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Von der Kunst Geld zu verteilen
Aus Input Story vom 10.06.2020. Bild: Monique Bär
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Einflussreiche Mäzene Von der Kunst, Geld zu verteilen

Monique Bär ist reich und engagiert sich für andere. Als Spross einer Zürcher Bankierfamilie hat sie früh mitbekommen, dass Reichtum auch geteilt werden kann. Doch zuerst musste sie lernen dazu zu stehen. Denn reich zu sein ist nicht nur einfach. Sein Geld schlau einzusetzen ebenso wenig.

Monique Bär ist die Urenkelin des Bankengründers Julius Bär und weiss von klein auf, was es heisst vermögend zu sein. Zuhause war es selbstverständlich, dass man andere unterstützt. Das Haus war offen für viele Kunstschaffende. Ihr Vater Hans Bär förderte als klassischer Mäzen diverse Einrichtungen, zum Beispiel als Präsident der Zürcher Tonhalle.

Geld bedeutet Macht

Doch wie geht man mit dem Reichtum und der Macht, die das Geld mit sich bringt, um? In jungen Jahren empfand Monique Bär ihr Erbe vor allem als Last. Man ist exponiert und häufig mit Vorurteilen konfrontiert.

Wer ist gemeint? Ich als Person oder das Geld hinter meinem Namen? Diese Frage stellte ich mir als junge Frau häufig.
Autor: Monique Bär Philanthropin

Ihr erster Berufswunsch war die Entwicklungshilfe. Dies auch, weil sie diese weit weg von ihrem Namen und ihrem Geld hätte bringen können. Doch immer mehr zog es sie ins Unternehmerische.

Monique Bär

Monique Bär

Organisationsentwicklerin und Philanthropin

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Sie ist die Urenkelin von Julius Bär, dem Gründer der Bank Julius Bär. Seit den 90er Jahren ist sie Organisationsentwicklerin und Coach und setzt sich je länger je mehr für Nachhaltigkeit, Leadership und soziale Integration ein. Das tut sie unter anderem mit ihrer 2005 gegründeteten Stiftung Arcas Foundation und als Vorstandsmitglied von SwissFoundations. Privat arbeitet sie liebend gern an Holzskulpturen.

Sie wurde Organisationsentwicklerin. Sie arbeitete als Supervisorin, als Coach und sie lernte auch persönlich dazu. Rückblickend meint sie: «Mit den Jahren lernt man eine Standhaftigkeit zu entwickeln, um nicht ins Wackeln zu kommen, wenn man wieder einmal Projektionsfläche ist.»

Der Entschluss zu Geben

Ob jemandem ein Hunderternötli in die Hand gedrückt, unentgeltlich Nachhilfeunterricht gegeben oder eine Ausbildung bezahlt, gegeben habe sie schon immer. Ihr erstes Grossprojekt kam aber übers Radio zu ihr.

Der Zirkus Robinson war mein erstes Grossprojekt und ist bis heute mein Sternchenprojekt.
Autor: Monique Bär Philanthropin

Sie hörte, dass der Kinderzirkus Robinson nach 25 Jahren die Tore schliessen muss. Kurzerhand nahm sie das Telefon in die Hand und sagte: «Das geht nicht. Ich helfe euch». Daraus wurde eine 10-jährige Unterstützung.

Das Coming-out

Mit 50 bindet Monique Bär die Wanderschuhe und läuft den Jura Höhenweg. Mit den Kilometern wächst die Idee einer eigenen Stiftung, der Wunsch ihr Geld strategischer und nachhaltiger einzusetzen.

Kurz darauf gründet sie ihre Stiftung, mit welcher sie diverse Projekte rund um die Integration von Menschen in die Gesellschaft unterstützt – vor allem durch Bildung und Arbeit. Ihre Stiftungsgründung bezeichnet sie als Coming-out.

Meine Stiftungsgründung war wie ein Coming-out. Öffentlich zu meinem Namen und Geld zu stehen brauchte viel Mut.
Autor: Monique Bär Philanthropin

Plötzlich wüssten alle, dass du reich bist und was du unterstützen willst, so Bär. Man ernte Dank, aber auch Anfeindungen und viele Anfragen nach Geld.

Erst jetzt wagt sich Bär öffentlich mit ihrem Namen und ihrem Geld hinzustehen. Anzuerkennen, dass ihr Erbe ein Geschenk sei, für welches sie Verantwortung übernehmen wolle, habe Zeit gebraucht.

