Ob im EM-Final vor einem Millionenpublikum oder beim Strassenkick im Quartier: Wer Fussball spielt, möchte gewinnen.
Beim Konzept «Play more Football», das der Schweizerische Fussballverband (SFV) im Kinderfussball eingeführt hat allerdings, gibt es keine offiziellen Resultate und Tabellen – zumindest nicht in den Nachwuchsstufen E, F und G. Dafür sind bei den fünf- bis zehnjährigen Kindern neue Spielformate im Einsatz.
«Wir möchten verhindern, dass Kinder mit Fussballspielen aufhören, weil sie zu wenig zum Zug kommen», sagt Dominik Müller, beim SFV für den Kinderfussball zuständig. «Ziel ist es, auch die weniger dominanten Spieler oder jene, die körperlich noch nicht so weit entwickelt sind, besser einzubeziehen.»
Mehr Spielfreude, weniger Druck im Kinderfussball
Bei «Play more Football» geht es unter anderem um altersgerechte Spielformen auf dem Kleinfeld (ca. 20x15m). «Beim Spiel 2 gegen 2 oder 3 gegen 3 entstehen laufend neue Situationen, die es zu meistern gilt», erklärt Müller. Der Clou: Die Kinder greifen auf zwei Tore an, zwei weitere Tore müssen sie verteidigen. «Das fördert Technik und Spielintelligenz.»
Ab der Stufe F wird auch 4 gegen 4, ab der Stufe E dann 6 gegen 6 auf dem Grossfeld (ca. 25x20m) gespielt. Mit dem Wechsel zu den D-Junioren startet der Meisterschaftsbetrieb – erst mit 7ner-, dann mit 9er-, ab der C-Stufe mit dem 11er-Fussball auf dem Grossfeld.
«Play more Football»: Zum Beispiel beim FC Männedorf
«Erst war ich skeptisch», sagt Nick Ernst, der beim zürcherischen FC Männedorf die Umsetzung von «Play more Football» verantwortet. «Bald aber habe ich realisiert, dass die Kinder von den neuen Spielformen profitieren.» Auch die Trainerinnen der E-Juniorinnen, Yasmin Akin und Selina Zwimpfer sind begeistert: «Auf dem Kleinfeld sehen wir besser, wie sich die einzelnen Spielerinnen verhalten», sagt Akin. Zwimpfer: «So können wir gezielter an deren Stärken und Schwächen arbeiten.»
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Bild 1 von 3. Vom Konzept begeistert: Die Verantwortlichen des FC Männedorf sind nach anfänglicher Skepsis überzeugt von «Play more Football». (v.l. Selina Zwimpfer, Nick Ernst, Yasmin Akin). Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Kleinfeld vs. Grossfeld: Die E-Juniorinnen Leni und Jennifer ... Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. ... sowie die beiden E-Junioren Diego und Men-Andri spielen lieber «richtigen» Fussball. Bildquelle: SRF.
Und was sagen die Kinder? «Grossfeld ist uns lieber», so das Feedback der Spielerinnen Leni und Jennifer. Bei den Jungs klingt es ähnlich. «Grössere Tore gefallen mir besser», sagt Diego. Men-Andri ergänzt: «Dafür ist das Kleinfeld gut für die Kondition, man ist immer in Bewegung.» Dass es keine Ranglisten gibt, stört den Nachwuchs nicht.
Wo bleibt der Leistungsgedanke in der Nachwuchsförderung?
Im Kinderfussball steht der Spielspass im Vordergrund. «Erlebnis vor Ergebnis», lautet das Credo des Fussballverbands. «Sich zu früh an Ranglisten und Resultaten zu orientieren, ist nicht sinnvoll», sagt Dominik Müller vom SFV.
«Geht es um etwas, kann es sein, dass die Trainer nur die Besten spielen lassen.» Genau das möchte der Verband mit «Play more Football» verhindern.
Die Kinder geben auch so alles und wollen immer gewinnen.
Mehr Breite, mehr Wohlfühlen, weniger Druck – wo bleibt da der Leistungsgedanke? Bringen unsere Shaqiris und Xhakas von morgen noch den nötigen Biss und Siegeswillen auf den Platz? «Keine Sorge, die Kinder geben auch so alles und wollen immer gewinnen.» Die langfristige Entwicklung sei viel wichtiger als der kurzfristige Erfolg, betont Müller.
Eine landesweit einheitliche Nachwuchsförderung ist die Basis erfolgreicher Fussballgenerationen. «Beim SFV hoffen wir natürlich auch, dass wir künftig in der Schweiz viele kreative Talente haben werden – auch dank 'Play more Football'.»