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Zwei Damen in Kleidern und Hochsteckfrisuren auf einer bunten Bühne. Rechts und links zwei ebenfalls kostümierte Männer.
Legende: Inna Fedorii und Jasmin Etezadzadeh in «Die Nase» Oper in drei Akten von Dmitri Schostakowitsch nach Nikolai Gogol. Thomas Aurin

24. März 2022 Dmitri Schostakowitsch – und wie er uns an der Nase herumführt

Der zweite Streifzug des Jahres führt uns ins Theater Basel und zeigt uns die erste Oper von Schostakowitsch: eine bitterernste Parodie voll von unbändiger Lust und Wucht.

Der Streifzug im Überblick

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  • Datum:
    24. März 2022
  • Pauschalpreis pro Person:
    CHF 145.–
  • Anmeldeschluss:
    28. Februar 2022
  • Mindest-/Maximalbeteiligung:
    25/60 Personen

Die Reise einer Nase

Dmitri Schostakowitsch ist 21-jährig, hat mit seiner ersten Sinfonie bereits einen Welterfolg geschrieben und träumt jetzt von einer Oper. Komisch, grotesk, ja satirisch sollte sie werden, ein zeitgenössisches Thema aufgreifen wie zum Beispiel das nach der Oktoberrevolution wiedererwachende Spiessbürgertum, das man auf einer Opernbühne mit den Mitteln der Musik grell und verzerrt darstellen könnte.

Fündig wird er schliesslich bei Nikolai Gogol, der knapp hundert Jahre zuvor in seinen Petersburger Novellen die Geschichte einer Nase erzählte, die sich aus dem Gesicht eines Kollegienassessors (Staatsbeamten) auf- und davonmacht und auf ihrem Alleingang durch die Stadt viel Stress verbreitet, bis sie schliesslich gefunden und dem rechtmässigen Besitzer zurückgebracht wird.

Wobei die Nase offenbar auf den Geschmack der Freiheit gekommen ist und keine Lust mehr hat, im Gesicht eines kleinen Beamten zu sitzen. Das ist ihr rangmässig dann doch zu niedrig. Bei jedem Versuch, sie am angestammten Platz zu befestigen, fällt sie zu Boden. Wie geht diese Geschichte zu Ende?, fragt man sich.

Genau so absurd, wie sie begonnen hat: Eines Morgens erwacht der Mensch und die Nase ist dort, wo sie immer war. Aus.

Ein Mann in blauer Uniform hält sich auf einer orangen Bühne die Nase. Im Hintergrund sieben Menschen in grauen Anzügen.
Legende: Michael Borth als Platon Kusmitsch Kowaljow Thomas Aurin

Bitterernste Parodie

Die Musik nun, die Schostakowitsch dazu schreibt, ist laut und frech. Noch muss er kein Blatt vor den Mund nehmen und kann sich mit seinen Mitteln lustig machen über aufgeblasene Bürokraten und Polizisten.

So mischt er, jede Regel missachtend und in vollkommener Freiheit, musikalische Stile, stellt Triviales neben kunstvoll gemachte Fugen, Lustiges neben Dramatisches. Auf der Bühne klingt es nach Grand Opéra, aber auch nach Walzer und Polka, nach orthodoxem Kirchengesang und nach Volkslied, sogar eine singende Säge und eine Balalaika kommen vor. Und aus dem Orchestergraben schnarcht und schnauft und stöhnt und schlabbert es, ja werden instrumentale Geräusche erzeugt, die unmissverständlich ans – pardon! – Rülpsen und Furzen erinnern.

Mit unbändiger Lust und Wucht lässt Schostakowitsch all diese Gegensätze aufeinanderprallen, karikiert, parodiert – und meint es doch immer bitterernst; sagt er doch selbst: «Ich setze auf den wahren Ton, so wie ja auch Gogol alle komischen Vorgänge im seriösen Ton wiedergibt. Darin liegt die Kraft und die Qualität des Gogolschen Humors. Gogol witzelt nicht. Die Musik strebt ebenfalls nicht danach zu witzeln.»

Ein Mann und eine Frau (beide weiss kostümiert) auf einer Bühne.
Legende: In der Inszenierung von Herbert Fritsch sind insgesamt 68 Figuren zu sehen. Thomas Aurin

«Artistik, Slapstick und Commedia dell‘arte»

Auch auf der Bühne keine Zurückhaltung: Insgesamt 68 Figuren treten auf, singen in höchsten Tönen oder mit zugehaltener Nase oder reden oder tun beides zusammen und verschwinden dann wieder.

Und selbst die Nase, die sich aus dem Staub gemacht hat und von der man eigentlich keine so rechte Vorstellung hat, wie sie tönt, hat einen glänzenden Auftritt Insgesamt gibt es zwölf Szenen, die einmal «im Schlafzimmer», «in der Kathedrale», «auf der Zeitungsredaktion» oder «in einer Poststation am Stadtrand von Petersburg» spielen, lauter Orts- und Szenenwechsel, die ebenso unvermittelt wie abrupt sind und die Schostakowitsch einfach aneinanderreiht oder besser gesagt: aneinanderklebt.

Wie im sowjetischen Avantgardekino der 1920er-Jahre, wo junge wilde Filmer wie Eisenstein mit dem Schnitt Schockeffekte beim Publikum auslösen wollten. Schostakowitsch lernt diese Technik kennen und lieben, als er sich nachts mit Begleiten von Stummfilmen etwas dazuverdienen muss, um tagsüber an seiner ersten Oper weiterkomponieren zu können.

Herbert Fritsch, der bereits in der letzten Saison am Basler Theater Richard Strauss’ Oper Intermezzo inszeniert hat, verzichtet fast ganz auf grössere Ausstattungsteile, nicht einmal eine Nase läuft herum. Die Figuren und ihre emotionalen Zustände finden, wie der Dramaturg Roman Reeger im Programmheft sagt, «ihren Ausdruck in einer Körperlichkeit zwischen Artistik, Slapstick und Commedia dell‘arte».

Konzipiert und begleitet wird der Abend von Gabriela Kaegi.

Programm

  • Individuelle An- und Rückreise  
  • 18.30 Uhr: Eintreffen der Gäste  
  • 18.40 Uhr: Exklusive Einführung mit Roman Reeger im Foyer, Moderation: Gabriela Kaegi  
  • 19.00 Uhr: Apéro im Theatercafé  
  • 19.30 Uhr: Beginn Vorstellung «Die Nase»  
  • 21.15 Uhr: Ende der Veranstaltung

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