Mit dem Namen Walter Müller kann man keine Theaterkarriere machen, hiess es zu Beginn seines Berufslebens. Mit Walter Andreas Müller aber schon. WAM, der das gleiche Kürzel hat wie Wolfgang Amadeus Mozart, feiert seinen 80. Geburtstag.
SRF: Was ist Ihnen gut gelungen im Leben?
WAM: Mein Optimismus, meine Neugierde, mein Offensein. Ich glaube, ich bin ein empathischer Mensch, einer der versucht es allen recht zu machen. Ich habe immer probiert, möglichst easy durchs Leben zu kommen. Das hat vielleicht auch bewirkt, dass die Jahre an mir vorbeigeflogen sind. Mir ist nicht bewusst, dass ich 80 bin. Ich fühle mich auch nicht so.
WAM – ein Leben in Bildern
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Bild 1 von 24. Am 3. September 1945 als Walter Müller in Zürich geboren. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 2 von 24. Walter Andreas Müller ist ein Einzelkind. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 3 von 24. Die Mutter von Walter Andreas Müller war Eptileptikerin und erkrankte an Kinderlähmung. Sie starb, als WAM 5 Jahre alt war. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 4 von 24. Er sei als Einzelkind ein verwöhnter Goof gewesen, sagt WAM in einem TV-Interview. Bildquelle: SRFD Archiv.
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Bild 5 von 24. Sein Vater, der Typograf bei der Zürcher Zeitung war, hätte ihm alles ermöglicht, was möglich war. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 6 von 24. Ein «Schnuddergoof», der nicht gehorcht habe, sei er gewesen, sagt Walter Andreas Müller. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 7 von 24. Es sei ein Glück gewesen, dass sein Vater nochmal geheiratet hätte, als er elf war, so WAM. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 8 von 24. Seine Stiefmutter hätte aus ihm gemacht, was er heute ist, sagt Walter Andreas Müller. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 9 von 24. WAMS allererster Theaterauftritt im Kindergarten als Zwerg (2. von rechts.). Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 10 von 24. Trotz der Liebe zur Musik macht Walter Andreas Müller auf Anraten der Eltern zuerst eine Lehre als Verlagskaufmann bei Musik Hug. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 11 von 24. Nach der Schauspielschule hiess es in Deutschland: Als Walter Müller könne er keine Theaterkarriere machen. Er brauche einen Künstlernamen. Er versuchte es mit Walter Andreas Müller. Den zweiten Vornamen hat WAM seinem Stief-Cousin entlehnt. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 12 von 24. Walter Andreas Müller stand nach der Schauspielschule die ersten Jahre in Deutschland auf der Bühne. Wegen seiner Grösse von damals noch 1.62 Metern waren ihm gewisse Rollen verwehrt. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 13 von 24. Nach einem Abstecher in Deutschland kehrte er nach Zürich zurück und hatte das Glück, am Theater Winkelwiese engagiert zur werden. Hier habe er Fuss fassen können. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 14 von 24. In dieser Zeit bekam er auch sein erstes Engagement beim Schweizer Radio als Sprecher. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 15 von 24. Durch seine Tätigkeit beim Radio öffneten sich weitere Türen beim Fernsehen. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 16 von 24. Legendär sind die Chifler-Sketches in der Sendung «Traumpaar». Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 17 von 24. Die Rolle «Fascht e Familie» als Kellner Hans Meier war auf ihn zugeschnitten. Bildquelle: SF DRS/Lukas Unseld.
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Bild 18 von 24. 1996 in der Schweizer Sitcom «Fascht e Familie» mit Trudi Roth als Tante Martha. Bildquelle: Keystone/STR.
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Bild 19 von 24. 1978 spielte Walter Andreas Müller in der kleinen Niederdorfoper den bleichen Jüngling. Bildquelle: Keystone/STR.
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Bild 20 von 24. Moderierte 1979 die Quizsendung «Banco». Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 21 von 24. 2003 spielte Walter Andreas Müller in der TV-Serie «Lüthi und Blanc» den schwulen Modedesigner Bela. Bildquelle: SF DRS/Erich Bachmann.
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Bild 22 von 24. Walter Andreas Müller war 28 Jahr lang Seite an Seite mit Birgit Steinegger in der Radio-Satiresendung «Zweierleier». Bildquelle: Keystone/Karl-Heinz Hug.
