Wer sich nicht zur reformierten Kirche «bekehren» wollte, wer sich weigerte, Säuglinge zu taufen oder Kriegsdienst zu leisten, wurde im Kerkerturm gemartert. Die Güter «überführter» Täuferfamilien wurden konfisziert. Aus dem Dunkel dieser Jahrhunderte führt die Ausstellung hinaus in die Freiheit, meist in die Emigration.
Zeitreise mit aktuellen Themen
Beim Stichwort «Trachselwald» schüttelt es die weltweit verstreuten Nachkommen Schweizer Täuferfamilien bis heute. Der Kerker von Schloss Trachselwald bei Sumiswald ist in den USA, in Deutschland und auch in Paraguay noch ein Begriff. «Trachselwald» wurde zum Synonym für die Verfolgung durch staatliche Obrigkeit und reformierte «Staatskirche». Heute engagieren sich der Kanton Bern ebenso wie die reformierten Kirchen der Schweiz für Versöhnung und Erinnerung.
Die multimediale Ausstellung im Zellentrakt von Schloss Trachselwald stellt Ihnen Geschichte und Gegenwart des schweizerischen Täufertums vor. Sie mögen staunen, wie aktuell manche Themen geblieben sind.
Das Anliegen Jesu, gewaltlos Frieden zu stiften, treibt die täuferische Community bis heute an. So ist etwa ein Raum der liberianischen Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee (*1972) gewidmet. Mit gewaltfreien Frauen-Sitzstreiks brachte sie die Militärdiktatur Liberias 2003 zum Einlenken.
Gewaltlosigkeit, Gottvertrauen, Gemeinschaftssinn
In Selbstzeugnissen erzählen Täuferinnen und Täufer von ihrem Glaubens- und Lebensweg:
Da ist die Emmentaler Mutter, die im Kerker um ihre Kinder bangt, die zwangsgetauft werden sollen, während der Vater schon auf einer Strafgaleere in ungewisse Gewässer verschickt wurde. Da sitzt eine Familie im Emmental beim kargen Abendbrot und ängstigt sich vor den Berner «Täuferjägern».
Da sind die sittenstrengen Amischen, die über die Pfalz nach Pennsylvania auswanderten: Sie faszinieren bis heute durch ihre antiquierte, aber CO2-neutrale Lebensweise und ihre Kultur des Vergebens.
So unterschiedlich modern Täufer oder Mennoniten heute sind, sie alle einen: Gewaltlosigkeit, Gottvertrauen, Gemeinschaftssinn, ein Leben mit und aus der Bibel sowie das Pochen auf Glaubensfreiheit.
Streifzug durch 500 Jahre Täuferbewegung
Erleben Sie auf diesem Streifzug eine Zeitreise, die vom Emmental des 16. Jahrhunderts bis nach Übersee führt. Während in der Schweiz nurmehr rund 2000 Täufer oder Mennoniten leben, bekennen sich weltweit über 2 Millionen Menschen zur historischen Friedenskirche der Täufer/Mennoniten. Ihre Geschichte begann vor genau 500 Jahren, als am 21. Januar 1525 die erste Erwachsenentaufe in Zürich stattfand.
Nach einem Spaziergang vom Bahnhof Sumiswald-Grünen hinauf zum Schloss Trachselwald hören wir von Judith Wipfler eine Einführung in die Geschichte. Anschliessend begehen wir gestaffelt Ausstellung und Turm. Bei Zwetschgenkuchen und Kaffee haben wir Zeit zum vertiefenden Austausch. Gestärkt spazieren wir zurück zum Bahnhof Sumiswald.
Ihre Begleitung
-
Bild 1 von 2. Konzipiert hat den Streifzug die SRF-Religionsexpertin und reformierte Theologin Dr. h.c. Judith Wipfler. Bildquelle: SRF / Oscar Alessio.
-
Bild 2 von 2. Unterstützt wird sie bei der Begleitung des Streifzugs von SRF-Religionsexpertin Nicole Freudiger. Bildquelle: SRF / Marion Nitsch.
Das Programm
- 13.15 Uhr: Besammlung und Begrüssung am Bahnhof Sumiswald-Grünen. Gemeinsamer Spaziergang zum Schloss Trachselwald (30 Minuten). Wer nicht gut zu Fuss ist, soll dies bei der Anmeldung vermerken. Ein Transport mit Privatauto kann organisiert werden.
- 14 Uhr: Referat von Judith Wipfler
- 14.20 Uhr: Besichtigung Ausstellung
- 15 Uhr: Kaffee und Kuchen, Austausch
- Ab 15.50 Uhr: Spaziergang zurück zum Bahnhof Sumiswald und individuelle Rückreise