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Pelz-Debatte Kürschner: «Naturpelz ist nachhaltiger als Kunstpelz»

Wohin mit dem geerbten Pelzmantel? Dieser Frage geht «Input»-Redaktorin Beatrice Gmünder nach. Auf der Suche nach einer ethisch vertretbaren Lösung trifft sie auf einen der letzten Kürschner der Schweiz: Thomas Aus der Au. Er sagt: Akzeptieren wir Nutztierhaltung, dann gehört auch Pelztragen dazu.

Thomas Aus der Au

Kürschner

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Thomas Aus der Au ist Kürschnermeister und Ausbildner. 2017 wurde der letzte Kürschner in der Schweiz ausgebildet. Aus der Au verarbeitet in seinem Zürcher Atelier einheimische Rohfelle zu Pelzbekleidung und Accessoires. 1956 gründeten seine Eltern den Kleinbetrieb, er übernahm 1991. Thomas Aus der Au möchte zum Fortbestand und zum Verständnis des Kürschnereihandwerks beitragen. Er ist Vizepräsident des Schweizer Pelz-Fachverbands Swiss Fur .

SRF: Thomas Aus der Au, in den 70er Jahren lernten Sie den Beruf des Kürschners, 1991 übernahmen Sie das Pelzgeschäft Ihrer Eltern. Was gefiel Ihnen an dem Beruf?

Thomas Aus der Au: Mir gefiel das handwerkliche Gestalten mit Naturmaterial, die Haptik und Optik von Pelzfellen, die vielen Gestaltungsmöglichkeiten mit Fellen.

Wenn Sie Ihre heutige Arbeit mit früher vergleichen, was hat sich verändert?

In den 70er und 80er Jahren waren mehr und aufwendigere Neuanfertigungen gefragt. Es gab damals eine breitere Fellpalette, vor allem auch von Wildfellen. Nebst dem Rotfuchs wurden die Felle des Waschbärs und von Nagetieren wie Bisam und Nutria verarbeitet. Oder man verwendete Persianer-Lammfelle, aus Herdenhaltung. Heute stehen bei unserer Arbeit das Umarbeiten und Neugestalten von bestehenden Pelzmodellen im Vordergrund. Handwerklich ist das genauso herausfordernd. Verändert hat sich auch, dass der Schweizer Pelz-Fachverband Swiss Fur seit den 90er Jahren einheimische Felle wie den Rotfuchs fördert.

Besuch bei einem der letzten Schweizer Kürschner

Welchen Pelz würden Sie niemals tragen und warum?

Keine Felle aus China oder solche, deren Herkunft unbekannt ist. Also nur Felle aus gesicherter, für mich verantwortbarer Herkunft. Diesen Grundsatz befolge ich auch bei meinen Angeboten in meinem Geschäft.

Tierschutzorganisationen begannen in den 80ern, gegen das Pelztragen zu protestieren. Sie machten auf Tierquälerei auf Pelzfarmen aufmerksam. Gibt es Argumente, die Sie nachvollziehen können?

Jede Nutzung von Tieren bedingt auch Schutz. Jagd und Haltung müssen dem Tierwohl dienen und geregelt sein – und diese Regelungen müssen auch durchgesetzt werden. Dabei darf die Nutzungsart keine Rolle spielen, sei es für Nahrung, Bekleidung, zur privaten Unterhaltung oder zum Schutz von Agrarflächen für pflanzliche Nahrung.

Welche Alternative gäbe es zu Echtpelz?

Bezüglich Nachhaltigkeit ist Naturpelz jedem «Fake Fur», also Kunstpelz, vorzuziehen. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass beim «Fake Fur» auf Erdölbasis und mit viel Energieaufwand etwas hergestellt wird, das dem Naturprodukt ähnlich sein soll – während das Naturprodukt, der echte Pelz, ungenutzt und gedankenlos vernichtet wird. Das ist meiner Ansicht nach absolut unverantwortbar: Es betrifft zum Beispiel den Rotfuchs in der Schweiz, aber auch den Waschbär oder den Bisam, sowohl in Nordamerika als auch in Europa. Die Bejagung dieser Tiere ist notwendig: zur Bestandsregulierung wegen Überpopulationen, damit verbundenen übertragbaren Krankheiten und auch zum Schutz von Agrarflächen. Die Felle dieser Tiere werden jedoch zum grössten Teil unbesehen vernichtet, um das Pelztragen nicht zu unterstützen.

Bezüglich Nachhaltigkeit ist Naturpelz jedem Kunstpelz vorzuziehen.
Autor: Thomas Aus der Au Kürschner

Armani gab 2017 die Pelzmode auf, Gucci folgte diesem Beispiel und seither ziehen immer mehr Modehäuser nach. Wird man echten Pelz in Zukunft noch sehen?

Ob sich Kunstpelz modisch durchsetzen wird, kann ich nicht vorhersagen. Der internationale Pelzverband IFF und Swiss Fur arbeiten immer wieder mit jungen Modedesignerinnen und -designern zusammen. Deshalb wird auch in Zukunft Pelzmode international präsent sein und nicht aus der Zeit fallen.

Das Gespräch führte Beatrice Gmünder.

Radio SRF 3, Sendung «Input», 7.11.2021, 20.03 Uhr ; 

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