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Wanderung des Monats August Glacier-Trail: Alpinwanderung über zwei Gletscher im Wallis

Der Glacier-Trail ist eine anspruchsvolle Verbindung zwischen Saas-Fee und dem Mattmarkgebiet.

Der Glacier-Trail ist ein alpiner Wanderweg bei Saas Fee, der gleich über zwei Gletscher führt. Es ist eine anspruchsvolle Verbindung zwischen der Britanniahütte und dem Mattmarkgebiet mit seinem grossen Stausee. Der hochalpine Wandertipp für den Monat August von Outdoor-Reporter Marcel Hähni.

Marcel Hähni

Outdoor-Reporter

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Marcel Hähni, Jahrgang 1970, ist Redaktor und Produzent bei Radio SRF 1 und ausgebildeter Wander- und Schneeschuh-Wanderleiter. Zu seinen bevorzugten Wanderzielen gehören die Zentralschweiz und die Ostschweiz mit dem Alpstein, dem Rätikon und dem Engadin. Regelmässig berichtet er auf srf1.ch und am Radio über seine neuesten Abenteuer und verrät Tipps und Tricks für die Outdoorwelt.

Für mich ist es ein Wiedersehen: Hier auf der Britanniahütte habe ich einen Teil meiner Wanderleiter-Ausbildung genossen und von hier aus habe ich auch meinen ersten Viertausender bestiegen. Das Allalinhorn. Die Britanniahütte liegt auf 3030 Meter über Meer und ist Ausgangspunkt zu vielen Viertausendern.

Seit ein paar Jahren ist sie aber auch der Ausgangspunkt zum Glacier-Trail, der über Teile des Hohlaub- und Allalingletscher führt. Daher treffen sich hier Bergsteiger, Alpinwandererinnen und Tagestouristen.

Der Hochalpine Wanderweg, der auch im Sommer meistens schneebedeckt ist, führt von der Morenia-Bahn-Station (erreichbar von Saas Fee aus) über das Egginerjoch zur Britanniahütte. Dieser Weg ist aber aktuell wegen Steinschlag gesperrt- Stand August 2025. Die Wanderung startet bis auf weiteres von der Bergstation der Felskinn-Bahn aus. Hinter der SAC Hütte geht der Weg dann südlich hinunter auf den Hohlaub- und den Allalingletscher.

Wer erst um 6 Uhr von der Britanniahütte aufbricht, ist einer der Letzten, der die Hütte verlässt – alle Anderen sind bereits seit Stunden unterwegs.
Autor: Marcel Hähni SRF 1 Outdoor-Reporter

Um das ganze Erlebnis richtig zu geniessen, mit Hüttenübernachtung und Sonnenaufgang am frühen Morgen, mache ich diese Tour in zwei Tagen. Als «Wiederholungstäter» weiss ich: «Wer erst um 6 Uhr von der Britanniahütte aufbricht, ist einer der Letzten, der die Hütte verlässt – alle Anderen sind bereits seit Stunden unterwegs.» Und so ist es dann auch.

Am Anfang muss ich die Markierungen noch suchen. Es geht aber schnell und ich finde die weiss-blau-weissen Markierungen auf den Steinen und den Tafeln auf dem Gletscher immer besser. Gletscherspalten sind gut sichtbar und ich umgehe sie in sicherem Abstand.

Am Ende des Allalingletschers, kurz bevor ich über Geröll hinauf zum Schwarzbergchopf steige, zeigt sich ein kurioses Bild: Mehrere Steine, die so gross sind wie ein Gartenhaus, stapeln sich übereinander vor mir. Letztes Jahr waren diese Steine noch nicht hier. Und wahrscheinlich liegen sie bereits nächste Woche auch nicht mehr dort, weil der Gletscher sich immer weiter zurückzieht und die Steine fast täglich ins Rollen kommen.

Auf dem Schwarzbergkopf lege ich eine Pause ein. Hoch oben die Viertausender der Region und tief unten der markante Mattmarkstausee. Es ist ein demütiger Blick auf die Staumauer. Sie erinnert mich an das grosse Baustellenunglück vor 60 Jahren. Ein Abbruch des Allalingletschers hat damals 88 Arbeiter, die an der Mattmarkstaumauer im Einsatz standen, unter sich begraben. Niemand hat das Unglück überlebt.

Das Unglück von Mattmark

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Stausee von Mattmark im Wallis.
Legende: SRF/ Marcel Hähni

Vor 60 Jahren, am 30. August 1965, ereignet sich das grösste Unglück der Schweizer Baugeschichte: Kurz vor Fertigstellung des Staudamms von Mattmark bricht die Zunge des Walliser Allalingletschers ab. Die Eismassen begraben 88 Arbeiter unter sich. Das Unglück wird vorerst als reine Naturkatastrophe bezeichnet. Doch bald beginnen Presse und die Angehörigen der Opfer, die Sicherheitsvorkehrungen auf der Baustelle zu hinterfragen. 

1972, erst sieben Jahre nach dem Unglück, bringt der Kanton Wallis den Fall vor Gericht. 17 Angeklagte, darunter Ingenieure und Suva-Beamte, müssen sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Bereits eine Woche nach Prozessbeginn werden sie in allen Anklagepunkten freigesprochen.

Heute weiss man: Experten warnten bereits vor dem Unglück vor der Gefahr eines Gletscherabbruchs.

Nach der Rast geht es an den Abstieg. Auch wenn ich mich auf einem rot-weiss-rot markierten Wanderweg befinde, ist noch einmal volle Konzentration gefordert.

Der Weg geht steil nach unten und ist zwischendurch leicht ausgesetzt. Über die Schwarzbergalp geht es hinunter zum Stausee und dann der Kiesstrasse entlang zur Staumauer. Dort gibt es ein Restaurant, ein Museum zum Bau des Mattmarkstausees und eine Haltestelle für das Postauto, das mich zurück nach Saas-Grund bringt.

Speziell auf Gletschern sollten eine gute Sonnen- oder Gletscherbrille, Handschuhe und funktionelle Kleidung getragen werden. Den markierten Weg nicht verlassen. Die beste Jahreszeit für diese Wanderung ist Juli bis September.

Wanderung des Monats

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Wanderer und weidende Kühe
Legende: Wanderideen für Naturliebhaberinnen Zu Fuss unterwegs, wo es schön ist. Keystone/Gian Ehrenzeller

Sie sind gerne in der Natur unterwegs und brauchen Ideen für schöne Wanderungen und Ausflüge? Hier finden Sie mehr Wander- und Ausflugstipps von SRF-Outdoor-Reporter Marcel Hähni.

Radio SRF 1, 5.8.2025, 16:12 Uhr ; 

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