Zum Inhalt springen

Schwimmende Ferienwohnung Ferien auf dem Hausboot: Abenteuer mit Abstrichen

Hausbootferien klingen für die einen nach Spass, Erholung und Freiheit, für andere eher nach Albtraum. Wer bereit ist, auf ein wenig Komfort zu verzichten, kann ein grosses Abenteuer erleben.

Auf einem Hausboot reist man mit einer anderen Perspektive: statt vom Land aufs Wasser schaut man vom Wasser aufs Land. Es ist ein Perspektivenwechsel, den viele Personen, die Hausbootferien machen, schätzen.

Entschleunigung auf dem Wasser

Eveline Kaufmann war bereits mit ihrer Familie auf dem Hausboot unterwegs. Sie sieht die Vorteile von Ferien auf Wasser vor allem in der Entschleunigung: «Weit und breit ist niemand.» Eine dreistündige Schulung hätte sie beim Anbieter absolvieren müssen und dann ging es bereits los. Langeweile erlebte Kaufmann keine.

Ferien auf dem Hausboot seien ein Erlebnis für Jung und Alt, sagt der Hausboot-Spezialist Christoph Plaz. Er ist seit 35 Jahren im Geschäft und berät Menschen, die Hausbootferien machen wollen.

Beim Manövrieren muss man das Boot spüren.
Autor: Christoph Plaz Spezialist für Hausbootferien

«Steuern dürfen alle», sagt Plaz. Er meint, dass Kinder oft besser mit dem Schiff fahren als Erwachsene. Sie seien noch nicht «Auto-geschädigt». Wenn man im Auto bremst, dann bremst es direkt. Ein Schiff müsse man spüren – hier hätten Kinder aufgrund der mangelnden Autofahrkenntnisse einen Vorteil.

Komfort und Ausstattung variieren – Preise auch

Reiseveranstalter Christoph Plaz weiss, wie sich das Angebot verändert hat. Früher waren Schiffe mit vier Doppelkabinen rund elf Meter lang. Heute sind 15 Meter lange Hausboote die Norm. Ausgestattet sind solche Schiffe mit zwei Doppelkabinen, Grill, Klimaanlage und Minibars – teilweise sogar mit Cheminées. Eine Entwicklung, die sich auch im Preis niederschlägt.

Einfachere Boote für eine kleine Familie kosten im Schnitt ca. 1000 bis 1500 Franken pro Woche. Luxuriösere Boote für grössere Gruppen bewegen sich im Preisrahmen von 6'000 bis 8'000 Franken, sagt der Reiseexperte.

Die Sache mit den Schleusen

Hausboote sind an Wasserwege gebunden. Weniger Annehmlichkeiten und Komfort als in Hotels sind, wie beim Camping, oft eine Realität – trotz luxuriöser Ausstattungen.

Hausboot im Nebel
Legende: Macht das Wetter mit? Hausbootferien finden grösstenteils draussen statt – und sind darum stark vom Wetter abhängig. Depositphotos

Auch Schleusen sind ein Hemmnis für einige Menschen, die Ferien auf dem Hausboot in Betracht ziehen. Doch Christoph Plaz gibt Entwarnung: Oft gäbe es einen Schleusen-Wart. Dieser öffnet das Schleusentor, das Schiff fährt in die Schleuse, das Tor schliesst, man wartet für einige Zeit und kann dann wieder herausfahren. Eine Schleusung dauere etwa zehn Minuten.

Im Gegensatz dazu kann das Anstehen an Schleusen in der Hochsaison einige Zeit beanspruchen. Das weiss auch Andres Kupferschmid. Er erzählt, dass das Wetter die Reise massgeblich beeinflussen kann: Bei Nebel und starkem Wind auf der irischen See ist die Orientierung nicht einfach.

Einmal Boom und wieder zurück

Währender der Coronapandemie und zeitgleich mit dem Camper-Boom erfreuten sich auch Hausbootferien grosser Beliebtheit.

2021 verzeichnete Plaz so viele Buchungen wie bis anhin noch nie. Denn die Ferien auf dem Hausboot gleichen Campingtrips auf vier Rädern: Man bewegt sich in der freien Natur, kann sich selber versorgen, ist für sich alleine, mit der Familie oder Freunden unterwegs – und reist grundsätzlich flexibel und unabhängig.

Der Boom habe aber, so Reiseberater Plaz, nach der Coronapandemie abgenommen. Seine Analyse: Die Menschen wollten wieder vermehrt weiter weg und mit dem Flugzeug verreisen.

Radio SRF 1, Treffpunkt, 8.7.2025, 10:03 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel