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«Ralph im Zirkus» Faszination Zirkus: Erfahrungen aus einer aussergewöhnlichen Welt

Im Rahmen der SRF 1-Sommerserie «Ralph im Zirkus» begleitete Moderator Ralph Wicki während zwei Wochen den Circus Monti. Dabei erhielt er einen einzigartigen Einblick in das Innenleben dieser Zirkuswelt. Was hat ihn fasziniert? Was hat er gelernt? Ein Erfahrungsbericht.

Grosse Kunststücke, grelle Farben, gleissendes Licht und der Geruch von Popcorn – wer kennt sie nicht, die magische Welt einer Zirkusmanege. Aber wie wird so eine Welt überhaupt geschaffen?

Dieser Frage ging «Nachtclub»-Moderator Ralph Wicki im Rahmen der SRF 1-Sommerserie «Ralph im Zirkus» im August während zweier Wochen nach: So lange durfte er den Circus Monti Tag und Nacht begleiten, Zirkusluft schnuppern und einen unvergesslichen Einblick hinter die Kulissen dieser doch sehr speziellen KMU liefern.

Leben und Arbeiten hinter den Kulissen

Der Zirkus ist mit seinem aktuellen Programm «Contre vents et marées» (zu Deutsch: Gegen Wind und Wetter) während vier Monaten von Anfang August bis Ende November in der Deutschschweiz unterwegs. 125 Vorstellungen an zehn verschiedenen Orten bedeuten einiges an Arbeit, welche die 14 Artistinnen und Artisten aber nicht alleine stemmen, die jeweils in der Manege zu sehen sind.

Insgesamt arbeiten weitere 50 Menschen im Zirkus, in so verschiedenen Bereichen wie im Büro, am Buffet, in der Werkstatt oder in der Kostümpflege. Der Zirkusalltag wäre aber kaum zu bewältigen, wenn nicht jede und jeder überall mit anpacken würde. Es ist denn auch ein eigener Schlag Mensch gefragt, welche diese Reise auf sich nimmt.

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Zum Zirkusleben geboren

Die Zirkuswelt ist eigen und funktioniert nach eigenen Regeln. Es ist denn auch eine bestimmte Gruppe Menschen, welche von diesem Lebensstil angelockt wird. «Sie alle teilen sich das Zirkus-Gen, das mit Abenteuer, gemeinsamem Arbeiten und Leben zu tun hat», ist sich Ralph Wicki mittlerweile sicher. Immer wieder erlebt er im Zirkusalltag, wie einander geholfen wird, ohne zu jammern.

Wenn du als Einzelperson im Mittelpunkt stehen willst, bist du im Zirkus am falschen Ort.
Autor: Ralph Wicki Moderator Radio SRF 1

Als dem SRF-Team ein Stativ kaputtgeht, sammeln sich gleich drei Zirkusmenschen um Ralph, um es wieder zusammenzuflicken. Wer in diese Welt eintritt, wird Teil von ihr – auch wenn es nur für zwei Wochen ist. Denn es geht im Zirkus nicht ohne den jeweils anderen, dessen sind sich alle bewusst.

Das Fazit von Ralph Wicki fällt dann auch entsprechend aus: «Es ist wie ein Paralleluniversum. Ein intaktes Dörfli, in dem alle Bewohner am gleichen Strick ziehen und sich freuen, wenn das gemeinsam errichtete Zelt steht und wieder Vorführungen darin gespielt werden können.»

Artistin und Montagemitarbeiterin zugleich

Der Auf- und Abbau dieses kleinen Dorfes ist denn auch jedes Mal eine grosse Sache – insbesondere die Montage des 15 Meter hohen Zeltes geht nicht leicht von der Hand. Was Ralph Wicki im ganzen Gewusel stets fasziniert: Nichts geschieht zufällig und alle packen mit an.

Das Zirkusorchester übt sich für einmal im Abbau statt in Musik und die Artistin, welche 20 Minuten zuvor noch am Vertikalseil turnte, setzt sich einen Bauhelm auf und trägt Eisenstangen durch die Gegend.

Zu dieser Mithilfe sind sie vertraglich verpflichtet, es sei jedoch auch ein schönes Gemeinschaftserlebnis und man schätze es dann um so mehr im Zelt auftreten zu dürfen, meint Artistin Rosaleen. Auch Ralph Wicki packt mit an: Wer mitreist, hilft mit.

Jede helfende Hand ist nötig, denn diese Züglete wäre sonst nicht zu bewerkstelligen. Es ist immens, was alles transportiert werden muss: Jedes Dekorationselement, jede Sitzreihe muss für den Transport fertig gemacht und verladen werden. Exakte Planung und Durchführung ist gefragt, damit beim Ausladen und Wiederaufbau kein Chaos entsteht. Was Moderator Wicki dabei besonders beeindruckt: «Es wird nie geschrien, trotz des grossen Lärms durch die Traktoren.»

Ich habe noch nie eine solch ruhige Baustelle erlebt, auf der nicht herumgeschrien wird.
Autor: Ralph Wicki Moderator Radio SRF 1

Damit am Ende jeder Wohnwagen, jeder Truck und das Zirkuszelt am richtigen Ort stehen, zeichnet Zirkusdirektor Johannes Muntwyler deshalb Tage zuvor Linien am Boden ein, was wohin gehört.

Es ist Millimeterarbeit. Diese ist jedoch essenziell, denn die Maschinerie Zirkus soll jeweils so bald wie möglich wieder funktionieren: Es gilt Tickets zu verkaufen, Essen vorzubereiten und zu trainieren für die grossen zweistündigen Shows.

Gemeinsam gegen Wind und Wetter

Hand in Hand zu arbeiten ist also eine Selbstverständlichkeit. Ralph Wicki fällt dabei besonders auf: Diskussionen wie «Warum ich und nicht er» oder «Ich habe doch schon ...» gibt es nicht. Alle Angestellten arbeiten gern und sehr bewusst für den Circus Monti – und das, obwohl nicht das grosse Geld lockt und Privatsphäre während vier Monaten kaum zu denken ist.

Es sei das Abenteuer und die Gemeinschaft, welche zu dieser Reise motiviert, wie Ralph Wicki in Dutzenden Gesprächen mit den Zirkusmenschen erfährt. Er selbst versteht die Faszination Zirkus vollkommen, auch ihm habe es den «Ärmel reingenommen».

Alleine scheitert man, gemeinsam kann man Grosses erschaffen.
Autor: Ralph Wicki Moderator Radio SRF 1

Und so verlässt Ralph Wicki nach zwei Wochen den Circus Monti und aus dem Zirkusmensch Wicki wird wieder der SRF-Moderator Wicki. Die wichtigste Lektion, die er dabei mitnimmt: «Zusammen geht es, alleine scheitert man.» – Natürlich: Wie soll man sonst bestehen «contre vents et marées».

SRF 1, Sommerprojekt «Ralph im Zirkus», 19.8.2022, 10:00 Uhr

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