Stifter, Philanthropen und Mäzene in der Schweiz

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Legende: Keystone

Was ist der Unterschied?

  • Mäzeninnen sind Menschen, die ihr Geld an Personen oder Institutionen geben, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen. Traditionell unterstützen sie vor allem in den Bereichen Kultur und Sport. Ohne ihre Hilfe gäbe es zum Beispiel nur einen Bruchteil der Museen in der Schweiz.
  • Philanthropen sind private Personen, die freiwillig für einen guten Zweck handeln. Häufig aber meint man damit reiche Menschen, die sich finanziell für unterschiedlichste Bereiche stark machen.
  • Stifterin kann man in der Schweiz ab 25'000 Franken werden. Damit gründet man seine Stifung. Das Geld ist dann jedoch gebunden und nicht mehr beliebig einsetzbar. Ein Mäzen oder Philanthrop kann natürlich auch Stifter sein.

Philanthropie-Boom

In der Schweiz boome die Philanthrophie, sagt Autorin und Dozentin Elisa Bortoluzzi Dubach. Sie berät Stiftungen und Mäzene. Weil aktuell mehr Geld vererbt wird als je zuvor, nehme auch die Philanthropie zu. Auch walten je länger je mehr Frauen als Philanthropinnen. In der Schweiz gibt es aktuell rund 13'000 Stiftungen, die ein Kapital von 100 Milliarden Franken verwalten. Über die Höhe von mäzenatischen Beiträgen, die in Museen, Sportvereine, Wissenschaft oder andere Projekte fliessen, gibt es aber noch keine verlässlichen Zahlen.

Monique Bär ist nun seit 15 Jahren im Stiftungswesen tätig und schätzt den Austausch mit anderen sinnorientierten Menschen. Es sei wundervoll, andere zu unterstützen, zum Beispiel ein junges Sozialunternehmen ins Leben zu begleiten.

Ein weiterer Pluspunkt für sie sei, dass private Geldgeber Innovation ankurbeln und Risiken eingehen, die der Staat nicht eingehen kann. Doch müsse man darauf achten, seine Grenzen nicht zu überschreiten.

Dazu gehöre auch, den Geldnehmern nicht zu viel reinzureden und sich jedesmal zu fragen: «Was braucht die Person oder die Institution nun wirklich?» Denn Geld richtig zu verteilen ist nicht einfach.

Sendungen zum Thema

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Im Podcast Input Story reden wir von der Kunst Geld zu verteilen. Wer sind die Philantrophen von heute und warum ist es gar nicht so einfach, sein Geld sinnvoll einzusetzen? Monique Bär spricht über ihren Werdegang als Mitglied der Familie Bär und als Philanthropin.

Vertieft wird das Thema auch im Radio. In den Sendungen Input (SRF 3, 14. Juni, 20 Uhr) und Doppelpunkt (SRF 1, 16. Juni, 20 Uhr).

Schlussendlich brauche es vor allem Freude und Vertrauen, meint Bär. Vertrauen, dass auch andere etwas Gutes mit dem Geld anzustellen wissen. «Ich bin kinderlos», sagt sie: «Auch ich kann nur drei Mal am Tag essen. Was ist mit dem Rest?» Es brauche eine Portion Vernunft und die Erkenntnis, dass man sein Vermögen nicht ins Grab mitnehmen kann.

Wie wird man zum Philanthropen?

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Legende: Colourbox

Für Philanthropie gebe es viele Gründe, sagt Georg von Schnurbein, Direktor des Center for Philanthropy Studies der Universität Basel:

  • Persönliche Leidenschaften: Zum Beispiel Musik oder bildende Kunst.
  • Persönliche Schicksalsschläge: Häufig bei Geldern, die in medizinische Forschung gesteckt werden.
  • Reichtum: Noch nie wurde so viel privates Vermögen vererbt. Philanthropie ist ein Zeichen des Überflusses.
  • Veränderte Erblage: Die heutigen Erben sind älter und meist schon gut situiert. Das Geld können sie anderweitig einsetzen.
  • Inspiration in der Kindheit: Die meisten Mäzene wurden von einer Person in ihren Jugendjahren zur Grosszügigkeit inspiriert.

Radio SRF 3, 11.6.2020 um 10:45 Uhr;

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