Im März 2007 wurde das «Wissenschaftsmagazin» zum ersten Mal ausgestrahlt – live. Christian Heuss war Mitbegründer und bis 2013 Leiter der Wissenschaftsredaktion. Heute betreibt er mit «Die WissensWandler » eine eigene Kommunikationsagentur.
Im Gespräch mit den SRF-Wissenschaftsredaktorinnen Cathrin Caprez und Katharina Bochsler wirft er einen Blick zurück.
SRF: Christian, wie kamst du zu dieser spannenden Aufgabe?
Christian Heuss: Ich arbeitete anfangs der 2000er-Jahre als freier Wissenschaftsjournalist für DRS 2 und für verschiedene Zeitungen. Zu der Zeit lancierte die SRG ein nationales Programm zur Förderung des Wissenschaftsjournalismus. In allen Sprachregionen wurde dafür bei den Kulturprogrammen befristet eine halbe Stelle gesprochen. Ich habe die Stelle für die Deutschschweiz erhalten.
Wenige Monate später stand Arthur Godel, der damalige DRS 2-Chef, bei mir in der Tür und sagte: «DRS 3 möchte gern eine Digitalredaktion gründen. Wir wollen im Gegenzug bei DRS 2 eine Wissenschaftsredaktion. Kannst du mir bis morgen eine A4-Seite mit Argumenten liefern für eine Fachredaktion Wissenschaft und zwei oder drei zusätzliche Stellen.» Es war also auch ein strategischer Kuhhandel innerhalb von Radio DRS.
War von Anfang an klar, dass diese neue Redaktion ein wöchentliches Magazin produzieren soll?
Es gab verschiedene Ideen. Am Schluss erhielt das Konzept fürs «Wissenschaftsmagazin » den Zuschlag. Ein starkes Argument war, dass man mit diesem Magazin einen hörbaren Schwerpunkt setzen konnte, auch publizistisch. Eine Sendung wird stärker wahrgenommen als auf verschiedene Sendeplätze verteilte Wissenschaftsbeiträge, die im Tagesprogramm untergehen. Diese publizistische Marke zu setzen war ein ganz bewusster Entscheid.
Wie lief das Projekt denn an?
DRS 2 wollte mit dieser Sendung sein Image als Sender für Wissen und Gesellschaft stärken und nicht nur als Sender für Klassik und Kultur wahrgenommen werden. Die Radiodirektion war überzeugt vom Erfolg eines Wissenschaftsmagazins. Gleichzeitig wollte das noch junge DRS 4 dieses Magazin jeweils mindestens zehn Mal wiederholen. So konnte die Sendung über DRS 2 hinaus eine solide Reichweite erreichen und sich schnell als Marke etablieren.
Heute liefert die Wissenschaftsredaktion Beiträge auf allen vier Radiosendern, ist im TV und online präsent. War das von Anfang an so?
Die Wissenschaftsredaktion hatte schnell einen sehr guten Ruf als agile und schnelle Redaktion innerhalb von SRF. Katastrophen haben dazu leider viel beigetragen. Zum Beispiel der Tsunami in Südostasien an Weihnachten 2004 oder dann die Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011. Wir haben über Nacht eine Infrastruktur aufgezogen, so wie später über viele Monate hinweg während Corona. Das waren jene Momente, in denen man im ganzen Haus gemerkt hat: Hey, es ist wirklich wertvoll, wenn wir Fachjournalist:innen haben, die sich auch sehr kurzfristig kompetent zu komplexen wissenschaftlichen Themen äussern können.
Die SRF-Wissenschaftsredaktion beliefert weiterhin alle Radio-Sender, berät und unterstützt die TV-Redaktionen und bespielt die App von SRF. Die Redaktion ist ausserdem zwei Mal im Monat auf Radio SRF 1 in der Sendung «Eine Stunde, ein Thema» zu hören. Diese kann als Podcast «SRF Wissen» abonniert und jederzeit nachgehört werden.