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Die Geschichte von «WipEout»
Aus Audio Aktuell SRF 3 vom 01.11.2018. Bild: Playstation Europe
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 30 Sekunden.
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Rausch der Geschwindigkeit Kein Game ist mehr 90er-Jahre als «WipEout»

Das futuristische Rennspiel aus England brachte zum ersten Mal Club Culture und Gaming zusammen.

Die Geschichte von «WipEout» ist eine Geschichte von superschnellen Flugzeugen und wegweisendem Grafik-Design, von Drogen und Red Bull, von Club Culture und Technomusik. Es ist eine Geschichte, die so nur in den 90er-Jahren passieren konnte.

Alles beginnt im Jahr 1995: Sony bringt mit der Playstation seine erste Spielkonsole auf den europäischen Markt. Das Gerät stellt zwar alle anderen Konsolen in den Schatten, ist aber nicht eben billig: In der Schweiz zum Beispiel kostet die Playstation stolze 490 Franken.

Die Playstation als Teil der Jugendkultur

Sony sucht deshalb nach einer zahlungskräftigen Zielgruppe und findet sie in den 20-30-Jährigen. Junge Leute mit Geld für Musik, Clubs und Partys in der Tasche – und hoffentlich auch für Games. «Hip Geeks» nennt sie Sonys Marketingdepartement und «WipEout» ist das Game, das sie zur Playstation bringen soll.

Im Grunde genommen ist «WipEout» bloss eine futuristische Variante von Nintendos «Mario Kart». Einer oder mehrere Spieler rasen in superschnellen Gleitern über verschiedene Rennstrecken. Unterwegs können sie Waffen und Hilfsmittel wie einen Autopiloten, Minen oder Raketen auflesen. Doch als «WipEout» im September 1995 auf den Markt kommt, ist es nicht einfach nur ein weiteres Rennspiel – es sieht aus und tönt, als käme es aus der Zukunft.

Nur ein Jahr später veröffentlicht Psygnosis – das Game-Studio hinter «WipEout» – mit «WipEout 2097» einen Nachfolger, der das Original noch übertrifft. Beide Games bringen das Lebensgefühl der mittleren 90er-Jahre auf den Punkt wie kein anderes kulturelles Erzeugnis neben ihnen. Der Plan der Marketing-Leute ist aufgegangen: Die Playstation ist Teil der Jugendkultur geworden.

Steht das «E» für «Ecstasy»?

Viel davon hat mit der Musik zu tun, die das Game begleitet. Die Liste der Musiker, die mitgearbeitet haben, liest sich wie ein Who’s who der elektronischen Musik der damaligen Zeit. Künstler wie Orbital, Leftfield, Underworld, The Chemical Brothers, The Future Sound of London, The Prodigy, Fluke und Photek steuern Acid-, Techno-, Drum’n’Bass- und Big-Beat-Tracks für die Rennen oder das zusätzlich veröffentlichte Soundtrack-Album bei.

Das europäische Marketing-Team von Sony, das in London zu Hause ist, richtet in angesagten Clubs wie Cream oder Ministry of Sound extra Playstation-Räume in, ein denen die Besucher «WipEout» spielen können. Die Sounds und Visuals der Tanzfläche finden sie im Game wieder. Partner der Club-Tour ist der Energy-Drink-Hersteller Red Bull. Die Marke kommt auch prominent im Spiel vor.

Radio-1-DJ Sara Cox und ein junger Mann, die beide stark aus der Nase bluten.
Legende: Blutige Nasen: Die Werbekampagne für «WipEout» hatte junge Club-Besucherinnen und -Besucher im Visier. Wikimedia

«WipEouts» Flirt mit der Clubkultur geht noch weiter. Auf Werbepostern für das Game ist Radio-1-DJ Sara Cox zusammen mit einem jungen Mann zu sehen. Beide haben eine blutige Nase. Das lässt nicht wenige Beobachter an eine Überdosis Drogen denken. Auch das «WipEout»-Logo selbst soll eine heimliche Referenz an Drogen enthalten: Das grosse «E» in der Mitte des Namens stehe für «Ecstasy», so der Verdacht.

2017 ist vorerst Schluss

Für Plakat und Logo ist The Designers Republic aus Sheffield zuständig, die auch Verpackung, Anleitung und alle Logos im Game designed hat. The Designers Republic ist eine der einflussreichsten Grafik-Agenturen der 90er-Jahre. Ihre Designs – eine Mischung aus japanischen Spielzeugverpackungen und russischem Konstruktivismus.

Das Cover des ersten «WipEout»-Games.
Legende: Hier ist die Zukunft: The Designers Republic war für das Design der ersten drei «WipEout»-Titel zuständig. Wikimedia

Bekannt geworden ist The Designers Republic durch die Zusammenarbeit mit Warp, einem der wichtigsten Label für elektronische Musik, und Künstlern wie Autechre oder Aphex Twin. Später kommen Kunden wie Coca-Cola, Adidas und MTV dazu. 1996 veröffentlichte Swatch sogar eine eigene Designers-Republic-Uhr. Heute gibt es die Agentur nicht mehr. Die Finanzkrise hat ihr das Genick gebrochen.

Die Geschichte von «WipEout» dagegen geht noch ein wenig weiter. Nach «WipEout» und «WipEout 2097» erscheinen sieben weitere Titel. Der letzte, «WipEout 2048», kommt 2012 heraus. Im gleichen Jahr muss Psygnosis – von Sony inzwischen in Studio Liverpool umbenannt – seine Türen schliessen. Trotzdem gibt es noch einen Nachschlag: 2017 erscheint die von einem neuen Studio entwickelte «WipEout Omega Collection» – ein Remix der vorhergehenden beiden «WipEout»-Titel.

Das Spielprinzip ist auch in dieser Version unverändert: Mit superschnellen, futuristischen Gleitern über schwierige Rennstrecke rasen und dabei treibende Techno-Musik hören. Bloss nach Zukunft sieht das heute nicht mehr aus. Nur noch nach den guten alten 90er-Jahren.

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