Nüchtern betrachtet ist der relevanteste Trend beim Weinkonsum, dass dieser in der Tendenz rückläufig ist. Weniger ist mehr, das gesteigerte Gesundheitsbewusstsein spielt mit und ja, so ist es kaum verwunderlich, dass alkoholfreie Getränke und alkoholfreie Weine boomen. Ähnlich wie beim alkoholfreien Bier entwickelt sich die Geschichte des alkoholfreien Weins zu einer Erfolgs-Story, die einst zögerlich begann.
Alkoholfreie Weine
Carl Jung, Weinhändler aus dem deutschen Rheingau, gilt als Erfinder des Vakuum-Extraktion-Verfahrens. 1907 entwickelte und patentierte er die Technik, die dem Wein bei einer Temperatur von weniger als 30 Grad den Alkohol schonend entzieht. Die Aromen werden dabei aufgefangen und dem alkoholfreien Wein später wieder zugeführt. Heute besteht eine unglaubliche Palette an alkoholfreien Weinen, die vor allem als Weiss- oder Schaumwein auch ohne Alkohol geschmacklich überzeugen.
Das Rosé-Feeling
Neben alkoholfreien Weinen sind Weine gefragt, die wenig Alkohol enthalten. Das können spritzige Rieslinge sein, aber eigentlich sind die wahren Stars die Roséweine aus Südfrankreich. Sie feiern ein sagenhaftes Comeback. Nein, nicht nur, aber auch wegen Brad Pitt und Angelina Jolie, die sich 2008 gemeinsam an einem Weingut in der Provence beteiligt haben. Nur wenige Jahre später war dieses Weingut weltbekannt und die Roséweine aus Südfrankreich wurden insgesamt zum Kassenschlager.
Schaumweine als Eroberer der Herzen
Auch in der Champagne, wo viele Winzer Jahr für Jahr mehr Schaumwein verkaufen könnten, als sie zu produzieren vermögen, floriert das Geschäft. «Bubbles» sind, ganz egal ob damit Prosecco, Sekt, Franciacorta oder Cava gemeint ist, schwer en vogue.
Wenn man Schaumweine auch noch zusätzlich in der Rosé-Ausführung keltern kann, sind rekordverdächtige Absatzzahlen beinahe schon garantiert. So wie beispielsweise beim Prosecco. 2022 wurden gemäss dem offiziellen Prosecco-Konsortium 638,5 Millionen Flaschen verkauft. Der weltweite grösste Prosecco-Markt liegt mit 134 Millionen verkauften Flaschen in den USA.
Zurück zum Naturwein
2022 wurden gemäss der Statistik des Bundesamtes für Landwirtschaft in der Schweiz rund 237 Millionen Liter Wein konsumiert. Und es wird auch immer mehr Schweizer Wein getrunken. Lokal und Regional liegt im Trend, vor allem in Kombination mit ökologischen Aspekten. Heute sind biologische oder biodynamische Weinproduktionen beinahe zum Standard geworden, über den sich - zumindest gedanklich - kein moderner Winzer und auch keine zeitgenössische Winzerin, mehr hinwegsetzten kann.
Etwas lautstarker geht es in der Szene der Naturweinproduzenten zu und her. Naturweine, das sind Weine, die so naturnah wie möglich produziert werden und derzeit von einer kleinen, lauten Anhängerschaft rund um den Globus frenetisch gefeiert werden. Man darf sie ohne weiteres als Gegenbewegung zu einer stromlinienförmigen Önologie sehen, die über Jahre hinweg und egal aus welchem Kontinent stammend, dieselbe Art von Weinen hervorgebracht hat. Nun liegt das Gegenteil im Trend. Handwerk. Ökologie. Nachhaltigkeit. Authentischer Geschmack, Charakter statt Perfektion. Oft herausragend, manchmal aber leider auch fehlerhaft.
Fazit: Die Weinwelt ist bunter als je zuvor und sie hat heute in der Tat für jeden Geschmack etwas Passendes zu bieten. In diesem Sinn: Santé, CinCin, Viva und auf Ihr Wohl!