Auf einem Hausboot reist man mit einer anderen Perspektive: statt vom Land aufs Wasser schaut man vom Wasser aufs Land. Es ist ein Perspektivenwechsel, den viele Personen, die Hausbootferien machen, schätzen.
Entschleunigung auf dem Wasser
Eveline Kaufmann war bereits mit ihrer Familie auf dem Hausboot unterwegs. Sie sieht die Vorteile von Ferien auf Wasser vor allem in der Entschleunigung: «Weit und breit ist niemand.» Eine dreistündige Schulung hätte sie beim Anbieter absolvieren müssen und dann ging es bereits los. Langeweile erlebte Kaufmann keine.
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Bild 1 von 5. Viele geniessen auf dem Hausboot die Ruhe und Einsamkeit. Ein Hausboot auf dem Scharmützelsee, östlich von Berlin. Bildquelle: Depositphotos.
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Bild 2 von 5. Preise und Ausbaustandards variieren deshalb stark. Hier ein grösseres Hausboot auf dem Lake Powell in den USA. Bildquelle: Depositphotos.
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Bild 3 von 5. Die Mecklenburgische Seenplatte, ein Gebiet im Norden Deutschlands, ist mit seinen vielen Seen für Hausbootferien bekannt. Im Bild der Fleesensee. Bildquelle: Depositphotos.
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Bild 4 von 5. Parken mit dem Boot will gelernt sein: Anders als ein Auto reagiert ein Boot langsam auf die Steuerung. «Man muss es spüren», sagt Reiseveranstalter Christoph Plaz. Bildquelle: Depositphotos.
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Bild 5 von 5. Auch eine touristische Attraktion: In «Little Venice» am Londoner Regent's Canal steht Hausboot an Hausboot. Bildquelle: Depositphotos.
Ferien auf dem Hausboot seien ein Erlebnis für Jung und Alt, sagt der Hausboot-Spezialist Christoph Plaz. Er ist seit 35 Jahren im Geschäft und berät Menschen, die Hausbootferien machen wollen.
Beim Manövrieren muss man das Boot spüren.
«Steuern dürfen alle», sagt Plaz. Er meint, dass Kinder oft besser mit dem Schiff fahren als Erwachsene. Sie seien noch nicht «Auto-geschädigt». Wenn man im Auto bremst, dann bremst es direkt. Ein Schiff müsse man spüren – hier hätten Kinder aufgrund der mangelnden Autofahrkenntnisse einen Vorteil.
Komfort und Ausstattung variieren – Preise auch
Reiseveranstalter Christoph Plaz weiss, wie sich das Angebot verändert hat. Früher waren Schiffe mit vier Doppelkabinen rund elf Meter lang. Heute sind 15 Meter lange Hausboote die Norm. Ausgestattet sind solche Schiffe mit zwei Doppelkabinen, Grill, Klimaanlage und Minibars – teilweise sogar mit Cheminées. Eine Entwicklung, die sich auch im Preis niederschlägt.
Einfachere Boote für eine kleine Familie kosten im Schnitt ca. 1000 bis 1500 Franken pro Woche. Luxuriösere Boote für grössere Gruppen bewegen sich im Preisrahmen von 6'000 bis 8'000 Franken, sagt der Reiseexperte.
Die Sache mit den Schleusen
Hausboote sind an Wasserwege gebunden. Weniger Annehmlichkeiten und Komfort als in Hotels sind, wie beim Camping, oft eine Realität – trotz luxuriöser Ausstattungen.
Auch Schleusen sind ein Hemmnis für einige Menschen, die Ferien auf dem Hausboot in Betracht ziehen. Doch Christoph Plaz gibt Entwarnung: Oft gäbe es einen Schleusen-Wart. Dieser öffnet das Schleusentor, das Schiff fährt in die Schleuse, das Tor schliesst, man wartet für einige Zeit und kann dann wieder herausfahren. Eine Schleusung dauere etwa zehn Minuten.
Im Gegensatz dazu kann das Anstehen an Schleusen in der Hochsaison einige Zeit beanspruchen. Das weiss auch Andres Kupferschmid. Er erzählt, dass das Wetter die Reise massgeblich beeinflussen kann: Bei Nebel und starkem Wind auf der irischen See ist die Orientierung nicht einfach.
Einmal Boom und wieder zurück
Währender der Coronapandemie und zeitgleich mit dem Camper-Boom erfreuten sich auch Hausbootferien grosser Beliebtheit.
2021 verzeichnete Plaz so viele Buchungen wie bis anhin noch nie. Denn die Ferien auf dem Hausboot gleichen Campingtrips auf vier Rädern: Man bewegt sich in der freien Natur, kann sich selber versorgen, ist für sich alleine, mit der Familie oder Freunden unterwegs – und reist grundsätzlich flexibel und unabhängig.
Der Boom habe aber, so Reiseberater Plaz, nach der Coronapandemie abgenommen. Seine Analyse: Die Menschen wollten wieder vermehrt weiter weg und mit dem Flugzeug verreisen.