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Radio SRF 1 Sterbehilfe – eine Überforderung für die Angehörigen?

Die Anfragen nach einem begleiteten Freitod steigen von Jahr zu Jahr. Doch gerade für die Familie ist der begleitete Suizid nicht unproblematisch. Jeder vierte Angehörige leide danach an einer psychischen Erkrankung, sagen Studien. Werden Angehörige in die Entscheidung zu wenig involviert?

Das Interesse an einem selbstbestimmten Lebensende nimmt seit Jahren drastisch zu. Über 1200 Menschen nahmen im letzten Jahr in der Schweiz Sterbehilfe in Anspruch. Das ist ein Drittel mehr als noch im Jahr zuvor. Seit 2003 hat sich die Zahl mehr als verfünffacht.

Traumatisiert nach Sterbebegleitung

Doch dieser Trend hat auch Schattenseiten: Die Belastung für Familie und Angehörige durch die Sterbehilfe wird laut Experten unterschätzt. Bei einem Suizid sind im Schnitt 10 bis 15 nahe Angehörige betroffen.

Jeder Vierte, der dem begleiteten Freitod einer nahestehenden Person beiwohnt, leide auch nach über einem Jahr an einer psychischen Erkrankung, die eine ärztliche Behandlung erfordert. Das zeigte eine Schweizer Studie aus dem Jahr 2012.

«Belastung wird unterschätzt»

Der selbstbestimmte Tod werde zwar zunehmend akzeptiert – die Belastung für die Familie aber unterschätzt, so die Kritik. Viele Angehörige litten nach der Sterbehilfe an einem Trauma. Zwar verursache auch ein «natürlicher» Tod bei Angehörigen grosse Krisen, so die Studie. Doch träten nach einer Freitodbegleitung psychische Störungen deutlich häufiger auf.

Bei der Sterbeorganisation Exit sieht man das anders. Die Familie würde in den Prozess immer miteinbezogen. Und man fasse oft nach einem Jahr oder später bei den Angehörigen nochmals nach, um zu schauen, wie es ihnen geht.

Diskutieren Sie mit!

Werden die Bedürfnisse der Familie beim Todes-Entscheid genügend berücksichtigt? Oder ist Sterbehilfe eine Überforderung für die Angehörigen? Die Hörer-Diskussion finden Sie im Kommentarfeld .

Im Studio diskutierten in der «Forum»-Sendung zur Sterbehilfe:

  • Urs Geeser, Angehöriger, seine Frau ist im März 2016 mit Exit gestorben
  • Andreas Weber, Leiter Palliativteam am Spital Wetzikon
  • Bernhard Sutter, Geschäftsführer Exit
  • Gabriela Stoppe, Professorin für Alterspsychiatrie und Expertin für Suizid-Prävention

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