Beim Hören der Zweiten von Beethoven merke ich, dass ich bis jetzt einen Bogen um sie gemacht habe. Ich singe zwar spontan dieses oder jenes Thema mit. Aber den Überblick habe ich mitnichten. Und das ist vielleicht die Sache mit dieser Zweiten: Sie steht im Schatten der Ersten und vor allem der Dritten, heroischen. Zu Unrecht.
Unmittelbar und lebendig
Schon die Entstehungsgeschichte ist faszinierend: 1802, mit etwas über 30 Jahren, vollendete Beethoven das Werk – genau in jener Zeit, als ihm bewusst wurde, dass sein Gehör unwiderruflich nachliess. Grosse Verzweiflung also – aber auch kämpferische Hoffnung: «Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen, ganz niederbeugen soll es mich gewiss nicht», schrieb er damals in einem Brief.
Und ja, diese Gegensätze hört frau sofort: Was für ein selbstbewusster D-Dur-Akkord zu Beginn der langsamen Einleitung! Ich richte mich unwillkürlich auf – und dann diese zaghaften Bläser, die nicht so recht wissen, wohin mit sich… hoppla, nochmal so ein kräftiger Akkord. Von da an nimmt alles seinen Lauf, mit Überraschungen, Abstürzen, Schreckens und dann wieder Gnadenmomente. Am Ende des ersten Satzes: Jubel! Power! Energie! Wie unmittelbar und lebendig das heute immer noch wirkt.
Ungewöhnlich – zum Glück!
Dem Largo, einem melancholisch-heiteren Lied, folgt ein Scherzo – es bringt mich zum Lachen mit seinem rhythmischen Verwirrspiel. Und dann das Finale: eine Tischbombe, aus der die Jokes nur so herauspurzeln, einer nach dem andern. Plötzlich rasanter Wechsel zu Moll – das hat das Publikum damals verwirrt: «Man ist an Haydns und Mozarts Werke gewöhnt, und darf sich nicht wundern, wenn diese seltnen Producte Beethovens, die sich so sehr von dem Gewöhnlichen entfernen, im Allgemeinen nicht immer ihre Wirkung auf den Zuhörer hervorbringen. » (Allgemeine Musikalische Zeitung, 1812)
Doch genau das ist das Wunder dieser Musik: Sie ist nicht «gewöhnlich». Sie lässt mich staunen, bangen, leiden – und hoffen. Ich freue mich auf diese öffentliche Diskothek!
Die Diskussionsrunde
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Bild 1 von 3. Annelis Berger, Musikredaktorin und Moderatorin bei Radio SRF 2 Kultur, spricht mit ... Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. ... dem Cellisten Christoph Dangel ... Bildquelle: Matthias Müller.
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Bild 3 von 3. ... und der Dirigentin Johanna Malangré über Beethovens 2. Sinfonie. Bildquelle: Zuzanna Specjal.
Programm
- 13 Uhr: Türöffnung, Notenhandlung Müller & Schade
- 13.30 Uhr: Live-«Diskothek»
- 15.45 Uhr: kleiner Apéro
- 16.30 Uhr: Türöffnung, Französische Kirche (15 Gehminuten entfernt von Müller & Schade)
- 17 Uhr: Konzert
- Ca. 18.40 Uhr: Ende der Veranstaltung
Eingeschlossene Leistungen
- Teilnahme «Diskothek»
- Apéro
- Eintritt Konzert