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Wenn die Nase Gefühle steuert

Lebkuchen, Vanillekipferl und Glühwein: Weihnachtliche Düfte machen viele Menschen glücklich. Denn Düfte wirken stärker als andere Sinneseindrücke auf die Stimmung. Der Grund dafür liegt in unserem Hirn, im limbischen System.

Düfte haben während der Weihnachtszeit Hochkonjunktur. Überall brennen Kerzen, werden «Guetzli» gebacken und gegessen und mit Wonne wird auf dem Weihnachtsmarkt am Glühwein geschnuppert. Zimt, Mandarine und Vanille sorgen in der Adventszeit klar für weihnachtliche Stimmung.

Doch diese Düfte können nicht nur schöne Erinnerungen hervorholen, sie heben auch die Stimmung und haben gesundheitlichen Nutzen. Denn wenn Duftmoleküle in die Nase gelangen, treffen sie auf die Riechrezeptoren am Nasendach. Und von dort gelangen die Duftinformationen unmittelbar ins Hirn, ins limbische System. Hier werden unsere Emotionen gesteuert, stark gekoppelt mit Erinnerungen. Deshalb sind Düfte besonders intensiv mit entsprechenden Erinnerungen verbunden.

Auch verschiedene Geschäfte haben darum das «Duftmarketing» für sich entdeckt, wie die Aromaexpertin Bibi Bigler von «Die Parfümbar» weiss:

Das können Weihnachtsdüfte bewirken:

Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über Düfte und ihre Wirkung gibt es relativ wenige. Die Wissenschaft beschäftigt sich erst seit ein paar Jahren mit den molekularen Prozessen, durch die wir zwischen dem Duft einer Rose und einer vollen Windel unterscheiden können.

So konnte beispielsweise in einem Experiment nachgewiesen werden: Wer bei Rosenduft lernt und dann in der Tiefschlafphase wieder diesen Duft riecht, erinnert sich an 97 Prozent des Gelernten – verglichen mit Probanden aus dem duftfreien Raum, denen nur 85 Prozent wieder einfielen.

Es muss aber klar gesagt werden, dass bei Heilsversprechungen durch Aromatherapien Vorsicht geboten ist. Düfte sind bestimmt keine Allheilmittel oder können Krankheiten heilen. Hauptsächlich haben sie Einfluss auf unser Wohlbefinden. Hier eine kleine Übersicht von verschiedensten Weihnachtsdüften und was ihnen nachgesagt wird:

  • Anis:

Menschen, die unter Stress stehen, überreizt oder unruhig sind, sollten sich dem Duft des Anis hingeben. Das milde Aroma des Anis entfaltet eine ausgleichende und zugleich stabilisierende Wirkung. Anis wird auch in der Medizin angewendet. So hat der Hauptbestandteil des ätherischen Öls, das Anethol, eine schleimlösende Wirkung und wird darum häufig auch in Hustensäften angewendet. Zudem fördert es die Verdauung.

  • Vanille:

Besonders zur Weihnachtszeit hat die Vanille, die nach Safran das zweitteuerste Gewürz der Welt ist, Hochsaison. Das feine Aroma der Vanille hebt die Stimmung und verströmt eine warme Atmosphäre. Der Vanille-Duft dient ausserdem der Entspannung und soll bei Angstzuständen helfen können. Deswegen duften auch viele Kerzen, Badezusätze und Körperpflegeprodukte nach Vanille. Zu empfehlen sind Produkte mit Vanilleduft aber auch Naschkatzen, denn Vanille soll angeblich die Lust auf Süsses bremsen, wie Forscher aus London berichten. Sie klebten 200 Menschen mit Übergewicht Duftpflaster auf die Haut. Während die Teilnehmer aus der Vanillegruppe anschliessend nur noch halb so viel Schokolade assen und auch weniger Limonade tranken als sonst, zeigte sich in den Gruppen, in denen Zitronen- und Placebopflaster verteilt worden waren, keine Veränderung im Naschverhalten. Dieser Effekt kann aber bestimmt nicht erzielt werden, wenn man nur an einem Vanillekipferl schnuppert.

Häufig wird Vanille Parfüms und anderen Kosmetika beigefügt, da Vanillin den Pheromonen (Sexuallockstoffen) des Menschen chemisch sehr ähnlich ist. Auf diese chemische Ähnlichkeit ist wohl die aphrodisierende Wirkung, die der Vanille nachgesagt wird, zurückzuführen. Wissenschaftlich bewiesen ist dies jedoch nicht.

  • Mandarine:

Mandarinenduft ist ein Wohlfühlduft und vor allem für Kinder geeignet, wie die Parfümeurin Bibi Bigler erklärt:

  • Orange:

Wie der Duft der Mandarine hebt auch das Orangen-Aroma die Stimmung und hilft somit bei der Stressbewältigung. Der Orangen-Duft ist genau das Richtige für Menschen, die an Lustlosigkeit, Nervosität und Erschöpfung leiden. Julia Eidt, Medizinerin an der Universität München, hat in einer Placebo kontrollierten Studie mit über 60-Jährigen die Wirkung von Lavendel und Orange auf Befindlichkeit, depressive Symptomatik und den Schlaf untersucht, da in dieser Altersgruppe solche Störungen überdurchschnittlich hoch sind. Sie stellte fest, dass beide Düfte die depressiven Symptome deutlich reduzierten, Gesamtstimmung und Wohlbefinden stark steigerten und die Qualität des Schlafs verbesserten. Diese Wirkung hielt auch nach Absetzen des Duftes eine Zeit lang an.

  • Zimt:

Der würzige Duft des Zimts regt an und entfaltet eine harmonisierende Wirkung. Zimt stärkt des Weiteren die Nerven. Die Aromatherapie mit Zimt bewährt sich ausserdem bei Verspannungen und Schwächezuständen. Zudem regt er nicht nur die Verdauung, sondern auch den Kreislauf, die Durchblutung, an. Ob gegessen die Inhaltsstoffe der Polyphenole wirklich blutzuckersenkend wirken, ist auch unter Experten und in Studien umstritten.

Zu viel Zimt essen sollte man jedoch nicht. Er kann die Leber schädigen und sogar eine krebserregende Wirkung haben. Jedoch nur, wenn Cumarin in grossen Mengen eingenommen wird. Erwachsene können gefahrlos bis zu 0,1 Milligramm Cumarin pro Tag verzehren. So viel steckt etwa in 15 Zimtsternen. Bei kleinen Kindern sind es gut drei Zimtsterne am Tag. Tipp: Ceylon-Zimt weist geringere Cumaringehalte auf als der überwiegend aus Südchina und Indonesien stammende Cassia-Zimt.

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