Beim Bergsteigen in grosser Höhe verändern sich im menschlichen Körper nicht nur das Sauerstoffangebot und der Stoffwechselprozess: Der Körper passt sich mit jedem Höhenmeter auch mit einer Veränderung der Hormonausschüttungen an die schwierigen äusseren Bedingungen an.
Im Oktober 2013 waren Schweizer Höhenmediziner mit 40 freiwilligen Testpersonen am 7126 Meter hohen «Himlung Himal» unterwegs. Radio SRF 1 hat die Expedition begleitet. Das Dossier dazu finden Sie hier .
Stresshormone fluten den Körper
Die Berner Forscher haben herausgefunden, dass der menschliche Körper in Höhen über 5000 Meter regelrecht mit Stresshormonen geflutet wird. Im Gegensatz dazu nimmt die Ausschüttung der Fortpflanzungshormone ständig ab. Die Versorgung des Körpers mit Hormonen findet nicht permanent und dauernd, sondern in regelmässigen Abständen, rund ein Mal pro Stunde statt. In grossen Höhen verändert sich nach von Wolff dieser Rhythmus, was aber von den Bergsteigern selber nicht wahrgenommen wird.
«Auf dieser Höhe merkt offensichtlich auch der Körper, dass es ums Überleben und nicht um die Fortpflanzung geht», schmunzelt von Wolff. Vor bleibenden – und zuhause unerwünschten – Veränderungen brauche man aber keine Angst zu haben. Die Versorgung mit Fortpflanzungshormonen normalisiere sich nach rund 10 Tagen im Tiefland wieder. Die nun aufwändig erforschten Hormonveränderungen am Berg zeigen auch die Gründe, weshalb sich bei Frauen mit zunehmender Höhenexposition die Regel verändert.
«Kein zuverlässiger Schwangerschaftsschutz»
Durch die Verringerung der Fortpflanzungshormone steigt gemäss den Forschern bei Frauen mit jedem Höhenmeter die Wahrscheinlichkeit, dass der Zyklus durcheinander gebracht und die Periode plötzlich ganz ausbleibt oder erst später kommt. «Dass wir uns richtig verstehen, eine Höhenexposition alleine ist kein zuverlässiger Schwangerschaftsschutz», erklärt der Berner Forscher und Frauenarzt. Er empfiehlt Frauen vor Aufenthalten in sehr grosser Höhe die Regel mit einer Pille auszusetzen. Diese dürfe aber das Thrombosen-Risiko, das in der Höhe per se schon grösser sei, nicht zusätzlich erhöhen.
Die Auswertung der gesammelten Datensätze zum menschlichen Hormonhaushalt in grosser Höhe sind für Reisende und Bergsteigerinnen und Bergsteiger auch bei den Reisevorbereitungen von grossem Interesse.