Die Idee zu «Get your Guide» kam dem Kölner an einem Kongress in Peking, als er online vergeblich versuchte, eine Sightseeing-Tour zu buchen.
Nach ausführlicher und ebenso erfolgloser Suche im Internet musste ich den Rest des Tages frustriert im Hotelzimmer verbringen – der Anfang einer super Business-Idee.
Doch nur mit einer guten Idee für eine Reiseplattform ist noch kein Geschäft gemacht. Johannes Reck und seine Gspändli gründeten 2007 ihr Unternehmen «Get your Guide» zu Studentenzeiten. Ohne Marktstudien, Konkurrenzauswertung oder Kundenbefragung. Dafür mit viel Selbstvertrauen in sich und die Idee, und einem Stammkapital von 21'000 Franken.
Wir dachten, wir kennen den Markt, weil wir ja selbst gerne reisen.
Die Geldgeber waren damals die eigenen Eltern. Obwohl die nur mässig begeistert vom Vorhaben ihrer Söhne waren. Reck versprach seiner Oma, wenigstens ein bisschen vernünftig zu sein und zumindest seine Promotion noch zu machen. Der 31-jährige Kölner hat das Zürcher ETH-Doktorat bis heute nicht abgeschlossen.
30'000 Touren in 2500 Städten
Die ursprüngliche Idee von «Get your Guide»: Via Internetplattform Reisenden einen Buddy zu vermitteln, der einem die Stadt zeigt. Dass die Jungunternehmer nicht mit allem Pipapo gescheitert sind, verdanken sie einem Banker. Dieser unterstützte die Idee mit einer Startup-Förderung und sitzt bis heute im Verwaltungsrat.
Es kam ein internationaler Investor mit 50 Millionen Dollar dazu. Das Geschäftsmodell wurde grundlegend geändert: Heute bietet «Get your Guide» 30'000 Aktivitäten und Sightseeing in 2500 Städten an. Top 3 der gebuchten Touren; die Sixtinische Kapelle in Rom, das Jungfraujoch und das Riesenrad London Eye.
In den Anfangszeiten testete Johannes Reck alle Angebote selber. Er flog damals so viel in der Weltgeschichte herum, dass er in der Economy-Klasse den höchsten Senatoren-Status erhielt.
Das waren für mich die manisch-depressiven Phasen zwischen Bankrott und absolutem Superstar.
Es zählt der Teamgedanke
Die Firma ist inzwischen erfolgreich, aber noch nicht profitabel. Das bereitet dem Wahlberliner aber keine Sorgen, er verweist auf Amazon. Johannes Reck arbeitet nach eigenen Angaben über 80 Stunden pro Woche. Und reist immer noch viel in der Weltgeschichte rum; vor allem pendelt er zwischen dem Hauptsitz in Zürich und dem Büro in Berlin, in dem die meisten der 200 Mitarbeiter arbeiten.
Es ist eine Illusion zu glauben, dass die grossen Internetunternehmen nur von den Gründern aufgebaut wurden. Auch bei Facebook war es nicht nur Mark Zuckerberg. Wir ziehen das Unternehmen mit unserem Team zusammen auf.
«Weil ich der schlechteste Programmierer war», antwortet Johannes Reck halb im Scherz auf die Frage, warum ausgerechnet er von den fünf Gründern CEO geworden ist. Er sehe sich in seiner Rolle auch als Vorbild und lege Wert auf eine flache Hierarchie, die Mitbestimmung und das Führen auf Augenhöhe. Er sei heute entspannter, abends und am Wochenende schalte er das Smartphone für mehrere Stunden aus. Auch seiner Freundin zuliebe.
Die Ambitionen bleiben aber nach wie vor gross. «Ich möchte ein Produkt aufbauen, dass das Reiseerlebnis nachhaltig verändert.»