«Auf Eventtechnikerinnen und -techniker wird man erst aufmerksam, wenn etwas schiefläuft», sagt André Strebel, der als Projektleiter unter anderem Produktionen im Hallenstadion leitet. Dabei gäbe es keine Konzerte ohne sie.
Nur schon aufbautechnisch: 60 bis 80 Leute bauen das Konzert in acht Stunden auf und in drei Stunden wieder ab – und dies innert 24 Stunden. Alles muss extrem schnell gehen, denn oft wird drei Stunden nach einer Show bereits die nächste aufgebaut.
Auf Catwalks in 26 Meter Höhe
Grundsätzlich teilt man die Eventtechnik in drei Hauptbereiche: Ton, Licht und Video. Insgesamt existieren aber rund 20 verschiedene Funktionen. Etwa Monitor-Audio-Operators, die den Mix für die Band machen. Oder Stage Hands, die beim Ein- und Ausladen helfen.
Oder Rigger, also auf Konzerte spezialisierte Höhenarbeitende auf dem sogenannten Catwalk. Das ist ein gerade einmal 40 Zentimeter breites Brett in 26 Metern Höhe. Auf diesem balancieren Rigger, während sie die gesamte Technik am Dach installieren, die sie zuvor am Boden vorbereitet haben. Schwindelfreiheit ist ein Muss: Geländer gibt es dort oben keine, gesichert sind die Rigger bloss an einem Stahlseil.
Mag absurd klingen, aber bei Feuerwerk ist sogar immer mindestens eine Person vor Ort, die verantwortlich ist für einen einzigen Knopf, der das Feuer freigibt: «Der Ablauf ist zwar automatisch, aber aus Sicherheitsaspekten wird nur physisch abgefeuert», erklärt André Strebel. Zu 99 Prozent sei bei Hallenstadion-Shows technisch aber alles vorprogrammiert.
Kreativer ist der Job in kleineren Konzerthäusern, wo etwa die Tontechnikerin Florina Diemer mit Schweizer Bands wie Annie Taylor oder Long Tall Jefferson tourt. Auch wenn sie meist im Hintergrund bleibt, fühlt sie sich bei Konzerten oft sogar als Teil der Band: «Ich treffe ja auch Entscheidungen, die einen musikalischen Einfluss haben.» Sprich: Mit Effekten spielen, Stimmen und Instrumente hervorheben oder abmischen. «Das ist eine sehr coole Verantwortung», sagt sie.
Manchmal werde ich dafür bezahlt, meine Lieblingsband zu sehen.
Dem stimmt Daniele Brumana zu. Der Ton- und Lichttechniker war schon immer fasziniert von der Technik an Konzerten: «Bereits als kleines Kind habe ich immer Bühnen gezeichnet.» Die Faszination ist geblieben, er liebt seinen Job: «Manchmal werde ich dafür bezahlt, meine Lieblingsband zu sehen. Irgendwie surreal.» Trotzdem: Die Branche leidet unter starkem Personalmangel: «Erst seitdem aufgrund der Pandemie noch mehr Leute fehlen, wurden wir richtig sichtbar.»
Vor nicht langer Zeit noch rutschten die meisten Eventtechnikerinnen und -techniker schlicht durch Vitamin B in die Branche. Die Berufslehre Veranstaltungsfachmann/-frau EFZ existiert nämlich erst seit 2011. Coronabedingt kam es 2020 und 2021 zum krassen Einbruch der Anzahl Lehrstellen. Mit der Initiative «GoBackstage» bewirbt der Schweizer Verband technischer Bühnen- und Veranstaltungsberufe seither Eventtechnik-Berufe, um junge Leute zum Einstieg in das Berufsfeld zu animieren.
Das zeigt Wirkung: 2022 verzeichnete der Basislehrgang 15 Prozent mehr Lernende als im Vorjahr. Doch für Jörg Gantenbein, Präsident des Verbands, bleibt der Fokus klar: Es brauche noch mehr Nachwuchs, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. «Wir sind zwar auf dem Weg der Besserung, aber noch lange nicht dort, wo wir sein müssten.»