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So riechen die Festtage «Weihnachten ist ein Fest für die Nase»

Weihnachten riecht gut. Beim Duft von «Guetzli», Tannenzweigen und Kerzen wird uns sofort warm ums Herz. Dies ist allerdings kein Zufall, sondern Prägung. Weihnachten rieche gut, weil wir es so gelernt hätten, sagt Geruchsforscher Hanns Hatt.

Stellen wir uns vor, unser Hirn wäre eine Kommode. Öffnen wir die Schublade mit dem Weihnachtsduft «Vanille», sind dort auch Bilder und Gefühle gespeichert, die wir mit dem Geruch in Verbindung bringen. Wir erinnern uns automatisch ans «Guetzli»-Backen mit der Grossmutter und wie schön diese Tradition für uns in der Kindheit war.

Schokoladenkekse und eine Tasse heisse Schokolade.
Legende: «Guetzli» und heisse Schokolade: So duftet Weihnachten Und wenn es gut riecht, fühlen wir uns gut. rawpixel/unsplash

Wissenschaftlich erklärt, aktiviert jeder Duft eine bestimmte Auswahl der insgesamt 350 Riechrezeptoren in unserer Nase. «Jeder Duft hinterlässt einen speziellen Fussabdruck», sagt der Geruchsforscher Hanns Hatt. «Dieser lässt im Gedächtniszentrum (Hippocampus) Erinnerungen wach werden und aktiviert im Emotionszentrum (limbisches System) damit verbundene Gefühle.»

Hanns Hatt

Mediziner und Geruchsforscher

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Prof. Dr. Dr. Dr. med. habil Hanns Hatt ist einer der renommiertesten Geruchsforscher im deutschsprachigen Raum und erforscht Duftwahrnehmungen vom Menschen bis zur Fliege. Hatt entdeckte, dass Riechrezeptoren auch in Zellen ausserhalb der Nase eine wichtige Funktion haben. Solche Rezeptoren finden sich im ganzen menschlichen Gewebe, beispielsweise auf der Haut oder in den Bronchien.

Hanns Hatt ist seit 1992 er Professor an der Fakultät für Biologie und Inhaber des Lehrstuhls für Zellphysiologie der Ruhr-Universität Bochum. Das Labor von Hanns Hatt erforscht auch die Wirkung von ätherischen Ölen und Gewürzstoffen.

Weihnachten kann für die meisten von uns also gar nicht schlecht riechen, weil wir dazu keine negativen Erinnerungen gespeichert haben.

Garantiert gute Laune dank Zimt und Kerzenduft?

Obwohl Weihnachtsdüfte starke Emotionen auslösen, gezielt einsetzen lassen sie sich nicht. Wer also meint, er könne mit der richtigen Duft-Mischung friedliche Stimmung im Familienkreis zaubern, ist auf dem Holzweg. «Das ultimative Rezept gibt es nicht», sagt Hanns Hatt. Dafür sind Düfte zu individuell an bestimmte Emotionen geknüpft.

Gute Weihnachtsstimmung lässt sich nicht erzwingen. Ein bisschen Zauberei ist mit den richtigen Düften aber möglich.
Autor: Hanns Hatt Geruchsforscher

Ein bisschen Zauberei ist allerdings möglich. Wenn sich alle in einem ähnlichen Umfeld bewegen und Weihnachten mögen, kann man die Harmonie mit Düften fördern. Tannenbaum, Mandarine, Kerzenduft, Glühwein und Plätzchen funktionieren bei fast allen. Aber aufgepasst: Wer Weihnachten nicht mag, wird auch die beliebtesten Düfte nicht lieben.

Riecht Weihnachten überall gleich?

Wir denken bei Vanille an Weihnachten, dies ist jedoch längst nicht überall so. Das gleiche gilt für den Duft von Kerzen, Mandarinen oder frischen Tannenzweigen. «Unsere Geruchs-Assoziationen sind stark kulturell geprägt», sagt Hanns Hatt. Gerade in südlichen Ländern, wo die Festtage in eine andere Jahreszeit fallen und andere Menüs gegessen werden, riecht Weihnachten anders als bei uns. In der Nase von Geruchsforscher Hanns Hatt ist und bleibt Weihnachten eng mit den Duftklassikern verknüpft. «Ich war zu Weihnachten noch nie woanders. Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.»

Immer der Nase nach

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