Der Rhein gehört zu den am meisten befahrenen Wasserstrassen der Welt. Tausende Containerschiffe verkehren jährlich zwischen Basel und Rotterdam. Es werden Waren aller Art transportiert.
Der Rhein ist stellenweise ein anspruchsvolles Gewässer. Etwa in Deutschland, rund um die berühmte Loreley. Oder in Basel.
Nicht nur die Schleusen erfordern Präzisionsarbeit, sondern auch die Durchfahrt durch die Stadt. Hier kommen die Profis ins Spiel.
«365 Tage im Jahr in Bereitschaft»
Die Lotsen der Basler Rheinhäfen sind dafür zuständig, die Rheinschiffe sicher durch die Stadt zu bringen. Es ist ein Fahrdienst für Kapitäne ohne Hochrheinpatent, die ein Schiff mit mehr als 110 Metern Länge fahren. Für solche Schiffe besteht eine Lotsendienstpflicht. Die Aufgabe der Kontrolle über das eigene Schiff ist für die Rheinkapitäne nicht freiwillig, sondern Vorschrift.
«Wir sind morgens von fünf Uhr bis abends um 21 Uhr, 365 Tage im Jahr in Bereitschaft», sagt Steven Leisenberg. Er ist Teamleiter der Lotsen der Schweizerischen Rheinhäfen.
Ihr Begleitfahrzeug ist das Velo. «Wir werden von der Revierzentrale kontaktiert und erfahren die Position des Schiffs. Das Velo nehmen wir mit an Bord und übernehmen das Steuer.»
Beim Betreten der Führerkabine zieht Leisenberg die Schuhe aus: «Es ist Pflicht auf jedem Schiff, die Schuhe auszuziehen.» Denn die Kapitänsbrücken seien quasi «die Stuben» der Schiffsführer. Das müsse man respektieren.
Heikle Stellen in Basel
Basel gilt als eine der schwierigsten zu befahrenen Strecken Europas. Die Lotsen müssen mehrere Brücken passieren. Besonders heikel ist die historische mittlere Brücke: Bei der Durchfahrt unter den Brückenbögen gibt es kaum Platz, schon gar nicht für Fehler.
Hinzu kommen viele Kurven – und der Rhein selbst. Denn dieser ist nicht der kommerziellen Schifffahrt vorbehalten. Die Fracht- und Touristenschiffe teilen sich den Fluss mit Sportbooten und Schwimmern. Theoretisch wäre die Strecke heute für moderne Schiffe mit Autopilot machbar.
Doch es gebe ein «Aber», sagt Leisenberg: «Der Autopilot sieht keine Hindernisse. Die Boote können nicht auf Sportboote oder Personen im Wasser reagieren. Sie fahren einfach stupide den vorgegebenen Kurs, das können wir nicht verantworten.»
Sicht, Schleusen, Strömung
Durch die Länge der Schiffe von über 100 Metern entstehen tote Winkel. Anstatt auf einen Autopiloten setzen die Rheinlotsen auf menschliche Unterstützung. «Vorne steht ein sogenannter «Wahrschauer» und macht bei möglichen Gefahren Meldung. Wenn viel Betrieb ist auf dem Rhein, können wir am Steuer nicht alles sehen.»
Auch die Strömung müssen die Lotsen beherrschen. Berg- und Talfahrt unterscheiden sich nur schon bei der Geschwindigkeit. Bei Bergfahrt – also gegen die Strömung – beträgt die Geschwindigkeit oft weniger als 10 Kilometer pro Stunde. Bei Talfahrt können es gut doppelt so viele sein. Das wirkt sich auch auf den Bremsweg aus. «Es kann sein, dass man bei Talfahrt gar nicht stoppen kann», sagt Leisenberg.
Bei der Schleuse in Birsfelden endet der Einsatz der Lotsen. Dort überwinden die Schiffe in kurzer Zeit mehrere Höhenmeter. Die Zahl hängt vom Pegelstand des Rheins ab, derzeit sind es zwischen fünf und zehn. Ist die Schleuse geschafft, geht es für die Lotsen wieder aufs Velo – und bald auf das nächste Schiff, das durch Basel fahren muss.