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Hufeisen, Marienkäfer und Co. Was nützen eigentlich Glücksbringer?

Eine Extraportion Glück zum richtigen Zeitpunkt kann ein ganzes Leben verändern. Nur gibt es dieses Glück weder in Flaschen noch als Brotaufstrich, möglicherweise aber in Form eines Glücksbringers. Abergläubischer Hokuspokus oder steckt doch mehr dahinter?

Basketballer Michael Jordan setzte auf die alten Hosen seines College-Teams, die er an den Matches unter den eigentlichen Shorts trug. Für die Sprinterin Mujinga Kambunji ist es eine spezielle Kette, die sie an den Wettkämpfen um den Hals trägt. Schwimmer Noè Ponti vertraut auf eine 20-Dollar-Münze von 1889, ein Geschenk seiner Grossmutter.

Die Liste liesse sich beliebig erweitern und zeigt: Glücksbringer sind gerade im Sport gang und gäbe. Aber bringen Sie wirklich Glück und damit den Erfolg?

Routine statt Placebo-Effekt

«Ein Glücksbringer kann eine Person emotional unterstützen und ihr Sicherheit geben», sagt Sportpsychologe Jan Rauch. Eine Art Placebo-Effekt also, der sich möglicherweise positiv auf die Leistung auswirkt. «Allerdings darf er nicht zur Bedingung für Erfolg werden.»

SRF 3 sucht Glücksbringer für die Frauen-Nati

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Sind Sie Fan der Schweizer Nati? Haben Sie ein kreatives Talent und möchten für das Nationalteam einen Glücksbringer für die Women’s Euro 2025 gestalten?

Dann melden Sie sich hier oder via WhatsApp auf 079 308 33 33 und vielleicht sitzt schon bald ein von Ihnen kreierter Glücksbringer neben den Spielerinnen auf der Bank.

Unsere Spielerinnen wünschen sich einen Bären als Glücksbringer.

Ein Bär strahlt für die Spielerinnen Willensstärke aus. Ausserdem hat die Bärenfamilie – genauso wie das Nationalteam – einen engen Zusammenhalt.

Wie der Bär aussieht, ist komplett Ihnen überlassen: Sie können sägen, häkeln, hämmern, stricken, nähen … Hauptsache, er bringt Glück!

Grundsätzlich unterscheidet Rauch zwischen Glücksbringern oder Glücksritualen und Routinen, wobei letztere für den Erfolg entscheidender seien. «In fast jeder sportpsychologischen Beratung geht es um individuelle Vorbereitungsabläufe, die den Athleten optimal auf den Wettkampf einstimmen.»

Schweizer Skifahrer Gael Zulauf sitzt im Schnee und visualisiert die Rennstrecke vor dem Rennen.
Legende: Vorbereitungsroutine auf der Piste: Skirennfahrer Gael Zulauf bereitet sich auf das Rennen vor, indem er die Strecke visualisiert. Keystone/ALESSANDRO DELLA VALLE

Solche Routinen sind bewusst eingeübte, funktionale Verhaltensweisen, die beispielsweise die Konzentration fördern und den Körper in den gewünschten Modus bringen. Glücksbringer können mit ihrer symbolischen Kraft zwar ergänzend wirken, haben mit der sportlichen Leistung aber wenig zu tun.

Der Versuch, das Schicksal gnädig zu stimmen

Schon seit Jahrhunderten versuchen die Menschen das Unkontrollierbare durch Symbole und Rituale positiv zu beeinflussen oder abzuwehren. «Glücksbringer geben Halt, Zuversicht und ein Stück Geborgenheit in schwierigen Situationen», sagt SRF-Philosoph Yves Bossart. «Sie sind der Versuch, das Schicksal gnädig zu stimmen.»

Vierblätteriges Kleeblatt in Grossaufnahme.
Legende: Seltenes Naturphänomen: Auch das vierblätterigen Kleeblatt soll Glück bringen. Keystone/HERIBERT PROEPPER

Man glaubt also, dem Glücksbringer wohne eine unsichtbare, helfende Kraft inne. «In Wahrheit ist es aber der Glaube daran, der uns hilft, nicht der Glücksbringer.» Heisst: Eigentlich sind es die positiven Gedanken, die stärkend wirken und das Selbstvertrauen steigern können. «Aber interessanterweise fällt es uns oft leichter, an ein helfendes Objekt zu glauben als an unser helfendes Ich.»

Tierische Glücksbringer aus aller Welt

Glücksbringer sind in sämtlichen Kulturen und Religionen verbreitet. «In China gelten zum Beispiel Grillen und Zikaden als Glücksbringer», sagt SRF-Korrespondent Samuel Emch. Die Tiere werden gar in Käfigen verkauft und als Haustiere gehalten. «Grillen stehen für ein langes Leben, für den Aufbruch und damit eben auch für Glück.»

In Schweden ist es das Dalapferd, das Glück bringen soll. «Das sind farbige Holzpferde, die man verschenkt, beispielsweise, wenn jemand in ein Haus einzieht oder heiratet», sagt Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann. Erste Vorläufer der Dalapferde stammen aus dem 18. Jahrhundert. «Inzwischen sind die Figuren längst international bekannt.» Das grösste Dalapferd steht im schwedischen Avesta und ist 12 Meter hoch.

Auch in Russland ist es ein Tier, das für Glück steht: die orange oder mehrfarbige Katze. «Während das schwarze Exemplar gleich wie bei uns Pech bringen soll, sind die farbigen Tiere gern gesehen», erklärt Russland-Korrespondent Calum McKenzie. «Sie gelten als Glücksbringer und Geldmagnet.»

Radio SRF 3, 2.6.2025, 7:10 Uhr ; 

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