koordination, stärkt Herz und Kreislauf. Langlauf gilt zudem als gelenkschonend.
Langlaufen ist gesund für Körper und Geist. Für den Langlauf spricht zudem, dass der Winter sonst eher bewegungsarm ist.
Da im Langlauf Gleichgewicht und Kondition als Grundlage dienen, sollte man schon im Sommer mit Gleichgewichts- und Konditionsübungen beginnen. Viele Langläufer steigen darum im Frühling auf die Rollski um.
4. Langlauf-Wetter
Typisches Langlaufwetter ist immer, sagt Meteo-Experte Gaudenz Flury. Der grosse Vorteil im Vergleich zum alpinen Skifahren sei: Langlaufen könne man bei jedem Wetter, selbst bei eingeschränkter Sicht und Neuschnee.
5. Ab auf die Loipe
In der Schweiz gibt es rund 5500 km präparierte Loipen. Die Kosten, um ein Loipennetz von rund 21 Kilometern zu präparieren und instand zu halten, belaufen sich auf rund 150'000 Franken pro Saison. Das Geld wird unter anderem durch Tagespässe und den Schweizer Loipenpass aufgebracht. Dieser kostet 140 Franken und kann auf das Smartphone geladen werden. Alleine in der Saison (2018/19) wurden rund 35'000 Loipenpässe verkauft. Wer neben der Loipe läuft, muss die Naturschutzregeln, den Wildschutz und die Lawinengefahr beachten.
6. Ambitionen und Volksläufe
Nach den ersten Tagen auf den Langlaufskis hat mich der sportliche Ehrgeiz gepackt. Jedes mal werden es mehr Kilometer am Stück. Plötzlich läuft die Uhr mit und ich komme auf die Idee an einem Volkslauf mitzumachen. In der Schweiz gibt es diverse davon, in der Swiss-Loppet-Serie sind sie zusammengefasst. Nachdem ich die Laufzeiten der Läufer in der Senioren und Veteranen-Katagorie gesehen habe, verzichte ich aber vorerst auf eine Teilnahme.
Schon ein paar Tage später habe ich meinen eigenen Rhythmus verinnerlicht und geniesse statt dem Wettkampf die Ruhe, die Natur und übe mich in Demut. So will ich Langlaufen!