In den 70er-Jahren war das Töffli in der Schweiz auf seinem Höhepunkt. Über eine halbe Million Gefährte waren registriert. Danach kamen Helmpflicht und Umweltbewusstsein: Immer weniger Leute fuhren mit den motorisierten Zweirädern herum. In den letzten Jahren erlebte das Töffli in diversen Kantonen ein Comeback. Gemäss Bundesamt für Statistik waren im Kanton Zürich 2014 rund 12'500 Töffli registriert. 2024 waren es 14'500. Besonders stark ist der Anstieg in den Kantonen Thurgau und Zug. Im Thurgau stieg die Zahl der registrierten Töffli von knapp 5'000 auf fast 8'500, in Zug von etwa 1'000 auf 1'700.
In vielen Kantonen kann die genaue Zahl der Töffli nicht ermittelt werden, weil die Strassenverkehrsämter nicht zwischen schnellen E-Bikes und sogenannten Motorfahrrädern (also Töffli) unterscheiden. Beide Fahrzeuge benötigen das gelbe Nummernschild.
Töffli für über 7'000 Franken
Der Töffli-Boom merkt auch Beat Camenzind vom Sport-Schopf in Immensee im Kanton Schwyz: «Seit ungefähr zehn Jahren merken wir, dass wieder viel mehr Töffli repariert und revidiert werden.» Es seien vor allem jene Marken beliebt, die heute nicht mehr hergestellt werden. «Die legendären Zwei-Gang-Töffli von Puch oder Sachs haben heute einen besonderen Wert, weil man sie nicht mehr neu kaufen kann.»
«Ein Puch mit einer 2-Gang-Handschaltung konnte man in den 70er-Jahren für ungefähr 1'200 Franken kaufen. Heute zahlt man bis zu 7'500 Franken», sagt Camenzind. «Ein Piaggio Ciao gabs für knapp 900 Franken. Heute werden sie teilweise für 3'500 Franken angeboten.»
E-Bikes und Elektro-Motorräder haben keine Seele. Der Sound fehlt.
Willy Wermelinger bietet mit seinem Zuger Unternehmen «event&more» Töffli-Touren an: «Wir haben vor elf Jahren mit zehn Töffli angefangen und hatten im Jahr ungefähr 370 Fahrten. Heute besitzen wir 60 Töffli und jährlich haben wir über 3'000 Kundinnen und Kunden.» Wermelinger erklärt sich den Boom mit dem Nostalgie-Gefühl, das viele Leute suchen. «Auf dem Töffli ist man wieder 14 Jahre alt. Man bleibt jung. E-Bikes und Elektro-Motorräder sind schön und gut, aber die haben keine Seele. Da fehlt der Sound.»
Auch Matthias Kälin freut sich über den Töffli-Boom. Sein Unternehmen «Mofun» organisiert im Kanton Schaffhausen Töffli-Touren. Er geht davon aus, dass er und andere Touren-Anbieter ihren Beitrag zum Boom geleistet haben: «Vor ungefähr 10 bis 15 Jahren haben viele Organisationen angefangen, Töffli zu vermieten. Ich kann mir vorstellen, dass das zur Töffli-Begeisterung beigetragen hat.»
«Sie fühlen sich wieder jung»
Kälin hat vor allem Kundinnen und Kunden, die früher selbst ein Töffli hatten. «Das Töffli bringt unsere Kunden in diese Zeit zurück. Sie spüren wieder die Freiheit und fühlen sich wieder jung.» Einige sind offenbar so begeistert, dass sie sich danach selbst ein Töffli kaufen und daran herumbasteln. Wermelinger sagt: «Ein Töffli-Motor ist sehr simpel. Da fühlt man sich mit wenig Know-How wie ein richtiger Mech.»
Mittlerweile gibt es in der ganzen Schweiz Töffli-Treffen der verschiedensten Arten. Im Thurgau kann man eine Töffli-Tour mit einem Fondue-Plausch verbinden. Im Appenzellerland kann man auf Töffli-Touren die Berglandschaft geniessen. Und in Ennetmoos im Kanton Nidwalden findet jedes zweite Jahr die legendäre Teffli Rally statt – dort treffen sich 30'000 Töffli-Begeisterte.