Kaum jemand wohnt in der Schweiz mehr als eine Autostunde von einem Naturpark entfernt. Insgesamt gibt es 20 Schweizer Naturparks, die sich zum Ziel gesetzt haben, die spezielle Kultur- und Naturlandschaften zu schützen. Allerdings unterscheiden sich die Parks massiv voneinander. Es gibt vier verschiedene Kategorien:
1. Schweizerischer Nationalpark
Er hat eine eigene Kategorie – der Schweizerische Nationalpark im Kanton Graubünden. Mit dem Gründungsjahr 1914 ist es der älteste Nationalpark des Alpenraums. Gemäss Weltnaturschutzorganisation (IUCN) gehört der Park zur Kategorie der «Wildnisgebiete» und erfüllt damit die strengsten Normen, die es international für Schutzgebiete gibt.
Der Park hat sogar ein eigenes Gesetz – das Nationalparkgesetz. Diverse Schutzmassnahmen sollen helfen, dass Flora und Fauna möglichst unberührt bleiben: markierte Wanderwege dürfen nicht verlassen werden und Tiere, Pflanzen und Naturgegenstände dürfen nicht mitgenommen werden. Hunde und Velos sind verboten. Auch gilt ein Feuer- und Badeverbot.
2. Nationalpark der neuen Generation
Es ist die einzige Kategorie, die keinen Park hat. 2007 hat das Parlament mit der Revision des Natur- und Heimatschutzgesetzes die Grundlage dafür geschaffen, dass wieder Nationalparks in der Schweiz entstehen können. Allerdings sind bis jetzt insgesamt sechs Pläne für neue Parks gescheitert. 2016 sagten 8 von 17 Tessiner und Bündner Gemeinden NEIN zum «Parc Adula».
Die Gegner kritisierten die vielen neuen Regeln in der Kernzone, die der Park mit sich gebracht hätte. Zuletzt scheiterte der «Nationalpark Locarnese» im Jahr 2018 an der Urne. Vor allem Jäger hatten das Projekt bekämpft. Ihnen waren das Jagdverbot in der Kernzone und andere Restriktionen ein Dorn im Auge.
Die Regeln in der neu geschaffenen Kategorie sind etwas weniger streng als im Schweizerischen Nationalpark. In der Kernzone soll sich die Natur frei entfalten können. Allerdings sind in der Umgebungszone weiterhin wirtschaftliche Aktivitäten erwünscht. Diese sollen allerdings nachhaltig sein.
3. Naturerlebnispark
Schweizweit gibt es zwei Natuerlebnisparks: der «Wildnispark Zürich Sihlwald» und der «Parc Naturel du Jorat» im Kanton Waadt.
Die Naturerlebnisparks sollen in der Nähe von Städten, Tieren und Pflanzen ungestörte Lebensräume bieten. In den Kernzonen soll sich die Natur frei entwickeln können. In der Übergangszone werden diverse Naturerlebnisse angeboten. Im «Wildnispark Zürich Sihlwald» kann man beispielsweise auf eine Wisent-Safari gehen. Der «Parc Naturel du Jorat» bietet in der Nacht Fledermaus-Spaziergänge an.
4. Regionaler Naturpark
In den letzten zehn Jahren sind im ganzen Land diverse Regionale Naturparks entstanden. Dieses Jahr erhielt der Regionale Naturpark Trient-Tal im Unterwallis seinen offiziellen Status. Damit steigt die Zahl der Regionalen Naturparks in der Schweiz auf 17 an. Auch im Baselbiet steht ein Naturpark zur Diskussion.
Im Gegensatz zu den anderen Kategorien gibt es in den Regionalen Parks keine besonders schützenswerten Kernzonen. Das Gebiet ist teilweise besiedelt und es wird auch Landwirtschaft betrieben. Die Parks haben zum Ziel, die traditionellen Kultur- und Naturlandschaften zu bewahren und die Wertschöpfung der Region zu fördern. Das sorgt bei Naturschutzorganisationen teilweise für Kritik. Beispielsweise kritisiert Pro Natura Schweiz, dass in vielen Fällen die wirtschaftlichen Interessen mehr gewichtet werden als der Naturschutz.