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Bild 23 von 24. Auch im Fernsehen parodierte Walter Andreas Müller viele Politiker, wie Christoph Blocher, Jean Ziegler, Hans-Rudolf Merz. Bildquelle: SRF/Oscar Alessio.
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Bild 24 von 24. Walter Andreas Müller leiht seit 50 Jahren Globi die Stimme. Seit 25 Jahren schreibt er nach Vorlage der Bücher auch die Hörspiele. Bildquelle: SRF Archiv.
Wenn Sie zurückblicken, was ist Ihnen weniger gut gelungen?
Ich konnte nicht gut «Nein» sagen. Es gibt viele Momente in meinem Leben, wo ich später fand: «Gopferdelli», da hätte ich «Nein» sagen müssen – das hätte ich nicht tun dürfen! Oder da habe ich Menschen verletzt. So grotesk es tönt: Ich habe sie verletzt, weil ich nicht Nein gesagt habe. Ich hätte mir immer gewünscht, etwas taffer, strenger zu sein. Nicht nur mit mir selbst, sondern manchmal auch mit Mitmenschen.
Ich nehme Sie als bescheidenen Menschen wahr, der nicht um das Podest oder den roten Teppich kämpft.
Das stimmt. Aber nicht, weil ich das bewusst mache. Ich finde, man wird eher wahrgenommen, wenn man sich rar macht. Ich habe meine Karriere immer als Job empfunden und hatte das Gefühl, eine Arbeit wie jeder andere zu machen, nur halt in der Öffentlichkeit. Das bringt Vor- und Nachteile mit sich. Aber grundsätzlich bin ich von Natur aus nicht so gern im Rampenlicht.
Ich habe lange Zeit darunter gelitten, so klein zu sein
Woher kommt diese Bescheidenheit?
Das hat vermutlich damit zu tun, dass ich mit 1,60 Meter nicht gross gewachsen bin. Das ist sehr klein. Ich habe lange Zeit darunter gelitten. Ich vermute, das hat automatisch dazu geführt, sich immer kleinzumachen. Ich war immer der Hinterste in der Reihe und der Letzte, der kam. Das wirkt sich irgendwann auf den Charakter aus. Man hat das Gefühl, man sei ein bisschen zu wenig.
Was hat die Bühne für eine Bedeutung für Sie?
Auf der Bühne stehen zu können, schüttet Glückshormone aus. Man spürt, dass man den Menschen offensichtlich Freude bereitet mit dem, was man macht. Das ist etwas Unbeschreibliches. Das kann man fast nicht in Worte fassen. Man geht mit so einer Befriedigung, mit einem Adrenalinschub auf und ab der Bühne.
Wussten Sie immer schon, was Sie können und was nicht?
Ich habe einmal gesagt: Ich kann wahnsinnig viel, aber ich kann nichts richtig. Das sagt eigentlich alles. Ich bin unwahrscheinlich breit durchs Leben gegangen. Ich konnte Radiosendungen und Quiz im TV moderieren, ich konnte Politikerparodien machen, Kinderproduktionen, Hörspiele und im Fernsehen «Fascht e Familie», «Traumpaar», etc. Ich konnte alles machen, was man in diesem Beruf machen kann.
Sie sind die Stimme von Globi, wie prägend ist er?
Globi ist mein halbes Leben. Globi ist die Figur, die mich am längsten durch mein Leben begleitet hat. Nächstes Jahr sind es 50 Jahre. Lange Zeit war ich nur seine Stimme und seit 25 Jahren schreibe ich auch die Hörbücher. Es ist eine Figur, die mir viel gebracht hat. Für mich ist es wie ein Jungbrunnen, der mich jung hält.
Viele feiern ihren 80. Geburtstag mit der Familie oder Freunden in einem Restaurant. Sie stehen auf der Bühne. Warum?
Das Casino-Theater Winterthur hat mir ein Stück geschenkt. Ich kann einen Monat lang Geburtstag feiern. Um es vorneweg zu nehmen: Wer kommt, soll bitte, bitte keinen Blumenstrauss und keine Geschenke mitbringen. Sonst habe ich zu Hause ein Krematorium.
Das Gespräch führte Sirio Flückiger.