Max Schweizer war über 30 Jahre Diplomat an den unterschiedlichsten Orten dieser Welt. Von China über Saudi-Arabien, Türkei, Spanien bis Südafrika. Auch er wurde einmal einbestellt. Das war anfangs der 2000er-Jahre. Damals war er als Missionschef in der Türkei angestellt. Er erzählte uns, was bei einer Einbestellung genau passiert.
Was heisst «einbestellt»?
Bei einer Einbestellung wird ein Botschafter zum Gespräch zitiert. Der Staat übergibt dem Botschafter dann eine Botschaft. Dort steht geschrieben, wie der Staat die aktuelle Situation empfindet. Der Botschafter ist also ein Sprecher und Empfänger einer Botschaft, die er dann seinem Heimatland weiterleitet.
Und so läuft eine Einbestellung ab:
Das Sekretariat des Botschafters
- Geklärt werden müssen nun die logistischen Punkte: Wie kommt der Botschafter XY zum Aussenministerium des Landes? Ist der Botschafter zum gewünschten Zeitpunkt überhaupt im Land?
- Empfang im Aussenministerium: Wer genau den Botschafter in Empfang nimmt, ist offen. Das kann der Staatspräsident, Bundeskanzler, Aussenminister oder gar eine Personengruppe aus dem Aussenministerium sein.
- Dem Botschafter wird im Büro des Aussenministers ein Stuhl angeboten. Der Botschafter darf sich also an einen Tisch setzen.
Der Botschafter darf eine Einbestellung nie persönlich nehmen. Er ist nur Mittel zum Zweck.
- Nun wird das Problem seitens Aussenministerium angesprochen oder auch diskutiert. Es gehe dann aber nie um einen selber, sagt der ehemalige Diplomat Max Schweizer. «Der Botschafter ist nur eine Person, die eine Nachricht weitergibt. Er ist also Mittel zum Zweck.»
- Wie ruppig der Ton dann ausfällt, sei sehr unterschiedlich, sagt Max Schweizer. Es komme immer darauf an, ob wir mit dem jeweiligen Staat «gewisse Probleme» haben. «Das widerspiegelt sich dann auch im Ton.»
- Im aktuellen Fall in Deutschland war der Ton wahrscheinlich freundschaftlich, der Inhalt jedoch ernst. Das muss man als Botschafter erkennen.
Der Botschafter leitet dann die Inhalte an sein Heimatland weiter. Im Fall von Berlin also leitet die Botschafterin den Inhalt der Gespräche an das Schweizer Aussendepartement (EDA) weiter.