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Staatliche Altersvorsorge Rentenalter 65: eine AHV-Reform auf dem Buckel der Frauen?

Die AHV, die staatliche Altersvorsorge, gerät immer stärker in finanzielle Schieflage. Deshalb wollen Bundesrat und Parlament das Rentenalter der Frauen auf 65 Jahre erhöhen. Doch dagegen drohen die Gewerkschaften bereits mit dem Referendum.

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Aktuell: Parlament beschliesst Rentenalter 65 für Frauen

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  • Das Rentenalter für Frauen wird auf 65 Jahre erhöht. So hat es nach dem Ständerat auch der Nationalrat beschlossen.
  • Einen Antrag von SP und Grünen, für Frauen beim Rentenalter 64 zu bleiben, hat er mit 124 zu 69 Stimmen abgelehnt.
  • Alle Infos dazu laufend bei SRF News .

Der Zustand der Alters- und Hinterlassenenversicherung AHV ist alles andere als rosig: Die Lohnbeiträge und die Beiträge der öffentlichen Hand reichen seit 2014 nicht mehr, um die laufenden Renten der AHV zu finanzieren. 1,17 Milliarden Franken, so gross war 2019 das Defizit der AHV – die Differenz zwischen den Einnahmen und den Ausgaben. Und diese Situation verschärft sich in den kommenden Jahren weiter.

Zu wenig Einnahmen

Eigentlich sollten die Einnahmen der AHV eines Jahres ihre Ausgaben – also die Rentenleistungen – des gleichen Jahres decken. Doch verschiedene Entwicklungen führen dazu, dass die AHV zu wenig einnimmt und zu viel ausgeben muss.

Alternde Bevölkerung

Da ist einerseits die höhere Lebenserwartung der Bevölkerung: 1948, bei der Einführung der AHV, lebten Schweizerinnen und Schweizer nach ihrer Pensionierung im Durchschnitt noch 12,5 Jahre. Heute beziehen Rentnerinnen und Rentner durchschnittlich mehr als 20 Jahre lang Leistungen der AHV. – Das Geld im AHV-Topf muss also deutlich länger reichen.

Zwei ältere Frauen sitzen auf einer Bank vor einem Bergpanorama
Legende: Die Babyboomer gehen in Pension: Die Zahl der Pensionierten wächst schneller als die Zahl der Erwerbstätigen – dies ist eine Folge des Babybooms in den Nachkriegsjahren. Keystone

Babyboomer in Pension

Und zweitens wächst die Zahl der Pensionierten schneller als die Zahl der Erwerbstätigen – dies ist eine Folge des Babybooms in den Nachkriegsjahren. Diese Jahrgänge erreichen nun das Pensionsalter. Das wirkt sich negativ auf die AHV-Finanzen aus: In den Nachkriegsjahren kamen im Durchschnitt 6 Erwerbstätige auf einen Rentner. Heute sind es noch 3,3. – Das Geld im AHV-Topf muss also für immer mehr Rentnerinnen und Rentner reichen.

Höheres Rentenalter für Frauen

Nun debattiert das Parlament diese Woche über Vorschläge zur Sanierung der AHV. Einer der zentralen Punkte der geplanten Reform ist die Erhöhung des Frauenrentenalters von 64 auf 65.

Dieser Schritt sei nötig, um die Finanzen der AHV wieder ins Lot zu bringen, sagen die Befürworter wie der Bundesrat und die bürgerlichen Parteien. Dagegen wehren sich die Gewerkschaften und die linken Parteien: So lange Frauen im Durchschnitt weniger verdienten, dürfe man die AHV nicht auf ihre Kosten sanieren.

Diskutieren Sie mit!

Im Forum diskutierte das SRF 1 - Publikum mit den Sendungsgästen.

Gäste im «Forum» auf Radio SRF 1

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Geht die AHV-Reform zulasten der Frauen? Darüber diskutieren wir am Donnerstagabend auf Radio SRF 1 in der Sendung «Forum» – mit folgenden Gästen:

  • Susanne Vincenz-Stauffacher , St. Galler FDP-Nationalrätin und Präsidentin der FDP-Frauen. Sie steht hinter der AHV-Reform, weil sich ein unterschiedliches Rentenalter für Frauen und Männer im Jahre 2021 nicht mehr rechtfertigen lasse.
  • Vania Alleva , Präsidentin der Gewerkschaft Unia. Sie droht mit dem Referendum gegen die geplante AHV-Reform. Sie will keine Reform auf dem Buckel der Frauen, denn die Frauen hätten im Durchschnitt eine tiefere Rente.

Radio SRF 1, 10.6.2021, 20 Uhr

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