Basketballer Michael Jordan setzte auf die alten Hosen seines College-Teams, die er an den Matches unter den eigentlichen Shorts trug. Für die Sprinterin Mujinga Kambunji ist es eine spezielle Kette, die sie an den Wettkämpfen um den Hals trägt. Schwimmer Noè Ponti vertraut auf eine 20-Dollar-Münze von 1889, ein Geschenk seiner Grossmutter.
-
Bild 1 von 3. Michael Jordan: mit alten Shorts zum Erfolg. Bildquelle: Keystone/MICHEL LIPCHITZ.
-
Bild 2 von 3. Mujinga Kambunji: gutes Gefühl dank Halskette. Bildquelle: Keystone/MICHAEL BUHOLZER.
-
Bild 3 von 3. Noè Ponti: Eine Münze soll es richten. Bildquelle: Keystone/PATRICK B. KRAEMER.
Die Liste liesse sich beliebig erweitern und zeigt: Glücksbringer sind gerade im Sport gang und gäbe. Aber bringen Sie wirklich Glück und damit den Erfolg?
Routine statt Placebo-Effekt
«Ein Glücksbringer kann eine Person emotional unterstützen und ihr Sicherheit geben», sagt Sportpsychologe Jan Rauch. Eine Art Placebo-Effekt also, der sich möglicherweise positiv auf die Leistung auswirkt. «Allerdings darf er nicht zur Bedingung für Erfolg werden.»
Grundsätzlich unterscheidet Rauch zwischen Glücksbringern oder Glücksritualen und Routinen, wobei letztere für den Erfolg entscheidender seien. «In fast jeder sportpsychologischen Beratung geht es um individuelle Vorbereitungsabläufe, die den Athleten optimal auf den Wettkampf einstimmen.»
Solche Routinen sind bewusst eingeübte, funktionale Verhaltensweisen, die beispielsweise die Konzentration fördern und den Körper in den gewünschten Modus bringen. Glücksbringer können mit ihrer symbolischen Kraft zwar ergänzend wirken, haben mit der sportlichen Leistung aber wenig zu tun.
Der Versuch, das Schicksal gnädig zu stimmen
Schon seit Jahrhunderten versuchen die Menschen das Unkontrollierbare durch Symbole und Rituale positiv zu beeinflussen oder abzuwehren. «Glücksbringer geben Halt, Zuversicht und ein Stück Geborgenheit in schwierigen Situationen», sagt SRF-Philosoph Yves Bossart. «Sie sind der Versuch, das Schicksal gnädig zu stimmen.»
Man glaubt also, dem Glücksbringer wohne eine unsichtbare, helfende Kraft inne. «In Wahrheit ist es aber der Glaube daran, der uns hilft, nicht der Glücksbringer.» Heisst: Eigentlich sind es die positiven Gedanken, die stärkend wirken und das Selbstvertrauen steigern können. «Aber interessanterweise fällt es uns oft leichter, an ein helfendes Objekt zu glauben als an unser helfendes Ich.»
Tierische Glücksbringer aus aller Welt
Glücksbringer sind in sämtlichen Kulturen und Religionen verbreitet. «In China gelten zum Beispiel Grillen und Zikaden als Glücksbringer», sagt SRF-Korrespondent Samuel Emch. Die Tiere werden gar in Käfigen verkauft und als Haustiere gehalten. «Grillen stehen für ein langes Leben, für den Aufbruch und damit eben auch für Glück.»
-
Bild 1 von 3. Haustier und Glücksbringer: Die Grille hat in China eine spezielle Bedeutung. Bildquelle: Keystone/DIEGO AZUBEL.
-
Bild 2 von 3. Gigantischer Glücksgaul: Das mit 12 Metern Höhe grösste Dalapferd steht im schwedischen Avesta. Bildquelle: Depositphotos.
-
Bild 3 von 3. Farbiger Stubentiger: Orange Katzen gelten in Russland als Glücksbringer. Bildquelle: Depositphotos.
In Schweden ist es das Dalapferd, das Glück bringen soll. «Das sind farbige Holzpferde, die man verschenkt, beispielsweise, wenn jemand in ein Haus einzieht oder heiratet», sagt Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann. Erste Vorläufer der Dalapferde stammen aus dem 18. Jahrhundert. «Inzwischen sind die Figuren längst international bekannt.» Das grösste Dalapferd steht im schwedischen Avesta und ist 12 Meter hoch.
Auch in Russland ist es ein Tier, das für Glück steht: die orange oder mehrfarbige Katze. «Während das schwarze Exemplar gleich wie bei uns Pech bringen soll, sind die farbigen Tiere gern gesehen», erklärt Russland-Korrespondent Calum McKenzie. «Sie gelten als Glücksbringer und Geldmagnet.»