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50 Prozent weniger CO₂ Wie grün sind Coldplay wirklich?

Auf ihrer aktuellen Tour wollen die Engländerinnen und Engländer ihre Emissionen um die Hälfte reduzieren. Nach einem Jahr ziehen sie eine positive Zwischenbilanz, aber: Das ist nicht die ganze Rechnung.

Momentan befinden sich Coldplay mit ihrer Platte «Music of the Spheres» auf zweijähriger Welttournee und spielen am 1. und 2. Juli im Zürcher Letzigrund. Dabei wollen die Engländerinnen und Engländer eigenen Angaben zufolge so nachhaltig wie möglich unterwegs sein. Zur Tour-Halbzeit checkt SRF 3, wie gut ihnen das gelingt.

Helena Gini Mühlhaus

SRF Musikredaktorin

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Helena Gini Mühlhaus arbeitet als Musikredaktorin für SRF.

Was steckt dahinter?

2019 sagte Frontmann Chris Martin gegenüber der BBC , dass sie erst wieder touren wollen, wenn dies «nachhaltiger möglich ist oder gar einen positiven Effekt auf die Umwelt haben kann».

Später gab er zu , dass er mit diesem Satz «einfach etwas Cooles sagen» wollte, die Band begann jedoch, sich ernsthaft mit dem Thema zu befassen und setzt das Vorhaben aktuell in die Tat um.

Wie wollen sie das schaffen?

Laut offizieller Website ist es eines der grössten Ziele der Gruppe, ihren CO₂-Fussabdruck im Vergleich zur Tour 2016/17 um die Hälfte zu verringern. Erreichen wolle sie dies unter anderem mittels effizienter Tourplanung (also nicht von den USA nach Australien und gleich wieder zurück jetten).

Weiter soll bei ihren Shows zu 100 Prozent erneuerbare Energie eingesetzt werden. Diese setze sich aus Solar- und Windenergie und Biodiesel zusammen sowie aus Strom, den die Fans am Konzert erzeugen: Zum einen durch Strampeln auf rund 15 Velos, zum anderen wandeln spezielle Tanzflächen Schritte in Energie um. All das werde in einem Akku gespeichert, der aus 40 recycelten Autobatterien besteht.

Für jedes verkaufte Ticket lassen Coldplay einen Baum pflanzen, vermeiden Einweg-Plastik an ihren Konzerten und haben dafür gesorgt, dass ihre berühmten LED-Armbänder recycelbar sind. Mit den Toureinnahmen wollen sie zudem Umweltschutz-Projekte wie «The Ocean Cleanup» oder «ClientEarth» unterstützen.

Haben sie es geschafft?

Ihr Ziel hat die Band nur sehr knapp verfehlt: Laut eigenen Angaben konnte sie ihre Emissionen nach einem Jahr Tour um 47 Prozent reduzieren. Genauere Angaben macht sie aber nicht.

Die Emissionen komplett zu eliminieren, ist gar nicht möglich, sagt Moritz Meier vom Nachhaltigkeits-Verband Vert le Futur zu SRF 3. Konsum verursache immer CO₂-Ausstoss, «eine Welttournee wird nie Netto-Null sein – ausser, man kompensiert viel».

Ist das die ganze Rechnung?

Während die Band ihre Show komplett mit erneuerbarer Energie betreibt, gilt dasselbe nicht unbedingt für die Venue. Diese benötigt rund zehnmal mehr Strom, sagt der stellvertretende Manager des Stadion Letzigrund, Andreas Bachmann, gegenüber SRF 3.

Von wie viel Energie reden wir? Meier veranschaulicht: «Wenn Coldplay im Letzi spielen, brauchen sie etwa so viel Strom wie ein halber Haushalt im Jahr und das Stadion benötigt ungefähr so viel wie fünf Haushalte.» Zwei Letzigrund-Shows von Coldplay brauchen grob gerechnet also so viel Energie wie elf Schweizer Haushalte in einem ganzen Jahr.

Was bringt's?

Alle Aspekte ihrer Auftritte können Coldplay nicht kontrollieren, darunter die Stadien, in denen sie spielen. Offenbar versuchen sie aber, so nachhaltig wie möglich zu touren, ohne nennenswerte Kompromisse bei der Präsentation ihrer Show machen zu müssen.

Coldplay nehmen damit eine Pionierfunktion ein und machen wichtige Schritte in Sachen Nachhaltigkeit im Live-Musik-Business. Der Ansatz ist löblich – und würde auch anderen Acts ihres Kalibers gut stehen.

Radio SRF 3, 28.6.2023, 07:15 Uhr

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