Wenn Täuferinnen und Täufer sich nicht zu Staat und reformierter Kirche «bekehren» wollten und verweigerten, ihre Säuglinge zu taufen und Kriegsdienst zu leisten, wurden sie gequält, dann ausgewiesen oder zu Strafrudern auf Galeeren verurteilt, was meist der Todesstrafe gleichkam. Ihre Güter wurden konfisziert, die Kinder weggenommen.
Aus dem Dunkel dieser Jahrhunderte der Verfolgung durch den Kanton Bern führt die Ausstellung hinaus in die Freiheit: Denn das Anliegen Jesu, gewaltlos Frieden zu stiften, treibt die täuferische Community bis heute an, weltweit. Beim Stichwort «Trachselwald» schüttelt es die Nachkommen Berner Täuferfamilien bis heute. Der Kerker von Schloss Trachselwald bei Sumiswald ist den Täufer-Nachkommen selbst in den USA, in Deutschland oder Paraguay noch ein Begriff. «Trachselwald» ist für sie ein Synonym für die Verfolgung durch staatliche Obrigkeit und reformierte «Staatskirche». Heute engagieren sich der Kanton Bern ebenso wie die reformierten Kirchen der Schweiz für Trachselwald als Erinnerungsort.
In der multimedialen Ausstellung im Zellentrakt des Schlosses werden Ihnen Geschichte und Gegenwart des schweizerischen Täufertums vorgestellt. Sie erhalten Einblick in Leben und Glauben von Frauen und Männern aus dem Emmental, die wegen ihrer nonkonformen Überzeugungen in Konflikt mit «Kirche und Staat» gerieten. Und Sie staunen vielleicht da und dort darüber, wie aktuell manche Themen bis heute geblieben sind.
So ist etwa ein Raum der liberianischen Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee (*1972) gewidmet. Mit einem gewaltfreien Frauen-Sitzstreik brachte sie die Militärregierung Liberias zum Einlenken. Leymah ist in der Ausstellung neben vielen anderen täuferischen Persönlichkeiten zu sehen und zu hören. In Selbstzeugnissen erzählen sie von ihrem Glaubens- und Lebensweg: Da ist die Emmentaler Mutter, die im Kerker um ihre Kinder bangt, die zwangsgetauft werden sollen, während der Vater von der Berner Regierung schon auf eine Galeere in ungewisse Gewässer verschickt wurde. Da sitzt eine Familie im Emmental beim kargen Abendbrot und ängstigt sich vor den «Täuferjägern», die auf Kopfgeld aus sind. Da sind die sittenstrengen Amish, die dem Schweizer Prediger Amann folgen und über die Pfalz nach Pennsylvania auswandern: Dort leben sie bis heute so wie damals im Emmental und faszinieren ihre Umwelt auch mit ihrem Fleiss und ihrer Kultur des «Vergebens».
So unterschiedlich Täufer oder Mennoniten heute sind, sie alle eint: Gewaltlosigkeit, Gottvertrauen, Gemeinschaftssinn, ein Leben mit und aus der Bibel sowie das Pochen auf die freie Glaubensentscheidung zur Taufe. Erleben Sie auf diesem Streifzug eine Zeitreise, die vom Emmental des 16. Jahrhunderts über «Wege zur Freiheit» bis nach Übersee führt. Während in der Schweiz nurmehr rund 2000 «Mennos» leben, sind es weltweit über 2 Millionen Menschen, die der nonkonformistisch frommen Tradition des Täufertums folgen. Das begann vor genau 500 Jahren eben auch hier bei uns in der Schweiz.
Das Reiseprogramm:
- Individuelle An- und Rückreise nach Burgdorf BE.
- 14.15 Uhr: Treffpunkt Bahnhof Burgdorf. Carfahrt zum Schloss Trachselwald. Während der Fahrt Begrüssung und Einführung ins Thema durch Judith Wipfler.
- 14.45 Uhr: Ankunft Schloss Trachselwald. Erläuterungen zur Ausstellung durch Judith Wipfler. Individuelle Besichtigung der Ausstellung. Sie erhalten ausserdem einen ausführlichen Ausstellungsbegleiter. Judith Wipfler steht den ganzen Nachmittag für individuelle Fragen zur Verfügung.
- 16.30 Uhr: Rückfahrt nach Bahnhof Burgdorf.
- 17 Uhr: Eintreffen Bahnhof Burgdorf. Ende der Veranstaltung und individuelle Rückreise.
Konzipiert und begleitet wird der Streifzug von der SRF-Religionsexpertin und reformierten Theologin Dr. h.c. Judith Wipfler.