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So viel Fussball steckt in unserer Alltagssprache
Aus Dini Mundart vom 11.06.2021.
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Sport-Metaphern So viel Fussball steckt in unserer Alltagssprache

Auch wenn man mit Fussball nicht viel am Hut hat: Aus dem Weg gehen kann man ihm kaum – vor allem nicht während einer Europameisterschaft. Nicht nur in allen Medien und Pausengesprächen ist er präsent; sogar in unsere Alltagssprache hat sich der Fussball geschlichen.

Man mag Fussball lieben oder nicht – unsere Alltagssprache bedient sich immer wieder bei Metaphern aus dem Fussball: Wer sich beruhigen soll, der soll den Ball flach halten und wer jemand anderes unfair behandelt, begeht ein grobes Foul.

Vor allem im Zusammenhang mit der Politik werden gerne Fussballmetaphern verwendet: Die FDP manövriert sich ­laut «Tagblatt» ins Abseits, deren Bundesrätin Karin Keller-Sutter wiederum bezeichnet die Konzernverantwortungsinitiative als klassisches Eigentor und der SVP-Nationalrat Mike Egger will einem Verleumdungsschreiben die rote Karte zeigen.

Der Ball ist überall

Der «Fussballinguist» Simon Meier-Vieracker hat Wortprotokolle aus dem deutschen Bundestag untersucht. Seine Erkenntnis: Vor allem der Ball kommt immer wieder vor. Wer eine Sache weiterverfolgen will, muss am Ball bleiben und der Ball als Metapher für ein politisches Geschäft wird zugespielt (die Gegenseite soll sich dazu äussern), zurückgespielt (die Initiantinnen sind wieder dran) oder aufgenommen (man befasst sich mit einem Vorschlag).

Fussballweisheiten

Box aufklappen Box zuklappen

Sogar die legendären Fussballweisheiten «Nach dem Spiel ist vor dem Spiel» (nach dem einen Spiel bereitet man sich immer schon aufs nächste vor) und «Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten» (es kann immer alles passieren) – beide werden dem ehemaligen deutschen Bundestrainer Sepp Herberger zugeschrieben – haben ihren Weg in die Alltagssprache gefunden. Wir können damit auch fussballfremde Situationen beschreiben.

Die mit Abstand häufigste Ball-Metapher im deutschen Bundestag ist: der Ball liegt bei…, ergänzt mit dem Namen der politischen Gegnerschaft. So sagte etwa ein SPD-Abgeordneter in der Diskussion um den Brexit: «Es geht jetzt darum, mit unseren Freunden in Grossbritannien zu klären, wie es weitergeht. Der Ball liegt in ihrem Spielfeld. Die Briten müssen uns jetzt endlich mal sagen, was sie wollen.»

Der Wettkampf als verbindendes Element

Aber auch ausserhalb der Politiksprache sind Fussballmetaphern beliebt. Etwa in der Wirtschaft, wenn ein Unternehmen oder ein Produkt in der obersten Liga oder in der Champions League (mit)spielt, also mit den besten Konkurrenten mithalten kann. Im Landgasthof Biberenbad spielt laut Tripadvisor-Nutzer Edealdo sogar die Pizza in der Champions League.

Dass Fussballmetaphern so viel Erfolg haben, liegt natürlich daran, dass dieser Sport seit über hundert Jahren populär ist. Viele Menschen kennen die Grundregeln des Fussballs und verstehen darum auch die Metaphern. Gerade in Bereichen, wo es wie im Sport um eine Art Wettkampf geht – wie in der Politik oder der Wirtschaft – bieten sich Fussballmetaphern an.

Auch Boxen und Schach liefern Metaphern

Selbstverständlich gibt es in der Alltagssprache auch Metaphern aus anderen Sportarten. Da ist vor allem das Boxen zu erwähnen, welches ab dem Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1970er-Jahre auch in der Schweiz grosse Popularität genoss. Kontrahenten steigen auch ausserhalb eines Boxkampfs in den Ring und ein Grosser in seiner Branche ist ein Schwergewicht. Die häufigste Boxmetapher ist natürlich das K.O.

Podcast Dini Mundart

Nadia Zollinger und Markus Gasser streiten über die schönste Sprache der Welt. Easy heftig. Deine Fragen an mundart@srf.ch.

Weitere Audios und Podcasts

Daneben finden sich insbesondere auch Metaphern aus dem Schachspiel (ein geschickter Zug, unter Zugzwang stehen, ein Bauernopfer) und aus der Leichtathletik: Bundesrat Alain Berset sagte, die Covid-Pandemie sei kein Sprint, sondern ein Marathon.

Welche Sportmetapher sollte auch noch in der Alltagssprache verwendet werden? Sagen Sie es uns in den Kommentaren.

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