Wenn das Augenlicht abnimmt und die Augenschrift verschwindet, brauchen Inhalte ein neues Kleid, damit blinde und sehbehinderte Menschen sie lesen können. Sie müssen in Punktschrift oder Audio übertragen werden, beides kostspielig und aufwändig. Computer verändern die Ausgangslage für sehbehinderte Menschen grundlegend. Dank Hilfsmittel und Hilfssoftwares, die den Text sofort in Braille oder Sprache ausgeben, ist grundsätzlich jeder digital erfasste Text lesbar. Endlich die gleichen Chancen! Endlich das gleiche Dokument nutzen! Könnte man meinen. Augenmenschen lieben locker gestaltete Texte mit ansprechenden Bildern und graphischem Chichi. Stark sehbehinderte Menschen wünschen sich, den Inhalt möglichst ohne Navigierkunststücke und Kombinierakrobatik lesen zu können. Die Hilfsmittel können mit Bild und Grafik meistens nichts anfangen. Sie versuchen, Textelemente und Orientierungshilfen wie Überschriften und Links in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen, was oft nicht gelingt. Informationen auf Websites oder in PDF-Dateien befriedigen visuelle Bedürfnisse. Deshalb sind immer noch viele Inhalte für sehbehinderte Interessierte erschwert oder gar nicht zugänglich. Die Hauptgründe liegen beim Programmieren und Gestalten der Texte oder betreffen urheberrechtliche Bedenken.
Blinde und stark sehbehinderte Menschen stehen beim Erstellen der Inhalte nicht im Fokus, sie werden als kleine Randgruppe gesehen. Heute sind bereits über 100’000 Menschen in der Schweiz stark sehbehindert oder blind. Die altersbedingte Makuladegeneration ist die weitaus häufigste Augenkrankheit. Weil unsere Gesellschaft schnell altert, steigt die Gruppe der sehbehinderten Menschen stetig. Diesem Umstand trägt das neue Angebot von KULTURCLUB.CH Rechnung. Stark sehbehinderte Menschen können nun auf Wunsch eine eigens für sie angepasste PDF-Datei abonnieren, die mit einem Passwort geschützt ist. Die Magazinmacher wenden einen wichtigen Trick an: die Mutterdatei im Wordformat programmieren und daraus ein PDF erstellen, das für Sehbehinderte gut lesbar ist. Das ist viel einfacher, als das gestaltete PDF umzubiegen, das für den Druck des Magazins gedacht ist. Beim Programmieren von Websites gilt der gleiche Grundsatz: Zuerst an die Barrierefreiheit denken, nicht erst am Schluss. Sobald die Abläufe klar sind, spart dieses Vorgehen Zeit und Geld.
In der PDF-Datei kann man nicht blättern wie im Heft. Deshalb ist eine gute Orientierung zentral. Die Titel im Inhaltsverzeichnis sind Links, welche die Leserinnen und Leser direkt zum gewünschten Artikel bringen, alternativ können sie von Überschrift zu Überschrift springen. Die Suchfunktion hilft, gewünschte Stichwörter rasch zu finden, zum Beispiel die Lieblingssendung. Auf Bildlegenden wird verzichtet, da sie primär den Inhalt auflockern sollen und keine wesentlichen neuen Infos liefern.
Barrierefreie PDF-Datei
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