Es gibt wohl kaum einen Menschen, der mit solcher Leichtigkeit und Sprachwitz über das Ende der Welt singen kann wie Franz Hohler. Die Nummer beginnt mit einem Käfer auf einer kleinen Insel, der ausstirbt, und endet mit einem zerstörten Ökosystem. «Ich bin sicher, der Weltuntergang, meine Damen und Herren, hat schon begonnen», so die Schlusszeile.
Das Stück « Der Weltuntergang » des Kabarettisten Franz Hohler ist inzwischen über 50 Jahre alt, der Rap ist jedoch aktueller denn je.
Trotz solch düsteren Themen hat der Schriftsteller kaum an Leichtigkeit und Sprachwitz eingebüsst. Wie gelingt ihm das? Drei Anekdoten zum Glück von Franz Hohler.
1. Nächtliche Glücksmomente auf dem Mont Blanc
«In meinem Alter ist Glück für mich, wenn ich morgens aufwache und noch da bin», sagt Hohler mit einem Schmunzeln. Mit seinen 81 Jahren blickt der Oltener auf ein langes Leben zurück. Von der Liebe bis zur Geburt seiner Kinder seien viele glückliche Momente dabei gewesen.
Man hat die ganze Alpenkette bei Vollmond gesehen, es war wie eine Trance.
Hohler erinnert sich an einen ganz besonderen Moment, als er nachts auf dem Mont Blanc war. Eigentlich wäre die Tour bei Tag geplant gewesen. Doch Hohler erfuhr, dass sein Bergsteiger die Tour mit einem Kollegen bei Nacht mache und war begeistert.
So ging er mit dem Bergsteiger um zehn Uhr nachts bei Vollmond los. «Man hat die ganze Alpenkette bei Vollmond gesehen, es war wie eine Trance. Als wir auf den Gipfel kamen, ging die Sonne auf. Ein Glücksmoment.»
2. Alltagsmomente wie das Blühen des Frühlings
Das Glück, das findet Hohler auch in kleinen Alltagsmomenten. «Ich freue mich an allem, worüber man sich freuen kann. Wenn die Amseln singen am Morgen, das ist so wunderbar, da höre ich immer wieder zu», schwärmt Hohler. «Oder das Blühen des Frühlings, das ergreift mich immer wieder.»
In solchen Alltagsmomenten findet der Schriftsteller auch Inspiration für seine Geschichten. Zu seinen Werken gehören Kinderbücher, aber auch Romane für Erwachsene, Gedichte und Lieder.
Die Idee für den Roman «Die Rückeroberung» sei ihm zum Beispiel an seinem Schreibtisch gekommen. Auf der Antenne am Gebäude gegenüber sass ein grosser Vogel und Hohler stellte sich vor, dass es ein Adler gewesen wäre. «Plötzlich dachte ich mir: Das ist eine Geschichte, die du schreiben musst!»
So beginnt das Buch mit einem Adler, der sich auf der Antenne des Gebäudes gegenüber niederlässt. Stück für Stück erobern die Tiere die Stadt Zürich.
3. Auch Trauer gehört zum Leben
In seinem kreativen Schaffen liess sich Hohler auch von Zeitgenossen wie Emil Steinberger oder Mani Matter inspirieren. Mit letzterem verband Hohler sowohl die Freude an der Mundart als auch eine tiefe Freundschaft.
Sein Lied «Weni mol alt bi», eine Mundart-Übersetzung eines Beatles-Songs, habe er deshalb unbedingt seinem Freund vorspielen wollen. Doch dann kam der Tod dazwischen.
Auch Trauer gehört zum Leben dazu, weiss Hohler. «Wenn es eines Morgens gar nichts mehr zu lachen gibt, was soll ich dann tun, damit es wieder lustiger wird?», fragt eine Hörerin den Kabarettisten. Sein Rat: «Ich glaube, zum Lachen kann man sich nicht zwingen.» Wenn man erwache und traurig sei, solle man so lange traurig bleiben, bis es einem verleide.
Das Leben hat immer recht.
Vielleicht hat diese positive Einstellung zum Leben auch mit seinem Weltbild zu tun. Müsste Hohler sein Weltbild in drei Sätzen beschreiben, hiesse es: «Das Leben hat immer recht.» Mit dieser Einstellung lässt sich vielleicht sogar mit Leichtigkeit über den Weltuntergang singen.