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Anlegen für Anfänger Etwas machen aus dem Geld? Darauf kommt es an beim Investieren

Teuerung sowie steigende Energiepreise, Krankenkassenprämien und Mieten haben fast niemanden in der Schweiz ausgelassen. Für immer mehr Menschen sind Geldsorgen echte Realität geworden.

Umso schöner wäre es da doch, wenn sich gegensteuern liesse. Indem man das ersparte Geld mittels Anlagen für sich arbeiten lässt. Doch beim Investieren gilt es ein paar Regeln zu beachten. Hier sind die wichtigsten.

1. Nur kaufen, was man auch versteht

Hände weg von unverständlichen, intransparenten Finanzprodukten oder Anlagen. Wird es zu komplex, lassen sich weder Erfolgsaussichten noch Risiken überblicken.

2. Den richtigen Zeithorizont finden

Nur Kapital am Finanzmarkt investieren, das man mit hundertprozentiger Sicherheit nicht kurzfristig braucht, sondern lange liegen lassen kann. Ausserdem gilt für den Einstieg: Nicht versuchen, den «Markt zu timen». Den «besten» Einstiegsmoment gibt es nicht. Besser ist es, gestaffelt einzusteigen, beziehungsweise jeden Monat einen gewissen Betrag einzuzahlen. So gleichen sich schlechtere und bessere Marktphasen aus.

3. Diversifikation ist alles

Nicht alle Eier in ein Nest legen, sondern schön verteilen. So vermeidet man Klumpenrisiken. Verluste bei gewissen Investitionen werden zudem eher durch Gewinne bei anderen Investitionen ausgeglichen.

4. Emotionen im Griff behalten

Viele Menschen sind verlust-avers, das heisst: Schwankt der Markt gegen unten, verunsichert das mehr, als Ausschläge nach oben das Anlegerherz erfreuen. Darum sollte man Geld so anlegen, dass man gut schlafen kann. Und es reicht, das Portefeuille ein- oder zweimal jährlich anzuschauen. Wer es täglich tut, wird vom täglichen Rauf und Runter nur nervös. Geld anzulegen, ist ein Marathon und kein Sprint.

Wenn Gefühle beim Investieren mitspielen

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Ein zerschlagenes Sparschwein liegt auf dem Tisch.
Legende: Colourbox

Beim Investieren spielen oftmals auch Emotionen eine Rolle. Das weiss Kremena Bachmann, Professorin für Wealth Management an der ZHAW. Sie forscht zur Frage, wie psychologische Faktoren unsere finanziellen Entscheide beeinflussen:

  • Schmerzhafte Verluste: Anlegerinnen und Anleger halten an Investitionen im Abwärtstrend eher fest, um den Schmerz eines Verlustes zu umgehen. «Es ist nachgewiesen, dass Investitionen, die sich schlecht entwickeln, viel zu spät verkauft werden. Das belastet den Anlageerfolg», sagt Bachmann.
  • Confirmation-Bias: Menschen sind kritischer gegenüber Informationen, welche ihren Entscheiden widersprechen, als gegenüber Informationen, die sie bestätigen. Bachmann sagt: «Das verhindert, dass wir noch rechtzeitig aus schlechten Investments rauskommen.»
  • Home-Bias: Anlegerinnen investieren eher in Unternehmen, die sie kennen. So kaufen Schweizer eher die Aktien von Schweizer Unternehmen. «Wenn man das Gefühl hat, dass Anlagen in Bekanntes weniger risikoreich sind, kann sich das rächen», so die Expertin.

Neben diesen Beispielen gibt es noch weitere emotionale Stolperfallen, welche Investitionen zum Verlustgeschäft machen können. Die Faustregel von Bachmann lautet daher: «Investieren muss langweilig sein. Sobald es aufregend wird, macht man Fehler.»

5. Gebühren vermeiden

Hohe Gebühren minimieren den Anlageerfolg. Der Grund ist der Zinseszinseffekt. Jeder Franken, der von der Vermögensverwaltung verschlungen wird, fehlt langfristig. Ein Rechenbeispiel: Ein Anleger und eine Anlegerin investieren je 250'000 Franken. Er hat Vermögens­verwal­tungs­kosten von zwei Prozent; sie von 0.5 Prozent. Bei einer angenommenen Rendite von fünf Prozent jährlich hat sie nach 40 Jahren fast 640'000 Franken mehr auf dem Konto als er. Deshalb ist schlau, wer indexiert anlegt, mit sogenannten ETF's («exchange traded funds»), die günstig sind. Oder aber einzelne Aktien oder Anleihen direkt kauft.

6. Keinen «Anlage-Gurus» folgen

Anlage-Gurus verkaufen angeblich wasserdichte Prognosen. Das ist ein Geschäftsmodell. Reich werden die Gurus – nicht die Anlegerinnen.  Vor allem die Untergangspropheten sollte man meiden.

7. Aus Fehlern lernen

Leider tendiert unser Gedächtnis dazu, negative Erfahrungen zugunsten von positiven Erfahrungen zu verdrängen. Doch beim Anlegen von Geld ist es wie beim Tennisspielen: Es gewinnt, wer am wenigsten Fehler macht. Dabei helfen kann ein Anlagetagebuch. Darin notiert man Käufe und Verkäufe. Was hat man wann und wieso verkauft oder gekauft? Mit welchen Folgen? So bleiben schlechte Entscheide präsent. Das Anlagetagebuch liest man einmal jährlich durch – und lernt daraus.

Zum Schluss ein Hinweis für diejenigen, die ein wenig «gambeln», also spielen möchten mit ihrem Geld: Dafür kann man sich etwas Spielgeld auf die Seite tun, mit welchem man etwas mehr Risiko eingeht. Das sollte aber nur Kapital sein, dessen Verlust im Alltag nicht schmerzt.

SRF Börse, 27.5.2024, 19:25 Uhr

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