Die Sommernächte sind lau, die Stimmung locker, das Bier und der Drink – ob alkoholisch oder nicht – schmecken so gut wie sonst nie im Jahr: Im Sommer kommt Mittelmeerfeeling auf. Mediterrane Nächte in Schweizer Städten sind Sommernächte am Wochenende, die in den Restaurants draussen eine Stunde länger wie üblich dauern.
Pionierstadt Thun
Die Stadt Thun ist Vorreiterin bei den Schweizer Städten. Ihre mediterranen Nächte gibt es jetzt schon zum zehnten Mal. Während sieben Wochen, von Ende Juni bis Anfang August, können Restaurants jeweils freitags und samstags um eine Stunde bis halb zwei Uhr morgens verlängern.
«Wir hatten von Anfang an keine Probleme», sagt Eveline Salzmann, Vorsteherin Sektion Sicherheit und Soziales: «Wir führten im Vorfeld Gespräche mit allen beteiligten Kreisen, den Hoteliers, der Bar- und Clubkommission und mit der IG Stadt Thun. Diese ergaben eine Konsenslösung. Wir werden auch in Zukunft im Austausch bleiben.»
Die Krux mit der Bewilligung
Die Stadt Basel hat ihre mediterranen Nächte seit 2024. Eine Beschränkung auf bestimmte Wochen kennt Basel nicht. Während Thun oder zum Beispiel auch Chur eine Bewilligungspraxis ohne besondere administrative Hürden hat, verlangt Basel aber eine Baubewilligung mit einer Einzelfallprüfung: Die Behörden klären zum Beispiel ab, wie viele Anwohnende von Lärm betroffen sind.
Gibt es bereits Betriebe in einer bestimmten Zone, ist es für den Gesuchsteller einfacher, eine Bewilligung zu erhalten.
Wenig Interesse in Basel
Ob die aufwändige Basler Bewilligungspraxis eine Hürde für Betriebe darstellt, ist im Moment nicht klar. Ein politischer Vorstoss für mediterrane Nächte sei von den involvierten Kreisen sehr begrüsst worden, die Nachfrage danach aber tatsächlich eher gering, sagt Roland Frank, Leiter Stadtteilentwicklung der Stadt Basel.
Schaue man aber genauer hin, dann stelle man fest, dass einige Betriebe im Moment sowieso eine Ausnahmebewilligung für eine Verlängerung haben, die aber aufgrund der Fussball-EM der Frauen ausgestellt worden sei. Wie gross das Interesse tatsächlich sei, wisse man deshalb dann erst nach der EM.
Lärm ist kein Thema
Ein zentrales Diskussionsthema sind Lärmemissionen zu den späten Stunden. Zürich ist mit Sommerfesten gesegnet und kennt das Lärmproblem. Die Skepsis war deshalb in gewissen Stadtquartieren gross bei der Einführung der mediterranen Nächte und der damit verbundenen Verlängerung des Abends um eine Stunde. Abgesehen von einzelnen Reklamationen, blieben die Lärmklagen gegen das sommerliche «Rambazamba» aber aus.
Ein wichtiger Grund, dass dies in Zürich, aber auch in anderen Städten so ist, ist das Verbot, Lautsprecher aufzustellen und Musik zu spielen. In Thun müssen Betriebe zudem an die Sicherheitskosten der Innenstadt zahlen.
Mediterrane Nächte à gogo nicht erwünscht
Thun kennt keine Reklamationen. Ein Vorstoss verlangte eine Verlängerung auf zwei Uhr und eine Verdoppelung der maximalen Wochenzahl auf 14. Das war aber allen involvierten Kreisen zu viel und wurde abgelehnt. Zudem meldeten die Restaurants, wenn jemand eine halbe Stunde im Restaurant sitzt, konsumiert diese Person nicht mehr.