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Radio SRF 1 Höllenlärm durch Strassenverkehr – tun die Kantone zu wenig?

Mehr als eine Million Menschen in der Schweiz sind Tag für Tag Lärm ausgesetzt, der über dem gesetzlichen Grenzwert liegt: Lärm durch Autos, Züge oder getunte Fahrzeuge. Das sagen Zahlen des Bundesamts für Umwelt (Bafu). Tun die Behörden zu wenig, um das zu verhindern?

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In tropisch heissen Sommernächten das Fenster öffnen – für viele Menschen in diesem Land ist das eine Illusion. Mehr als eine Million Menschen in der Schweiz leben gemäss Zahlen des Bundesamts für Umwelt (Bafu) mit Strassenlärm, der über dem erlaubten Grenzwert liegt.

Tipps für lärmarmes Fahren

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  • Bereits beim Kauf auf lärmarme Fahrzeuge achten – ein leichteres einem schweren Fahrzeug (SUV) vorziehen.
  • Schmale statt breite Reifen wählen.
  • Beim Garagisten auf leise Pneus bestehen (einwellige statt dreiwellige).
  • Niedertourig fahren.
  • Reifendruck regelmässig kontrollieren – optimal gepumpte Pneus rollen leiser.
  • Genügend Abstand zum nächsten Fahrzeug halten, um unnötiges Bremsen und Anfahren zu vermeiden.

Bedenklich: Seit 2018 ist die gesetzliche Frist für die Sanierung von zu lärmigen Strassen abgelaufen – doch passiert ist in vielen Fällen gar nichts!

Wenn nicht sanierte Strassen offiziell als saniert gelten

Die Lärmliga hat kürzlich Zahlen des Bundes ausgewertet und kommt zu einem skandalösen Schluss: Die Kantone tricksen bei der Lärmsanierung. Die (legale) Ausrede: Wenn Sanierungen «nicht wirtschaftlich» sind, müssen sie nicht gemacht werden. Solche Strassen gelten dann als offiziell saniert. Im Kanton Zürich wurden gemäss Lärmliga 95 Prozent der Fälle so «scheinsaniert». Im Kanton St. Gallen sind es 97 Prozent. Im Kanton Genf hingegen nur 50 Prozent.

Fakt ist: Trotz Kosten von 1,8 Milliarden Franken schützten die Sanierungsprogramme nur rund 235'000 von rund einer Million Menschen, die an lärmigen Strassen leben. Und Lärm macht krank. Gemäss Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation WHO seien in der Schweiz gar vier Millionen Menschen von krankmachendem Lärm betroffen, behauptet die Lärmliga.

Ist die Einhaltung von Grenzwerten utopisch?

Die Kantone wehren sich: Dass die gesetzlichen Grenzwerte überall in der Schweiz eingehalten werden können, sei «utopisch». Es gebe Fälle, wo die Strassenlärmbelastung einfach zu hoch sei. Mehr Strassen mit Tempo 30 einzuführen, sei auch keine Lösung, denn viele Autofahrerinnen und Autofahrer empfänden diese als Schikane. Und bei Flüsterbelägen seien viele Deutschschweizer Kantone im Gegensatz zur Westschweiz leider noch unerklärlich zurückhaltend.

Künstlicher Lärm und Lärmblitzer

Auf umso mehr Unverständnis stösst deshalb auch der definitive Beschluss des Bundesrates, dass Elektroautos ab Juli künstlich lärmen müssen. Und immer wieder zu reden geben auch aufgemotzte Autos und lärmige Töffs. Der Kanton Genf plant deshalb die Einführung von Lärmblitzern, um absichtliche «Lärmer» zu büssen.

Diskussion mit Experten

Schutzmassnahmen und Temporeduktionen – tun die Behörden zu wenig gegen störenden Strassenlärm? In der Sendung «Forum» diskutierten folgende Gäste mit Hörerinnen und Hörern über das Thema:

  • Hanspeter Gloor, Leiter Sektion Lärmsanierung Kanton AG, Vorstand Cercle Bruit
  • Peter Ettler, Präsident Lärmliga Schweiz

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