Um den Ölverbrauch zu reduzieren und weniger abhängig von russischen Energieimporten zu sein, schlägt die Internationale Energieagentur (IEA) verschiedene Massnahmen vor. Diese helfen nicht nur bei den Folgen des Ukraine-Krieges, sondern auch im Kampf gegen den Klimawandel. Beispiele hierfür sind, das Tempolimit auf Autobahnen, autofreie Sonntage, mehr Homeoffice oder Förderung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Gerade Letzteres im Alltag umzusetzen, fällt jedoch vielen schwer. Etwas mehr als die Hälfte aller Schweizer Pendlerinnen und Pendler wählten 2019 für den Arbeitsweg das Auto als Hauptverkehrsmittel (Quelle: BFS). Doch warum können wir unsere Verhaltensmuster nicht so einfach ändern?
Es braucht einerseits das Wissen, was man ändern kann. Andererseits aber auch die Motivation dazu, sowie eine entsprechende Infrastruktur.
Nebst dem Willen und der Motivation, seine Angewohnheiten zu ändern, braucht es natürlich auch eine entsprechende Infrastruktur. «Eine Person kann gute Vorsätze haben, doch keine Möglichkeit, beispielsweise auf die öffentlichen Verkehrsmittel auszuweichen, weil die Infrastrukturen am Wohnort nicht gegeben sind», erklärt Christina Tobler, Professorin für Wirtschaftspsychologie. «Dafür müsste man umziehen. Doch das kann eine zu grosse Hürde sein, da der Wohnort alleine nicht nur vom Arbeitsweg abhängt.»
Das Neun-Euro-Ticket
Um mehr Menschen das Zug- und Busfahren schmackhaft zu machen, gibt es in Deutschland ab Juni das «Neun-Euro-Ticket». Von Juni bis Ende August sollen Fahrgäste bundesweit für 9 Euro pro Monat im Nah- und Regionalverkehr fahren können. Eine gute Möglichkeit, auch eingefleischte Autofahrerinnen und -fahrer umstimmen zu können, die öffentlichen Verkehrsmittel zu einem günstigen Preis und für mehrere Wochen auszuprobieren, findet Tobler.
Das Neun-Euro-Ticket ist ein sehr schönes Beispiel, Menschen dazu zu motivieren, sich eine neue Angewohnheit anzueignen.
Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniere auch « bike to work », eine schweizweite Aktion zur Gesundheitsförderung in Unternehmen, erklärt die Expertin. «Man motiviert die Leute, über eine längere Zeit mit dem Velo zur Arbeit zu fahren und hofft, dass sich so ihre Verhaltensmuster ändert.»
Der Einfluss vom eigenen Umfeld
Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Menschen um uns herum. Wenn wichtige Personen aus unserem Umfeld ihre Gewohnheiten ändern, sind wir selber auch eher dazu bereit, diese anzupassen.
Soziale Normen sind für unsere Entscheidungen wichtig: Durch das Verhalten der Menschen im Umfeld wird vermittelt, was ein akzeptiertes Verhalten ist.
Ein Beispiel dazu zeigt eine Studie zur Wiederverwendung von Handtüchern in Hotels. Mit Schildern im Hotelzimmer werden wir regelmässig gebeten der Umwelt zuliebe auf das tägliche Wechseln der Handtücher zu verzichten. Dabei gab es ein Standard-Schild mit dem Hinweis «Helfen Sie, die Umwelt zu schützen», und eines mit «Tun Sie es den anderen Gästen dieses Hotels gleich und helfen Sie, die Umwelt zu schützen».
Gäste mit dem Standard-Schild waren weniger häufig dazu entschlossen, ihr Handtuch erneut zu verwenden, als diejenigen, die darüber informiert wurden, dass die meisten anderen Gäste das Handtuch nicht täglich austauschen lassen.