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Start der Pilzsaison Essbar oder giftig? Verband fordert mehr Pilzkontrollstellen

Immer mehr Menschen sammeln Pilze – aber das Angebot für Pilzkontrollen ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Eine Petition will dies nun ändern.

Im Flachland steht die Pilzsaison an: Der Regen und die momentan leicht gefallenen Temperaturen bieten perfekten Bedingungen für Steinpilze, Eierschwämmli und Röhrlinge aller Art.

Gemessen an den Erträgen in den Bergen im Sommer dürfte es ein vielversprechender Herbst werden, sagt die Mediensprecherin der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz (Vapko), Marionna Schlatter: «Lokal gab es extrem viele Eierschwämmli und Steinpilze. Das ist sicher ein Zeichen für ein starkes Pilzjahr.»

Marionna Schlatter

Vorstand Vapko und Grüne-Nationalrätin

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Marionna Schlatter hat Soziologie mit Schwerpunkt Umweltpolitik und Architektur studiert und ist im Vorstand der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz als Mediensprecherin tätig. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt im Zürcher Oberland. Von 2011 bis 2019 war sie Präsidentin der Grünen im Kanton Zürich und seit Ende 2019 ist Schlatter Nationalrätin für die Grünen.

Ein Drittel der Kontrollstellen geschlossen

In den Bergen startet die Pilzsaison jeweils bereits im Sommer, im Flachland beginnt die Hauptsaison im Spätsommer. Der Sammelhype macht vor dem Höhenunterschied kaum halt. «Immer mehr Leute sammeln Pilze und bringen diese zur Pilzkontrolle. Wir jagen einen Rekord nach dem anderen. Das zeigt, wie wichtig diese Kontrollstellen sind», sagt Marionna Schlatter. 

Das gilt allerdings nur für jene Kontrollstellen, die noch bestehen. Denn seit Anfang des Jahrtausends wurde das Netz ausgedünnt, sagt Marionna Schlatter: «Wir haben rund ein Drittel der Pilzkontrollstellen verloren. Das liegt daran, dass die öffentliche Hand nicht mehr bereit ist, dieses Angebot zur Verfügung zu stellen.» 

Seit einer Gesetzesanpassung im Jahr 1992 sind die Kantone nicht mehr dazu verpflichtet, Pilzkontrollen anzubieten. Je nach Kanton wird dies unterschiedlich gehandhabt: Im Kanton Zürich etwa müssen die Gemeinden eine kostenlose Pilzkontrolle anbieten, im Kanton Schwyz gibt es keine Kontrollstellen mehr.

Petition zur Rettung der Pilzkontrolle

Das soll sich ändern. Die Vapko lanciert Anfang September eine Petition mit dem Namen «Pilzkontrolle retten!», um ein flächendeckendes Angebot wieder auf Bundesebene festzulegen.

Drei Pilze auf moosigem Untergrund.
Legende: In der Schweiz gibt es mehrere tödlich giftige Pilze wie den Kegelhütigen Knollenblätterpilz, der mit dem essbaren Wiesenchampignon verwechselt werden kann. Keystone / DPA Zentralbild / Bernd Wüstneck

Aus Sicht der Vapko-Mediensprecherin Marionna Schlatter besteht dringender Handlungsbedarf: «Für mich ist es eine tickende Zeitbombe. Wenn es in ganzen Regionen wie der Innerschweiz keine oder nur noch vereinzelte Kontrollstellen gibt, dann werden häufiger unkontrollierte Pilze gegessen.» 

Das Betreiben der Pilzkontrolle ist vor allem eine Geldfrage. Die Regierung des Kantons Schwyz lehnte dieses Jahr eine Motion zur Wiedereinführung der Pilzkontrolle ab. Sie argumentierte unter anderem mit dem Verhältnis von Aufwand und Ertrag. Ohne die Berücksichtigung von Ausbildungskosten würden jährlich schätzungsweise rund 60'000 Franken fällig.

Heruntergebrochen auf den Kanton Schwyz seien jedoch nicht mehr als ein oder zwei Pilzvergiftungen pro Jahr zu erwarten. Sammlerinnen und Sammlern bleibt damit vorerst das Ausweichen in einen anderen Kanton.

Radio SRF 1, 28.08.2025, 06:40 Uhr

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