Es klingt wunderbar einfach: «Die Uber-App besorgt Dir einen Fahrer per Fingertipp», heisst es auf der Webseite des Unternehmens aus den USA, das seit ein paar Monaten auch in Zürich aktiv ist. Wir machen den Test und vergleichen Ubers Angebot mit Limousinen und das herkömmliche Taxi (siehe Video).
Los gehts. Wir installieren die Uber-App auf unserem Smartphone; dabei kommen wir nicht umhin, unsere Kreditkarten-Nummer einzugeben. Jetzt genügt ein Antippen des Bestellbuttons und die App schickt unsere Koordinaten weiter.
Bereits ein paar Sekunden später bekommen wir eine Bestätigung: In sieben Minuten wird uns ein Fahrzeug abholen – genauer: Uzuner Abisef, den uns die App per Foto vorstellt, mitsamt den Bewertungen, die er von seinen Fahrgästen erhalten hat.
Fahrt in der Sonderklasse
Es dauert dann doch etwas länger als versprochen, aber schliesslich fährt ein schwarzer Mercedes der S-Klasse vor. Abisef, adrett gekleidet in Anzug und Krawatte, steigt aus und begrüsst uns freundlich. Er kennt das Taxi-Geschäft seit Jahren, war einst Besitzer einer Taxi-Zentrale und ist nun im Limousinen-Business.
Von Uber alleine könnte er nicht leben, erzählt er, da er nicht genug Aufträge bekommt und die Entschädigungen der Firma aus Kalifornien zwar die Kosten eines normalen Taxis decken – aber nicht die eines Wagens seiner Klasse. Trotzdem nimmt er Uber-Aufträge an, wenn ein Gast gerade in der Nähe ist und er sonst nichts zu tun hat.
Zufriedener Kunde, zufriedener Chauffeur
Mit der Art, wie Uber eine Bestellung abwickelt, ist unser Chauffeur zufrieden: Das Start-Up Unternehmen hat ihn mit einem iPhone ausgerüstet, mit dem er die Aufträge entgegennimmt. Uber überweist jeweils am Montag das Geld an die Chauffeure, erzählt Abisef. Mit der Uber-App behält er den Überblick über die Aufträge.
Am Schluss der Fahrt belastet der Computer der Internet-Firma unsere Kreditkarte. Also haben weder Gast noch Chauffeur direkt mit Geld zu tun. Wir bekommen eine detaillierte Abrechnung per E-Mail zugestellt: Auf einer Strassenkarte ist unsere Fahrt eingezeichnet. Der Preis, vergleichbar mit dem einer normalen Taxifahrt, ist transparent. Berücksichtigt werden gefahrene Kilometer und Zeit – alles fein säuberlich aufgelistet.
Ein Vorteil bei Uber: Kommt es zu einem Konflikt um die gefahrene Route, so kann die Firma die Fahrt rekonstruieren und sich für den Kunden einsetzen, falls der Vorwurf berechtigt ist. Der Gast hat immer auch die Möglichkeit, am Schluss der Fahrt eine Bewertung abzugeben. Wir sind zufrieden.
Die Globalisierung des Taxi-Geschäfts
Damit stehen wir nicht allein. Uber ist mittlerweile in 36 Ländern und über hundert Städten präsent. Neben dem Limousinen-Service bietet der Start-up in bestimmten Städten auch Taxi-Fahrten mit normalen Fahrzeugen an. Gegründet wurde das Unternehmen 2009 als Limousinen-Service in San Francisco – in einer Stadt also, die berühmt ist für Internet-Millionäre und berüchtigt für den schlechten Taxi-Service. Uber wollte dem etwas entgegensetzen: Zuverlässigkeit und Qualität, auch was die Fahrzeuge anbelangt.
In die Schlagzeilen geriet Uber in den USA nicht zuletzt auch wegen der Preispolitik. Das Unternehmen behielt sich vor, in Ausnahmesituationen mit drastisch erhöhtem Bedarf an Fahrzeugen die Preise ebenfalls drastisch anzuheben.
Zum Beispiel während eines Unwetters oder an Festtagen. Kunden berichten, dass sie in der Neujahrsnacht das Sechsfache des üblichen Preises bezahlten. Die Empörung war gross, obwohl die Uber-App vor der Fahrt informiert hatte.
Aus diesem Fehler hat Uber gelernt, sagt Rasoul Jalali, Uber General Manager für die Schweiz. Aktuell werden die Preise auch bei starker Nachfrage maximal um fünfundzwanzig Prozent erhöht, damit die Fahrer einen Anreiz haben. Der Kunde wird aber vor der Fahrt immer über den Preisaufschlag informiert und muss diesen bestätigen.
Fahrt mit gutem Gewissen
Wer solche Praktiken nicht mag, dem bleibt der klassische Taxi-Service. Nach unserem Ausflug in der Limousine rufen wir über eine Zentrale ein normales Taxi für die gleiche Strecke. Auch nun müssen wir etwas länger warten als prognostiziert. Schliesslich erscheint ein Toyota Prius, gefahren von einem freundlichen Chauffeur namens Gustav Zilinsky, auch er ein alter Hase im Taxi-Geschäft.
Auf der Fahrt schildert der Bündner uns sein umweltfreundliches Hybrid-Fahrzeug und erklärt, wie populär dieses Modell bei Hollywood-Schauspielern ist. Er erzählt, wie betuchte Gäste aus den USA beim Dolder Grand Hotel seinem Toyota den Vorzug gaben und auf den bereitstehenden Mercedes verzichteten – aus ökologischen Gewissensgründen.
Wie bei der Fahrt in der Limousine sind wir nach rund fünzehn Minuten wieder am Ziel. Auch der Preis ist vergleichbar und trotzdem fragen wir uns: Muss es für diesen Katzensprung wirklich ein Luxus-Auto sein? Schliesslich verbraucht das Hybrid-Taxi etwa halb so viel Benzin, wie wir eben erfahren haben.