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100 Jahre Schweizer Hörspiel Wie wird Hörspiel zum Kopfkino?

Mit einem Hörspiel kann man in andere Welten eintauchen. Damit man auch ganz ohne Bild glaubt, man sei in einer Beiz, auf einer Alp oder im Dschungel, braucht es den ein oder anderen Kniff. Hier erfahren Sie, wie im Hörspielstudio aus Text Kino für die Ohren wird – in drei Schritten:

1. Am Anfang war das Wort

Zuerst wird der Dialog einer Szene aufgenommen. Dafür gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten:

Beim aktuellen Schweizer Radio Tatort «Shikimicki» wurden die Szenen grösstenteils schallarm aufgenommen. Das klingt dann so:

2. Die Geräusche machen's aus

In der wirklichen Welt hören wir natürlich nicht nur nackte Stimmen, sondern viel mehr. Beim Hörspiel unterscheidet man zwischen Geräuschen und Ambis. Geräusche sollen Aktionen erlebbar machen: Rennen durch Schnee, Trinken aus einer Tasse, eine Tür, die aufgeht. Ambis wiederum sind Hintergrundgeräusche, die helfen, eine Szene zu verorten: Das kann zum Beispiel Vogelgezwitscher sein, die Geräuschkulisse einer Kneipe oder auch Wind und Wetter.

Heutzutage findet man viele Geräuschaufnahmen und Ambis in digitalen Datenbanken. Aber noch immer werden Geräusche passgenau im Hörspielstudio aufgenommen, oder in besonderen Fällen von einem Geräuschemacher hergestellt.

Geräusche: Digital und anno dazumal

Zu den Stimmen kommen dann je nachdem noch digitale Raumeffekte dazu. Damit die Szene nicht nach Studio klingt, sondern zum Beispiel nach einem Bergdorf. Ausserdem werden die Stimmen im Raum positioniert: Also links oder rechts im Ohr. Wenn man sie lauter oder leise macht, lässt sich beispielsweise auch ein Weglaufen simulieren.

Die selbe Szene im Radio Tatort klingt mit Geräuschen nun so:

3. Hier spielt die Musik

Damit ein Hörspiel uns berührt, fehlt noch eine letzte wichtige Zutat: die Musik! Sie unterstützt, was eine Szene ausmacht: den Humor, die Dramatik, die Romantik oder die Action. Die Musik kann auf ganz verschiedene Weise entstehen:

Hörspielmusik früher und heute

Am Schluss kommt noch der Feinschliff: Die Mischung. Ein Hörspielprojekt hat oft unzählige Spuren mit verschiedenen Sprachaufnahmen, Geräuschen, Musiken, Effekten und so weiter. Der Tontechniker schafft daraus ein harmonisches und ausbalanciertes Ganzes.

Mischpult
Legende: Am Mischpult Dafür sind all die Regler, Schieber und Knöpfe da. Tontechniker Tom Willen bei der Arbeit. SRF / Oscar Alessio

Unsere Szene aus dem Radio Tatort klingt am Ende so:

Was es sonst noch für ein Hörspiel braucht

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Eine ganze Menge, unter anderem:

  1. Ein Hörspielmanuskript. Es wird von einer Autorin geschrieben in Zusammenarbeit mit einem Hörspieldramaturgen. Bei Romanvorlagen müssen die Rechte am Stoff und gegebenenfalls an der Übersetzung eingeholt werden, bevor sie fürs Hörspiel adaptiert werden können.
  2. Die Rollen werden mit passenden Schauspielern besetzt. Die Stimmen müssen zu Charakter, Alter und auch Mundart der Figuren passen – und sich genügend unterscheiden, damit man die Figuren beim Hören auseinander halten kann.
  3. Im Studio werden pro Szene verschiedene Takes aufgenommen. Die Regisseurin wählt die besten Durchgänge aus und erstellt gemeinsam mit dem Tontechniker einen Rohschnitt des Stücks.

Und wie war das eigentlich früher?

Am Anfang wurden Hörspiele immer live im Studio aufgeführt und übertragen. Eigentlich wie eine Theatervorstellung fürs Mikro:

Studio
Legende: Hörspiel anno 1927 Radio Zürich hatte Studios im obersten Stockwerk des Geschäftshauses Sihlporte. SRF

Später wurden Hörspiele aufgenommen: und zwar auf Band. Ein Schnitt war damals wortwörtlich zu verstehen: Ein Tonband wurde geschnitten, und eine spätere Aufnahme darangeklebt. Beim Strassenfeger «Polizischt Wäckerli» von Schaggi Streuli sah das so aus:

Hörspiel anno 1949

Hörspiel ; 

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